Die Sonderstellung von WALLS OF JERICHO wurde allerorts aufgrund der Brüllwürflerin Candace schon zu Genüge beschrieben und bedarf eigentlich keines weiteren Kommentars mehr. Aber insgesamt über 100 000 verkaufte Einheiten erreicht man nicht, wenn man einfach nur eine Frau in dieser extremeren Musik-Sparte ans Mikro stellt - da muss schon ein wenig mehr her!
So ließen mich die bisherigen Releases der Detroiter noch relativ kalt (bis auf die "Redemption"-EP letztlich); die Live-Darbietungen waren da schon ein anderes Kaliber - wie Candace über die Bretter tobt, sollte man echt einmal erlebt haben!
Und so war ich auch gespannt, wie WALLS OF JERICHO nach dem Ausflug in ruhigere Gefilde Anfang des Jahres die Umstellung des Hebels zurück auf "Energie" meistern würden.
Und die "Energie" heisst in diesem Fall ganz klar "Metal"! Wie viele andere ehemaligen Hardcore-Bands steckt nun auch WALLS OF JERICHO zu drei Vierteln im metallischen Acker und bricht nur noch selten in corige Up Tempo-Prügelei aus - aber dafür dann puristisch und in Manier richtig alter Schule - siehe "Famous last Words", welches besonders live in weniger als 2 Minuten dem Pit-Gänger alles abverlangen wird.
Ansonsten überwiegt mittlerweile der brachiale Mosh-/Thrash-Core, der aber facettenreich und wie immer auf oberstem Energie-Level dargeboten wird. Schon vom ersten Track "The new Ministry", der als eine Mischung aus Intro und Einleitung daher kommt (natürlich idealst für die Live-Perfomance) an, bemerkt man auch den etwas veränderten Gesangsstil bei Mrs. Kucsulain. Das üble Gekeife und die heiseren Attacken vergangener Tage sind gänzlich verschwunden und hat den voluminöseren Growls Platz gemacht. In den wenigen Spoken Word-Passagen aber wird einem erst wieder bewusst, daß hier eine Frau ins Mikro röhrt - Wahnsinn, was die Gute hier wieder abliefert.
Die beiden Tracks nach dem Opener, "II. The Prey" und der Titeltrack weisen dann den veränderten Weg von WOJ an: Mehr Thrash-Riffs, mehr Double-Bass-Stakkato und mehr Groove bestimmen das Gesamtbild. Natürlich wird das Rad musikalisch gesehen nicht neu erfunden, aber ins Gähnen kommt man genauso wenig. Sogar "rockige" Momente wie bei "Feeding Frenzy" (erinnert mich total an DANKO JONES) wurden involviert. Und auch ein akustische Outro wie bei "Discovery of Jones" und das zum ruhigen Ausklang ideale "The Slaughter begins" zeugen von mehr Mut und Selbstvertauen, welches sich die Band offenbar bei den Aufnahmen der Akustik-EP geholt hat.
Von den übrigen Tracks möchte ich noch "I. The Hunter" (brachialer Beginn!) und "A long walk Home" (erinnert im Riff gar an "Stripped, raped and strangled" von CANNIBAL CORPSE) empfehlen.
Ein weiteres Plus ist die (natürlich) druckvolle Produktion und die nahezu nahtlose Abfolge der Tracks, was kaum Zeit zum Luftholen lässt. Mit dem Effekt, daß "The American Dream" in gefühlten 5 Minuten durch den Player flitzt.
Denn der Fünfer schafft es, mitreissende und gnadenlose Tracks im Spagat zwischen Metal und Core zu schreiben, auf deren Live-Umsetzung ich mich bei der kommenden "Hell on Earth"-Tour schon verdammt freue!
(Brix)
Bewertung: 8 / 10
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 35:55 min
Label: Trustkill Records
Veröffentlichungstermin: 12.09.2008