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Kurz nach der Wiederveröffentlichung ihres letzten Werkes "And shall the Sky descend" durch ihr neues Label Equilibre Music sind DIRGE auch schon mit ihrem vierten Longplayer am Start. Und auf dem bringen die Franzosen gleich eine Menge Ideen mit, so viele, dass es für zwei CDs gereicht hat. Angesichts ihres ohnehin schwer zu verdauenden Post-Cores ein extremes Unterfangen, aber bei der Band ist fast alles extrem. Allerdings stand nur die erste Scheibe zum Beurteilen zur Verfügung, aber das müsste reichen, um sich den nötigen Eindruck zu verschaffen.

Denn im Prinzip fehlt ja auch nur ein Song, denn DIRGE bleiben ihrer Linie treu und komponieren durchweg überlange Songs, obwohl sich mit „End, Infinite" ein dreiminütiges Akustik-Intermezzo eingeschlichen hat. Doch der Rest übersteigt bequem die Viertelstunde, während sich der Titelsong auf dem zweiten Teil eine ganze Stunde zieht.
Hits werden sie also wohl nie schreiben, aber das würde auch gar nicht zu der Formation passen, die vielmehr um das Vertonen düsterster Emotionen bemüht ist. Jeder Hörer sollte sich klar sein, dass diese Reise viel Zeit in Anspruch nimmt, bis man hinter die Fassade der intensiven Klanggebäude der Franzosen schauen kann.

Schon gleich zu Beginn des ziemlich direkt einsteigenden „Meridians" wird klar, dass sich die Truppe nicht selbst kopiert, sondern sich immer mehr Richtung Eigenständigkeit bewegt. Die monolithischen Riffs sind etwas in den Hintergrund getreten und machen Platz für lärmendere Gitarren. Hier herrscht mehr der Sound als nachvollziehbare Strukturen.
Das ganze Album klingt auch abwechslungsreicher als der Vorgänger, was aber nicht heißen soll, das Tempo würde variieren. Mitnichten, denn man kann sich weiterhin zwischen zwei Anschlägen noch genug Feiraum für eigene Gedanken schaffen. Immer extrem schleppend wälzt sich dieser Brocken unaufhaltsam nach vorne, getrieben vom inneren Zorn der Protagonisten.
Im Mittelpart fällt das ganze in eine einzige Feedbackorgie, die vollkommen atonal und verstörend daherkommt, bevor das verzweifelte Grummeln einem weiter zum Ende geleitet. Überhaupt erinnert so manches an die Siebziger, zeigt Einflüsse aus Space - und Krautrock, wirkt bisweilen sogar avantgardistisch.

"Epicentre" kommt auch sehr behäbig in Schwung, von unterschwelligen Keyboardlinien getragen dauert es neun Minuten bis zum ersten mal mit dem Gesang die Verzweiflung zum Vorschein kommt. Dabei steigert sich der Song immer mehr, ist vielmehr ein einziges massives Intro. Hat von der Stimmung anfangs etwas von ANATHEMA, ist natürlich viel wütender. Auch hier kommen gegen Ende wild verzerrte Gitarrenspielereien zum Einsatz, etwas eindringlicher noch als beim Opener.
Hier wird Fronter Marc T. auch von Nicolas Dick (KILL THE THRILL) und Hichem Allaouchiche (KANAAN) unterstützt, wodurch ein paar stimmungsmäßige Facetten in den Vocals auftauchen. Auch bei den weitern Nummern unterbrechen schmerzende Schreie die monotone eindringliche Gesangsweise, ebenfalls ein Merkmal im Sound der Band.

Beim folgenden „Lotus Continent" trieben die typischen tiefen, hypnotischen Bässe den Song voran. Zwischen der erdrückenden Atmosphäre zeigen die Sechssaiter aber doch tatsächlich so etwas wie eine Melodie, die sich nur schwer ihren Weg durch das dichte Geflecht der Zerrissenheit bahnen kann. Dafür wird es zum Ende hin äußerst kühl, wenn mechanoides Getöse die beklemmende Dynamik ablöst und frostig vor sich stampft.
Mit einer Überraschung wartet das abschließende „Nulle Part" auf, denn DIRGE verwenden klare Gesänge. Und obwohl das abschließende Opus nur aus dezentem Rhythmus und ambienten Flächen besteht, wirkt es alles andere als beruhigend. Stattdessen herrscht eine bösartige, depressive Atmosphäre, die einem das Blut gefrieren lässt. Jedes bisschen Hoffnung, dass man in den vorherigen Momenten noch hatte ist verflogen, hier bleibt nur das alles vernichtende Ende.

DIRGE können sich wieder einmal als Meister der erdrückenden Soundwogen bestätigen. Und obwohl sich „Wings of Lead over dormant Seas" schon von seinem Vorläufer unterscheidet, so ist das Album doch eindeutig zu identifizieren. Mit neuen Ansätzen können sie ihr Klangspektrum erweitern und so an Vielfalt gewinnen, auch wenn das Album nicht ganz so bedrückend ausfällt. (MetalPfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 5 (6)
Spielzeit: 61:48 (121:31)
Label: Equilibre Records
Veröffentlichungstermin: 07.09.2007

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