Richie Kotzen - Return Of The Mother Head´s Family Reunion

richiekotzen_rotmhfr.jpgHat Richie Kotzen auf seinen letzten Alben praktisch als „One-Man-Show“ agiert und fast alle Instrumente im Alleingang eingespielt, lässt er sich auf dem 2007er Release wieder von einer Band unterstützen. Und der rekordverdächtig lange Titel des Albums „Return Of The Mother Head´s Family Reunion“ ist genau aus diesem Grunde vom Meister höchstpersönlich in Anlehnung an sein erstes Soloalbum von 1994 (namens „Mother Head´s Family Reunion“…) gewählt worden, da damals eben auch noch eine vollständige Band mitgewirkt hatte.

Ansonsten muss man über den ex-POISON und ex-MR. BIG Gitarristen kaum mehr ein Wort verlieren – steht er doch seit Jahren für hochwertigen Gitarrenrock, zudem ist er mit einer charismatischen Stimme gesegnet – jetzt bleibt nur abzuwarten, wie sich der Sound entwickelt hat, wenn wieder ein paar Leute mehr am Sound mitmischen…

Die positivste Meldung vorweg: Auch auf „Return Of The MHFR“ überrascht Mr Kotzen nicht mit plötzlichen Stilwechseln, sondern bleibt der Entwicklung der letzten Soloalben treu: leicht funkiger Bluesrock im gemäßigten bis oberen Midtempobereich – eine gewisse Verwandtschaft mit dem Sound von GLENN HUGHES ist nicht zu leugnen. Das Dutzend Songs breitet die Band auf einer knappen Stunde Spielzeit aus – das kann dann trotz einiger kurzer Songs (der Opener „Go Faster“ kommt nichtmal auf drei Minuten) nur hinkommen, wenn entsprechend auch Achtminüter dabei sind – so z. B. „Fooled Again“ – was dann mit einem leicht ausufernden und gebremsten Mittelteil aufwartet.

Ansonsten zeigt sich „Return Of The MHFR“ über weite Strecken angenehm flott – der Opener „Go Faster“ setzt eine leicht funkige Duftmarke und überzeugt mit kraftvollem Gitarrenspiel und ebenso gelungenen Vocals – und noch einen Hauch mehr HUGHES-lastig wird es mit „You Know That“ – da muss sich der Altmeister demnächst mächtig ins Zeug legen, wenn er qualitativ von Mr Kotzen nicht eingeholt werden mag.
Als dritter Song folgt dann das bereits erwähnte „Fooled Again“, das leider das hohe Niveau nicht halten kann und gerade in Anbetracht der langen Spielzeit etwas uninspiriert vor sich hin dümpelt – sowohl instrumentell als auch gesanglich.

Das nur unwesentlich kürzere „Faith“ tritt dann so richtig auf die Bremse und stellt eine handfeste Ballade dar, bei der Mr Kotzen zwar mit seiner eindringlichen Stimme für Atmosphäre sorgt – insgesamt fehlt der Nummer aber das gewisse Etwas.
Dagegen hat „Bad Things“ überhaupt keine Probleme, für Power zu sorgen – von Anbeginn groovt die Nummer amtlich und findet so Anschluss an die beiden ersten Tracks – zum Ende hin explodiert der Song regelrecht. Keine Überraschung mit dem wieder etwas ruhigeren „Dust“ – Kotzen & Co. scheinen jetzt richtig in Fahrt zu sein und bleiben auf der Funk/Blues-Spur.

Aber leider nur bis zur nächsten Ballade, diesmal heißt das Stück „Chase It“ und tritt wieder so unvermittelt auf die Bremse, dass man auch im bequemen Wohnzimmersessel praktisch in virtuelle Haltegurte gerissen wird – Ballade schön und gut – aber warum in aller Welt muss man in einer Umgebung der übrigen hochwertigen Rocktracks so einen Schmalz platzieren? Naja, Schwamm drüber – der nächste Track ist nämlich wieder einer der „hochwertigen Rocktracks“ – und so entschädigt „Do It To Yourself“ trotz Minimalriff mit einem rauchig klingenden Kotzen für das Schmalzdebakel.

Dass ruhige Nummern nicht gleich in den Schmalztopf absinken müssen, beweisen Kotzen & Co. dann mit „You´re Crazy“ – Melodic Rock vom Feinsten – hervorragend harmonieren die Vocals mit dem Sound der übrigen Musiker. Anstelle der beiden anderen Schnulzen zwei weitere Balladen diesen Kalibers und die Scheibe wäre fast überirdisch zu nennen.

Mächtig rumpeln lassen es die Herren dann mit „Feed My Head“, bevor es im Endspurt mit „Can You Feel It“ fast nach einem Cover von ZZ TOPs „La Grange“ tönt. Hier lässt man es nochmals so richtig krachen.

Die Europa-Ausgabe des Albums beinhaltet noch den Bonustrack „Drift“, der sich trotz ruhiger Grundstimmung nicht zu verstecken braucht.

Das Dutzend Tracks auf „Return Of The Mother Head´s Family Reunion“ hat ein Manko: die beiden Schnulznummern „Faith” und „Chase It“. Ansonsten gibt es an dem Album nichts zu bemängeln – wer auf GLENN HUGHES-Sound steht, für den ist das neue Richie Kotzen-Werk ein Pflichtkauf. Einzig und allein mein Fazit des letzten Albums „Into The Black“ kann auch hier Verwendung finden: so ein richtiger Überhammer ist zwar nicht auf der Scheibe, aber darüber trösten die restlichen hochwertigen Songs hinweg. (Naglagor)

Anspieltipps: „You Know That”, „Bad Things”, „You´re Crazy”

 

Bewertung:   7,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 57:19 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 19.10.2007

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