Textures - Silhoettes

textures_silhouettes.jpgHolland verfügt über eine relativ kleine, aber feine Musikszene, die im Rock - und Metalbereich schon immer innovative Bands hervorbrachte. Angefangen bei GOLDEN EARRING Ende der 60er bis hin zu aktuellen Combos wie THE GATHERING oder den Symphonic-Prog-Überfliegern AYREON hatte unser Nachbarland schon immer interessante Interpreten am Start. In diese Kerbe wollen jetzt auch die 2001 gegründeten TEXTURES schlagen, die so ziemlich alles in ihrem Sound verarbeiten was bisher erfunden wurde, vornehmlich Metal und Hardcore. Mit ihrem dritten Album „Silhouettes" haben sie sich stilistisch weiter verfeinert und von allen Vorbildern freigeschwommen.

Nicht nur von den direkten Einflüssen entfernte sich das Sextett, sondern auch von jeglicher stilistischen Einordnung, denn die ist hier nicht mehr möglich. Nach dem sphärischen, bewusst verhaltenen Beginn bricht „Old Days born anew" vehement los. Derbste Shouts zerreißen die Stimmung, die Riffs flackern nur so umher.
Dazwischen geht es immer mit gebremstem Schaum vorm Mund weiter, um anschließend noch heftiger loszuprügeln. Eine rasante Achterbahnfahrt, welche die ganze Spieldauer lang anhält. Im getragenen Refrain werden Erinnerungen an FEAR FACTORY wach, doch TEXTURES sind wesentlich vielschichtiger und organischer im Sound.
Dann wird das Chaos endgültig perfekt, wenn das Sextett ihre Stücke mit Ausnahme des Openers und „Storm Warning" in jeweils 13 Parts zerreißt. So bleiben am Ende Titel mit oft nur 20 Sekunden bevor schon der nächste Tempowechsel ansteht. So folgt auf Post-Core-mäßiges Dröhnen urplötzlich MESHUGGAH-artiges Geschredder, das in einen breiten, epischen Chorus mündet, welcher wie eine Mischung aus LIFE OF AGONY und Grunge klingt.

Dem Alternative-Rock sind sie im weiteren Verlauf des Albums auch selten abgeneigt, das insgesamt eher ruhige „Awake" wird von vielen Melodielinien aus dieser Stilrichtung geprägt. Doch zum Ende hin brüllt Frontmann Eric van Karlsbeek wieder seinen Schmerz heraus, die Grunts werden von hektischen Breaks geradezu zerfetzt. Sogleich folgen wirre Staccatos, über die ein paar mal neblige Soundlandschaften rüberziehen. Nachdem sich die Gitarren-Fraktion mit ein paar Lead-Fills auch zu Wort gemeldet hat, duellieren sich melancholische Stimmungen mit wüstem Hardcore und noisigen Einschüben.
So geht es die ganze zeit weiter, immer wieder taucht das schwere, düstere Dröhnen auf, bevor es von der Wut hinweggefegt wird. Das gleiche Schicksal erleiden die flächigen, teppichartigen Klangspielereien. Die Stimmungen wechseln auch ständig, nur hoffnungsvoll bleibt außen vor. Vor allem wenn bei „State of Disobedience" zwischen PANTERA-Riffs die pure Verzweiflung herausschielt.
Immer wieder wird das Tempo dann bewusst gedrosselt, um musikalischen Momenten die Möglichkeit zur Entfaltung zu geben. Trotzdem ist der Hass zwischen fast schon progressiven Elementen zu spüren, wirkt fast von ihnen eingesperrt, um sich dann wuchtig zu befreien. Das extreme Gegenspiel von abgedrehter Rhythmik und fulminanten Riffgewittern kommt teilweise in die Nähe des Mathcore, weiß aber im letzten Moment den Bogen zu einigermaßen nachvollziehbaren Songstrukturen zu spannen.

Was sich jetzt alles unheimlich durchgeknallt anhört ist so verrückt gar nicht. Durch die immer wieder geschickte Verwendung von prägnanten Melodien bleibt auch viel im Ohr hängen. Dazu gelingt es TEXTURES die Kompositionen durch immer wieder geschicktes Steigern der Intensität stets spannend, die Arrangements packend zu halten. Klar braucht „Silhouettes" einige Durchläufe, doch am Ende wird man mit einem verzweifelten, tiefgehenden Werk voller Kreativität belohnt. Kopfkino im Schleudergang! (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 9(93)
Spielzeit: 47:27 min
Label: Listenable Records
Veröffentlichungstermin: 25.04.2008

 

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