Edge Of Sanity - Crimson II

Es gab in den 90ern wohl keine andere Band, die in die schwedische Death Metal-Szene so viele Innovationen eingebracht hat, wie EDGE OF SANITY, allen voran Bandleader Dan Swanö. Alben wie "Unorthodox", "Purgatory Afterglow" und besonders das geniale "The Spectral Sorrows" zählen nach wie vor zu den Highlights dieses Genres, das sich wahrlich nicht über eine geringe Anzahl an qualitativ hochwertigen Outputs beschweren muss. Umso unwürdiger war dann das (vorläufige) Ende dieser Götterband im Jahre 1997: nach dem relativ schwachen "Infernal", das praktisch von zwei autarken und zerstrittenen Bands (Swanö zum einen, die übrigen EoS-Mitglieder zum anderen) aufgenommen wurde, stieg Swanö aus, und mit einem neuen Sänger wurde "Cryptic" veröffentlicht, das aber nicht im geringsten dieser Band gerecht wurde. Dieses war, abgesehen vom (sehr erlesenden) Best-of-Album "Evolutions" das bislang letzte Lebenszeichen dieser Legende.

Bis sich irgendwann, über fünf Jahre später, Dan Swanö entschloss, dieses Kapitel würdevoller zu beenden. Und das mit einem denkbar ambitioniertem Unterfangen, und zwar den Nachfolger des legendären 96er Werkes "Crimson" einzuspielen. Dieses Album stürmte damals die Death Metal-Szene im Sturm, nicht nur wegen seiner Genialität, sondern auch weil es aus einem einzigen 40-minütigem Song bestand und allein dadurch aus der Masse der Veröffentlichungen herausragte.
Nun also liegt "Crimson II" vor, und es bleibt einem nichts anderes übrig, als vor Mr. Swanö den Hut zu ziehen! Denn dieser zeichnet sich allein für dieses Opus verantwortlich, die anderen alten EoS-Mitglieder waren gar nicht eingeladen, sich hieran zu beteiligen, und außer einigen Gastmusikern (u.a. MERCYFUL FATE-Gitarrist Mike Wead bei einigen Soli) war allein der ausgewiesene Multi-Instrumentalist auf dieser Scheibe tätig. Und trotzdem, oder besser gerade deshalb (in der Vergangenheit sprach Swanö von seinem Mitmusikern oft als Kreativitätsbremse...) beinhaltet "Crimson II" alles, was der dankbare Fan hiervon erwartet: sowohl brachialen als auch melodisch-erhabenen Death Metal, immer wieder gepaart mit hymnischen ruhigen Momenten, die von seiner majestätischen klaren Stimme beherrscht werden, und gelegentliche extrem progressive Phasen, die man bereits von Swanös anderen Projekten wie NIGHTINGALE oder dem Solo-Album "Moontower" kennt. "Crimson II", offiziell in sieben, auf der CD sogar in 44 Segmente unterteilt, ist eine extrem abwechslungsreiche Reise, in der man aber niemals die Orientierung verliert, da Schlüsselpassagen immer mal wieder wiederholt werden – manchmal erkennt man sogar Zitate der ersten Crimson.

Auch wenn "Crimson II" nicht ganz so flüssig rüberkommt wie der Vorgänger, muss man anerkennen, dass Dan Swanö sich hiermit mal wieder selbst übertroffen hat. Da er offiziell hiermit den Schlußstrich unter EDGE OF SANITY gezogen hat, kann man es diesmal als würdiges Ende einer großen Band bezeichnen. Aber bei einem musikalischen Genie wie Herrn Swanö weiß man sicherlich nie, was die Zukunft bringt... (Kai)



Anzahl der Songs: 1
Spielzeit: 42:38 min
Label: Black Mark
Kategorie: CD-Reviews