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Ritchie Blackmore und Candice Night melden sich mit "Ghost Of A Rose" in gewohnter Manier wieder zurück - wie auf den letzten Alben auch hat man sich entweder mehr oder weniger bekannter "Traditionals" aus dem 16. Jahrhundert bedient, oder sich von entsprechenden Szenerien inspirieren lassen. Abgerundet wird die gelungene Mischung durch zwei Coverversionen aus aktuellerer Zeit.
Zusätzlich zu den gebräuchlichen Instrumenten kommen auch wieder heute etwas ungewöhnlichere wie "Hurdy Gurdy" oder "Rauchpfeife" zum Einsatz - was entscheidend dazu beiträgt, dass die 15 Titel ihr Flair entfalten können.

Den Einstieg in das Album macht "Way To Mandalay" - nach einem sehr ruhigen Intro einer Drehleier entsteht ein für BLACKMORE'S NIGHT ungewöhnlich mainstreamiger Song der mich nur während des Gitarrensolos im Mittelteil überzeugt.
Damit sind die Schwachpunkte des Albums aber auch erfreulicherweise bereits fast alle aufgezählt - denn schon mit "3 Black Crows" gibt's wieder gewohnt gute Kost. Eindeutig anhand der Instrumentierung als "historisch" einzustufen präsentiert sich ein eingängiger und sehr ruhiger Titel.
An dritter Stelle ist ein Track platziert, auf den ich ganz besonders gespannt war - ich unterstelle einfach mal, dass die wenigsten von euch das Original von Joan Baez kennen und der Großteil die Version von JUDAS PRIEST im Ohr haben, wenn "Diamonds And Rust" erwähnt wird...
Blackmore höchstselbst schreibt über das Original "an incredible song" - und die Nummer ist einfach ein Überhammer. Im Vergleich zu PRIEST geben sich BLACKMORE'S NIGHT natürlich etwas ruhiger, aber genau das in Verbindung mit Candice's Stimme verstärkt den Gänsehautcharakter noch.
Allein dieser Titel ist den Kauf wert... also wenn der nicht live gespielt wird...

Das nachfolgende "Cartouche" bringt ordentlich Schwung durch die Boxen, das zweiteilige "Queen For A Day" ist dann zunächst mehr balladesk ausgelegt und erzählt, was sich ein einfaches Mädchen ausmalt wie es wäre eben "einen Tag Königin" zu sein und eben das wird dann im zweiten eindeutig schnelleren (instrumentellen) Teil dargestellt... jaja "wie sentimental" - aber hier stimmen Melodie, Text und Stimme perfekt.

Der Chor zu Beginn von "Ivory Tower" verleiht dem Titel eine düstere Stimmung - kein Wunder, geht es hier schließlich um Grenzen, die man sich selbst auferlegt und durch die man nur selbst wieder hervorbrechen kann.

Mit "Nur eine Minute" folgt ein weiteres Instrumentalstück - nach dem düsteren Vorgänger ein erfrischendes Stück mit der Akustikgitarre - und man darf dreimal raten, welche Spielzeit dieser Titel wohl hat...

Der Titeltrack "Ghost Of A Rose" ist ein atmosphärisch sehr dichtes Stück - ein wenig orchestral angelegt - und dann wieder der Wechsel zum leichten Gitarrenspiel...

Auch "Mr. Peagram´s Morris And Sword" (sicher einer der am merkwürdigsten betitelten Songs) ist wieder ein Instrumentalstück was mit einem interessanten Schlusspunkt aufwarten kann.

"Loreley" ist reine "mittelalterliche Partystimmung" - abgesehen von der dunklen Geschichte hinter der Loreley ist hier eindeutig - ja ich möchte fast sagen - "mitschunkeln" angesagt. Insbesondere der Refrain ist mehr als ohrwurmverdächtig.

"Where Are We Going From Here" gibt sich regelrecht philosophisch und ist entsprechend ruhig und fast traurig von der Grundstimmung her - wieder einmal wird eine großartige Melodie von Candice's Stimme veredelt.

Mit "Rainbow Blues" hat es nun das bereits auf der letzten Tour vorgestellte Cover von JETHRO TULL auf ein Album geschafft - für BLACKMORE'S NIGHT-Verhältnisse geht's hier richtig heftig zur Sache - ein zeitloser Klassiker in neuem Gewand.

"All For One" wird fast allen sehr bekannt vorkommen - schon die BOTS haben sich in den 80ern des Traditionals bedient und ihr "Was wollen wir trinken…" darüber gelegt - und genau für dieselbe Partystimmung ist dieser Track gelungen.

Nach den beiden letzten schnellen Nummern setzt "Dandelion Wine" einen ruhigen und gelungenen Schlusspunkt nach einer guten Stunde Spielzeit von "Ghost Of A Rose".

BLACKMORE'S NIGHT sind für Neckbreaker-Verhältnisse sicher etwas ungewöhnlich - aber wenn es neben Speedgranaten und Double-Base-Attacken auch mal um gitarrenorientierte melodische Nummern gehen darf - dann sind Ritchie, Candice & Co. eindeutig erste Wahl. Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls auf die anstehende Tour und wünsche mir noch eine Reihe mehr Alben dieser hohen Qualität.

Anspieltipps: "Diamonds And Rust", "Ghost Of A Rose", "Loreley", "Rainbow Blues" (Naglagor)



Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 60:18 min
Label: SPV/Steamhammer
Veröffentlichungstermin: 30.06.2003

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