Bonfire - The Räuber

bonfire_ruber.jpgNach AXXIS wagte sich mit BONFIRE nun die zweite Hardrock-Insitution aus deutschen Landen auf die Theaterbühne. Und im Gegensatz zu den Dortmundern veruschten sie sich an ganz klassischem Stoff, nämlich Friedrich Schiller´s Drama „Die Räuber“, welches im Ingolstädter Theater aufgeführt wurde. Regie führte der dortige Intendant Pierre Walter Politz, der den harten Rock der Truppe geeignet für seine Ideen hielt. Laut seinen Worten sind die Inspirationen der Rockmusik wie Liebe, Rebellion, Schmerz, Spaß und Sehnsucht nach Freiheit die selben wie zu der damaligen Epoche. Aus dem Hause Bonfire ist man in den letzten Jahren ein paar Neuerungen und Stilwechsel gewohnt, wie weit sie sich mit „The Räuber“ ins theatralische Fach vorwagen muss man also sehen.

Zuerst fällt auf, dass die meisten Texte für das Album ins englische adaptiert wurden, obwohl sich die Ingolstädter mit deutschen Lyrics aus der Vergangenheit her auskennen. Nur drei Songs sind in ihrer Muttersprache geschrieben, einen weiteren findet man in der Bonusversion als alternative Version.
Auch das Intro wird in deutsch gesprochen bevor mit „Bells of Freedom" sehr typisch nach vorne gerockt wird. Das Riff treibt unentwegt nach vorne in den hymnischen Chorus hinein. Die Angst vieler Fans wird hier zuerst mal verflogen sein, zumal sich vor allem bei den Refrains jener altbekannte Mitsing-Charme von BONFIRE breit macht.
„Refugee of Hate" wirkt etwas kommerzieller und hätte vor zwanzig Jahren auf massives Radio-Airplay geschielt. Doch auch hier ist nach einer ruhig beginnenden Strophe Dampf drin.

Anschließend wechseln die Arrangements ein wenig, „The Oath" ist ein sphärisches Instrumental, das von verhallten Gesängen lebt. Und „Blut und Todt" klingt wie eine sehr moderne Version ihres Billy Sqire - Covers „The Stroke". Der starke Stampftakt könnte sich aber live zu einer Stimmungsgranate mausern.
Balladen waren ja auch immer so ein Thema in der Geschichte der Band, durch zahlreiche KuschelRock-Beiträge gelang man ja zu Ruhm und Ehren. „Love don´t lie" schlägt mit seinen ruhigen Akustik-Klängen in die selbe Kerbe, kann aber Nummern wie dem unsterblichen „You make me feel" nicht das Wasser reichen. Von anderem Kaliber ist da „Black Night", der in der Tradition atmosphärischer Metal-Songs vom Schlage „Fantasy" steht. Sicher das Highlight des Albums.
Doch direkt danach schleichen sich erste Belanglosigkeiten im Songmaterial ein, die zweite Hälfte von „The Räuber" fällt eindeutig ab. Allen voran „Hip Hip Hurray" geraten zu seicht und bedeutungslos. Jener Titel mag ja die Sturm und Drang-Epoche gut repräsentieren doch wirkt der Song bei allen Ohrwurmqualitäten (oder gerade deswegen) arg kitschig.
Auch der Rest tendiert zu sehr in die Mitte der Neunziger als man es mit Lagerfeuer-Romantik und Alben wie „Feels like coming Home" versuchte. Nicht dass die Songs schlecht wären, aber die Arrangements sind einfach zu bieder es fehlt der Biss früherer Kracher vom Schlage „Ready 4 Reaction". Lediglich das von einem leichten AC/DC-Groove lebende „Lass die Toten schlafen" weiß zu überzeugen, und im Solo-Bereich bieten die Herren Limburg und Ziller gewohnt gute Kost.

Auch das Konzept des Theaterstückes wurde nicht allzu sehr berücksichtigt, was einige vielleicht als Vorteil werten. Ich denke, dass sich die Stücke in der Bühnenbearbeitung anders anhören. Am Ende bringt noch „Father´s Return" etwas Theatralik, aber ansonsten wird hier lupenreiner Hardrock geboten. Die Aufführung hätte mich aber trotzdem sehr interessiert.
Auf der einen Seite kann man froh sein, dass die Post-Grunge-Phase von „Free" vorüber ist und die Band sich wieder auf ihre Stärken besinnt. Andererseits wäre hier ein wenig mehr Mut nötig gewesen um aus dem Album etwas besonderes zu machen. Anhänger von BONFIRE können hier beruhigt zugreifen, der geneigte Hardrock-Fan wird es sich eher überlegen, ob er nicht stattdessen wieder die alten Millionenseller in den Schacht schiebt. Daran werden auch die akustischen Bonus-Versionen nicht viel ändern. Schade, wenn Helden der eigenen Jugend so auf der Stelle treten. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 17
Spielzeit: 71:09 min
Label: LZ Records
Veröffentlichungstermin: 15.02.2008

Kategorie: CD-Reviews