OTR - Mamonama

otr_mamonama.jpgEs ist schon erstaunlich, wie alte Hasen, die man schon längst „für Tod geglaubt hatte“, plötzlich wieder auftauchen. So auch im Falle OTR (= „On The Rocks“), dem neuen Betätigungsfeld der ehemaligen URIAH HEEP Stimme John Lawton und dem ehemaligen FOCUS Gitarristen Jan Dumee, die sich im Jahre 2006 zusammengetan haben, um einen musikalischen Neuanfang zu starten.
Unterstützung fanden die beiden bekannten Namen in einem brasilianischen Rhythmus-Trio, bestehend aus Xande Figueiredo (Drums), Ney Conceicao (Bass) und Marvio Ciribelli (Tasten), die bereits auf dem 2005er Livealbum „Rio On The Rocks“ von Jan Dumee zu hören waren.
Ergebnis dieser nicht alltäglichen Zusammenarbeit ist das Album „Mamonama“, das fernab von Genregrenzen gut unterhält.

Denn „Mamonama“ ist keineswegs ein Schnellschuss von zwei Musikern, nach denen heute eigentlich kein Hahn mehr kräht, sondern wirkt in seiner Gesamtheit sehr durchdacht. Durchdacht bedeutet in diesem Falle aber nicht berechenbar oder gar kommerziell, dazu sprengen die einzelnen Songs viel zu viele Grenzen. Rock, Jazz, Blues, Fusion, Progressive, Soul; und das sind nur die Hauptzutaten von „Mamonama“. Als Vergleichsband fällt mir lediglich die unterbewerteten ANYONE’S DAUGHTER ein, die zwar deutlich progressiver zu Werke gehen, aber eine ähnlich soulige Stimmung erzeugen können.

Wie nicht anders zu erwarten, lebt das Album vor allem vom virtuosen Gitarrenspiel Dumee’s und dem warmen Gesang John Lawton, der nach wie vor gut bei Stimme ist. Sein angenehmes Timbre passt vorzüglich zu den größtenteils entspannten und entspannenden Songs. Doch gerade in den swingenden Passagen wird auch der Einfluss der südamerikanischen Backingband deutlich. Ich behaupte, mit europäischen Begleitmusikern hätte „Mamonama“ wieder anders geklungen.   

Akustische Gitarren leiten den Opener „Ghetto“ ein, ein locker-leichter Jazzrocker, der auf gelungene Weise diese beiden Stile verbindet; dabei wissen besonders die schönen Orgelversatzstücke zu begeistern. Abwechslungsreich geht’s mit „Taking You Down“ weiter, das durch einen schönen Ohrwurmrefrain besticht.
Neben den Stilen Rock, Jazz und Blues, kommen beim dritten Song „Hello“ auch noch Einflüsse aus dem Gospelbereich zum Vorschein, die erst einmal abschrecken. Doch hat man sich einmal daran gewöhnt, entwickelt sich „Hello“ als Mischung aus Ballade und musicalartigem Song zum Highlight von „Mamonama“. Gerade „Hello“ zeigt ganz besonders, was für ein begnadeter Sänger John Lawton nach wie vor ist.
Bei „The Corner Club“ wird’s zum ersten, und nicht zum letzten, Mal richtig bluesig, dafür rockt das Titelstück gut nach vorne los; ganz eindeutig der rockigste Song von „Mamonama“ und gleichzeitig Anspieltipp, für diejenigen, die sich vom OTR Debüt einmal ein Bild machen wollen.
 
Freunde der akustischen Gitarre kommen bei „Steal The Night“ am ehesten auf ihre Kosten, eine wirklich schöne Halbballade, die trotz einer Spielzeit von über 7 Minuten nie langweilig wird.
Da kommt das anschließende frickelige „Face To Face“ wie gerufen, doch bereits hier machen sich die ersten Ermüdungsanzeichen bemerkbar, die dann leider dazu führen, dass „Mamonama“ im hinteren Drittel die Luft ausgeht. „Shine“ ist zwar prinzipiell ganz angenehm, rauscht aber trotzdem am Hörer vorbei, und auch das kurze fetzige „Woman“ ist kein Reißer. Zum Abschluss greift man bei „Ride On“ zusätzlich noch in die Schublade Countrymusik, was schlussendlich dann doch zu viel des guten ist.

„Mamonama“ ist ein Album, das man mit anderen Maßstäben messen muss, denn was die fünf Musiker in audibler Form abliefern, ist wie beschrieben nur ganz am Rande neckbreakerrelevant. Doch aufgeschlossene Hörer werden auch am Rand hervorragende Musik finden, und das OTR Debüt ist dafür ein gutes Beispiel. (Maik) 


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 49:50 min
Label: Lion Music
Veröffentlichungstermin: 10.10.08

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