Nachtgeschrei - Hoffnungsschimmer

nachtegeschrei_-_hoffnungsschimmer.jpgJaja, die Mittelalterszene. Man kann schon seit geraumer Zeit einen kleinen Boom in der Szene rund um die Bands beobachten, welche sich aufmachen, um mit Sackpfeifen und Drehleiern bewaffnet durch die Lande zu ziehen und ihre mehr oder weniger wertvollen Weisen unters Volk zu bringen. Da hat man die immer präsenten und ewigen Speerspitzen dieses Genres - SCHANDMAUL, SUBWAY TO SALLY und IN EXTREMO - aber ansonsten ist viel versprechender Nachwuchs jenseits des Plagiats Mangelware. NACHTGESCHREI schicken sich mit ihrem Debütalbum an, ganz oben mitzumischen und haben meiner Meinung nach gute Chancen sich zu etablieren.

Los geht's mehr oder minder typisch mit dem Titeltrack des Albums. Hoffnungsschimmer trägt sich selbst durch seine punkigen Harmonien, den dominanten Dudelsack und die Stimme des Frontmannes. Der Gesang ist bei dieser Kapelle sehr hervorzuheben, da er sich grundlegend von dem anderer Mittelalterbands unterscheidet. Irgendwo zwischen folkig angehauchtem Chansongesang und Herbert Grönemeyer wird hier der Text vorgetragen, was dem Einen oder Anderen wohl auf die Nerven fallen wird. Der Abwechslung wegen gefällt es in diesem Zusammenhang jedoch sehr gut, da man sich nicht an andere Konsorten des Genres erinnert fühlt.
Was jedoch schade ist, ist die Tatsache, dass heutzutage leider immer mehr Bands auf das von IN EXTREMO zelebrierte Handling der Mittelaltermusik zurückgreifen und eigentlich einfach nur Alternative, Punkrock und eine Brise Metal mit Dudelsackmelodien unterlegen und an wirklich folkigem Material kaum etwas vorhanden ist. Ob diese Band eine derartigen Anspruch an sich stellt, sei mal dahin gestellt, jedoch ist bis auf den Gesang kaum eine Eigenständigkeit zu erkennen.
„Lass mich raus" schlägt da schon in eine andere Kerbe und weiß durch balladeskes Feeling im 3/4-Takt zu gefallen. Auch wird hier auf den Einsatz von denn allzu dominanten Dudelsäcken verzichtet und man streut hier und da ein paar Whistles ein, was dem Song ein einzigartiges Feeling fernab vom 0815-Medieval-Popcore verleiht.
Nicht dass man mich falsch versteht: NACHTGESCHREI wissen zu gefallen. Der Sänger verleiht der Sache seinen ganz eigenen Stempel und rettet die Sache wirklich vorm Szenekitsch, jedoch fehlt mir irgendwo das letzte bisschen Emotion um hier eine Lobeshymne loszubrechen.
Die Produktion des Albums geht vollkommen in Ordnung und kann auch den letzten Soundmuffel überzeugen.
Einziger Schwachpunkt dieses Albums ist die Tatsache, das über lange Strecken das Aha-Erlebnis ausbleibt. Solide Songs und eine einzigartige Stimme wissen zu begeistern, jedoch meint man die meisten Melodien schon einmal gehört zu haben. Schade eigentlich, da Songs wie „Lass mich raus" oder „Wütis" das Potential der Gruppe vorführen, man das Niveau aber nicht auf die ganze Länge der Platte halten kann.
Für Puristen eine wirkliche Alternative zur aktuellen Topbesetzung dieses Genres, für Leute die mit der Musik noch nie was Anfangen konnten weiterhin der absolute Graus.
Mit ein bisschen mehr Arbeit an der instrumentalen Eigenständigkeit kann man es hier jedoch noch weit bringen!


Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 50:12 min
Label: Massacre
Veröffentlichungsdatum: bereits veröffentlicht

 

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