Moonsorrow - Tulimyrsky

moonsorrow_tulimyrsky_small.jpgDie Paganmetal-Welle befindet sich momentan auf dem Höhepunkt, aber wie jede noch so große Welle wird auch sie in absehbarer Zeit abebben. Übrig bleiben am Ende nur die, die früh dabei waren, die Speerspitzen der Bewegung, ein paar die Glück hatten und die, welche musikalisch wirklich was bewegt haben. Zu letzteren gehören die Finnen MOONSORROW, die 1995 eher als Side-Projekt von FINNTROLL-Tastenmann Henri „Trollhorn“ Sorvali und seinem Cousin Ville Sorvali an Bass und Gesang ins Leben gerufen wurden.
Seither hat diese Formation eine Eigendynamik entwickelt, die ihres gleichen sucht. Beeinflusst von den progressiven Rockgrößen der Siebziger wurden die Songs stets epischer und bombastischer, ohne dabei ihre dunkle Energie zu verlieren. Das mündete im letzten Jahr in ihrem fünften Album „Viides Luku – Hävitetty“, auf dem sie mit zwei knapp halbstündigen Songs die Sache auf die Spitze trieben. Nun steht mit „Tulimyrsky“ eine EP ins Haus, auf der die Fünf ein paar ältere Ideen und Cover verwirklicht haben.

Zu Beginn gibt es mit dem Titelsong dann auch den einzigen wirklich neuen Track, der aber von der Spiellänge auch auf der letzten Scheibe zu finden gewesen wäre. Die Ideen hierfür schleppen MOONSORROW schon länger mit sich herum, fanden aber, dass er nicht so ganz zum Konzept gepasst hätte. Und man hört auch nach einem ruhigen gesprochenen Intro auch warum.
Urplötzlich fallen sirrende tiefschwarze Gitarren in das Klangbild ein, die eine sehr viel kältere Atmosphäre versprühen als man es von der Band bisher gewohnt war. Auch der Gesang klingt verdächtig nach Black Metal der ganz alten Schule. Bei den späteren typischen breiten Axtwänden hört sich das ganze schon etwas mehr nach den letzten Scheiben an, aber insgesamt ist die Stimmung noch rauer als auf dem noch etwas unausgegorenen Debüt „Suden Uni". In der Folgezeit wechseln sich immer wieder die schwarzen Elemente mit ruhigen, getragenen Parts ab, die Flöten und Streicher kommen auch nicht zu kurz, bis das ganze in bekannten Bombastchören endet.

Nicht nur die Musik klingt ungewöhnlich für MOONSORROW, auch das Cover strahlt eine spürbare Kälte aus. Und hier wird einmal mehr die Klasse dieser Formation deutlich, denn wer kann schon so gut das Artwork der Musik anpassen. Beim letzten Dreher wirkten beide Komponenten weitaus wärmer, mehr finnische Wälder als eisige Gletscher. Leider habe ich keine Informationen darüber, wer sich für das Painting verantwortlich zeichnet.
Aber auch bei Sorvalis zweitem Hauptbetätigungsfeld stand ja im letzten Jahr eine Hinwendung zu düstereren und härteren Klängen an. Und manche Passagen bei „Tulimyrsky" ähneln soundtechnisch ein wenig dem letzten FINNTROLL-Output.

Noch mehr zu den Wurzeln geht es dann beim zweiten Song, besser gesagt zu den Wurzeln des extremen Metal, dem Thrash. Denn die Finnen wagen sich mit METALLICAs „For whom the Bell tolls" an einen absoluten Klassiker ran. Auch hier macht sich der Sound der Scheibe bemerkbar, passt aber besser zu dem Song, bei dem die Orgel die Leadmelodie im Intro übernimmt.
Die Vocals sind ebenfalls untypisch, was allerdings auch an der englischen Sprache und den Vorgaben des Originals liegt. Obwohl der Grundcharakter des Songs nicht verändert wurde klingt er über weite Strecken wie eine eigene Komposition. Das ist die ganz große Kunst des Coverns, so wird Inspiration lebendig.
Bei der zweiten Fremdkomposition „Back to North" von MERCILESS kenne ich leider die ursprüngliche Version nicht, weiß nur, dass sie kürzer ist als die 13 Minuten auf dieser EP, die aber alle Rahmen sprengt. Hier haben MOONSORROW ein paar Parts hinzugefügt, den Refrain öfter wiederholt und ein paar ausladende Arrangements und Keyboardflächen eingefügt, um dem Titel eine eigene Note zu geben.

Dazu kommen mit „Taistelu Pohjolasta" und „Hvergelmir" zwei Neueinspielungen alter Demo-Songs aus den Jahren 97/98. Auch hier regiert die schwarze Tradition, beim ersten Song perlen frostige Keyboards über sirrende Gitarren, was ein bisschen an DIMMU BORGIR erinnert. Ebenso wie einen die ballernde Doppel-Bass bei der zweiten Neuauflage an IMMORTAL denken lässt.
Klar, die Nummern stammen aus der Zeit, als die Musiker sich noch nicht von ihren Einflüssen freigeschwommen hatten, aber in den aktuellen Versionen tönen sie eigenständig genug. Das liegt vor allem daran, dass sie bei ihrer Überlänge sehr vielschichtig daherkommen, immer wieder atmosphärische Parts einbauen.

Aber darum ging es MOONSORROW wohl auch bei dieser Scheibe, aufzuzeigen wo die Wurzeln ihres Sounds liegen, die meisten Fragmente auf dem Album stammen aus der Zeit vor ihrem ersten Album. Bleibt nur abzuwarten, ob das eine Vergangenheitsbewältigung war oder der Vorbote für die kommenden Werke.
Einigen Paganmetallern könnte der harsche Sound ein wenig Probleme bereiten und eine gewisse Gewöhnungsphase beanspruchen. Aber im Grunde ist hier ganz klar zu erkennen wer hier am Werk ist, solch eine monumentale Ausrichtung wird man bei keiner zweiten Formation mehr finden. Wer die Finnen bisher gemocht hat, wird an diesem Pflichtkauf nicht vorbeikommen. (MetalPfälzer)

 

Bewertung:  8,5 / 10

Anzahl der Songs: 5
Spielzeit: 68:18 min
Label: Spikefarm/Drakkar
Veröffentlichungstermin: 09.05.2008

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