Cronian - Enterprise

cronian_enterprise.jpgZwei Jahre nach „Terra“ haben Oystein G. Brun (BORKNAGAR) und Mr. V (VINTERSORG) mit „Enterprise“ bereits einen Nachfolger am Start, was unterstreicht, dass es sich bei CRONIAN nicht nur um ein einmaliges Projekt handelt. Und wenn man sich die musikalische Ausrichtung von CRONIAN anschaut, dann macht dieses Projekt durchaus Sinn. Brun und Mr. V verschmelzen auf „Enterprise“ Progressive Rock, Black Metal, Klassik, Filmmusik, 70ties Mucke und unzählige weitere Einflüsse, von daher kann man nicht behaupten, CRONIAN klingen wie ein Abklatsch der beiden Hauptbands der Protagonisten. Ja eigentlich müsste man davon ausgehen, dass am Ende etwas Großes dabei rauskommt, wenn sich zwei solche Querdenker zusammentun.
Wenn ich mir „Enterprise“ so anhöre, werde ich das Gefühl nicht los, dass beide an ihren zu hohen Ambitionen scheitern. Das wird ganz besonders daran deutlich, dass sie orchestralen Metal darbieten wollen, dabei aber schlicht und einfach das Orchester vergessen bzw. durch ein synthetisches ersetzen, das billiger und grausamer klingt als vieles in den Neunzigern, als diese Symbiose noch etwas Revolutionäres war.

Von daher muss ich eine Vorwarnung gleich zu Beginn geben. Die Keyboards haben auf „Enterprise“ ganz klar die Oberhand, stellenweise hat man das Gefühl, das zweite CRONIAN Album sei ein Album ohne Gitarren. An sich ja eine nachvollziehbare Entscheidung, denn CRONIAN legen deutlich mehr Wert auf Atmosphäre als auf griffige Songs, zu denen man abgehen kann. „Enterprise“ ist nun mal ein Album für den Kopf mitsamt Kopfhörer; wenn nur diese Keyboards und Synthiesounds nicht vielfach so seltsam erklingen würden. 
Ich gebe zu, dass es CRONIAN schaffen, etwas Eigenständiges auf die Beine zu stellen, das bezahlen sie letztlich aber damit, dass „Enterprise“ nichts halbes und nichts ganzes geworden ist. 

Beim Opener „Diamond Skies“ funktioniert dieses Konzept noch ausgesprochen gut. Hier sind noch Strukturen eines Songs zu erkennen und das wechselseitige Hin und Her zwischen Growls und glasklarem Gesang kann faszinieren. Aber bereits bei der längeren orchestralen Eröffnung von „Arcades“ zeigt „Enterprise“ eine erste Schwäche, und warum die beiden Herren diesen so was von unpassenden Blastpart eingestreut haben, bleibt mir nach wie vor ein Rätsel. Immerhin der Refrain lässt aufhorchen. Und das gilt auch für das mittelmäßige „Nine Waves“, aber bis man den Refrain erreicht hat, muss man erst einmal ausharren und eben auf besseres hoffen. Und ein Stück weit besser wird es bereits bei „Project:Hibernation“, vor allem im Vergleich zu „Nine Waves“. Und noch viel mehr im Vergleich zum langatmigen orchestral-instrumentalen Zwischenspiel „Cirque“, das für mich den Titel „unnötigster Song des Jahres“ trägt.    

Nach diesem „Lowlight“ des Jahres, kommt mit dem aggressiven „Deportation“ immerhin noch das Highlight von „Enterprise“ zum Zuge, dessen ruhiger Mittelteil mich gerade gesanglich an das aktuelle Soloalbum von WARREL DANE erinnert. Aber nach jedem „auf“ kommt auch wieder ein „ab“ und so hat „Moving Panorama“ außer einem einmal mehr faszinierenden Refrain nichts Nennenswertes zu bieten. Aber das ist immer noch mehr als das vorletzte „The Encounter“ zu bieten hat, das langatmig und langweilig am Hörer vorbeirauscht. Und nachdem man sich durch das abschließende „Enddurance“, das besser den Titel „Cirque Part II“ tragen würde, gequält hat, sind die Fragezeichen bezüglich „Enterprise“ noch größer.

Eines ist jedenfalls sicher. Das zweite CRONIAN Album ist eines der schwer verdaulichsten Alben des Jahres. Man muss sich mit den Songs auseinander setzen und auch wenn „Enterprise“ mit 48 Minuten nicht außergewöhnlich lang ausfällt, hat man das Gefühl, man hat einen 70-minütigen Trip hinter sich. „Enterprise“ ist definitiv kein Album, das man mehrfach hintereinander hört.  
Und nach fast zehnfacher Zufuhr von „Enterprise“ kann ich für mich mit Fug und Recht behaupten, dass ich mich mit den neun Songs von „Enterprise“ auseinandergesetzt habe, und nachdem das Pendel immer noch nicht in den oberen Bereich ausgeschlagen hat, kapituliere ich vor „Enterprise“.
    
Das aktuelle Werk von Oystein G. Brun und Mr. V ist unterm Strich ein Album, das nur schwer zu bewerten ist, denn einigen wirklich großartigen Passagen steht an einigen Stellen auch musikalischer Müll entgegen. So Leid’s mir tut und so sehr ich die Musik und die Atmosphäre an manchen Stellen auch mag, eine Empfehlung kann ich für „Enterprise“ nicht aussprechen. „Dies ist die Musik aus der Zukunft, für die Zukunft!“, mit diesen Worten schließt das Presseinfo. Ganz ehrlich, wenn so die Zukunft klingt, möchte ich sie nicht erleben. (Maik)


Bewertung: 5,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 48:42 min
Label: Indie Recordings/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 14.11.08

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