Nachdem man in der Metalcoreszene immer wieder Bands zu hören bekommt, die gekonnt die Genregrößen und sich zusätzlich noch selbst kopieren, bestätigen doch immer wieder Ausnahmen die Regel. Wer Innovation groß schreibt, muss meistens bei der breiten Masse mit Ablehnung rechnen und bleibt oft im Schatten des Mainstreams hängen. OCTOBER FILE versuchen nun der ein wenig stagnierten Szene mit frischem Wind die Segel aufzublähen und sich so nach vorne zu katapultieren. Ob „Holy Amour From The Jaws Of God" dazu fähig ist, soll im Folgenden beleuchtet werden.
Nach gesprochenem Intro geht's mit groovigem, thrashig
anmutenden Song los, der Stellenweise an VOIVOD erinnert, jedoch soundtechnisch
eher in die Kerbe von REFUSED oder SNAPCASE schlägt. Die beiden letztgenannten
Kapellen hat man sich wohl auch beim Thema Innovation genauer angeschaut, denn
einige Teile in „A Munitions Crusade" erinnern nicht nur an diese Bands sondern
könnten glatt aus ihrer Feder stammen! Mit dem ein oder anderen Part versucht
man irgendwo zwischen New-School-Hardcore und Metalcore seine eigene Identität
zu finden beziehungsweise zu wahren, jedoch kommen diese Teile auch in anderen
Songs zu kurz. So gibt man sich im zweiten Song der Platte wieder gnadenlos der
Kultcombo REFUSED hin und imitiert stellenweise schon den Gesang von Dennis
Lyxzén. Was die Band dazu geritten hat sich dermaßen zum Abschreiben bewegen zu
lassen wird mir wohl für immer ein Rätsel bleiben. Davon abgesehen, das der
Metalanteil immer mehr zu schrumpfen scheint, je öfter man diese Platte hört,
gibt es für mich auch kein Highlight auf „Holy Amour In The Jaws Of God",
welches das Hören für mich noch zum Vergnügen machen würde.
Die einzige Abwechslung bieten OCTOBER FILE in „High Octane Climate Changer" in
Form eines mit cleanem Gesang vorgetragenen Interludes, wobei man sich selbst
hier über die gesanglichen Fähigkeiten des Frontmannes mal wieder streiten
könnte. Das Album verzeichnet keinen einzigen Stilbruch und so bleibt auch an
jedem Song der riesengroße Einfluss von Hardcore Bands der neuen Schule der
späten 90er Jahre kleben wie Kaugummi unterm Schuh, sie werden ihn zu keinem
Zeitpunkt los, selbst wenn gelegentlich das ein oder andere Heavy-Riff
durchschimmert.
Alle REFUSED und SNAPCASE-Fans können hier ein Ohr riskieren, jedoch wird ihnen nichts geboten, was auch nur annähernd an der Qualität der Originale kratzen könnte und eingefleischte Metaller sollten hier lieber ganz die Finger davon lassen, wenn ihnen die genannten Bands nichts sagen oder nicht gefallen. Einzig die Produktion kann sich hören lassen und rettet den Langspieler vorm Totalabsturz! Das nächste Mal bitte eigene Songs! (Reini)
Bewertung: 4 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 55:17 min
Label: Candlelight Records
Veröffentlichungstermin: 29.10.2007