primalfear_newreligion.jpgEine Bilderbuchkarriere haben PRIMAL FEAR hingelegt – seit dem selbstbetitelten Debut 1998 der Band um ex-GAMMA RAY-Shouter Ralf Scheepers und SINNER-Fronter Mat Sinner ging es steil nach oben. Gut, das ein oder andere soundtechnische Zugeständnis in Form etwas glatterer Produktion haben die Jungs vorgenommen, aber auch das sechste und bis dato letzte Werk „Seven Seals“ von 2005 zeigte eine weiter gefestigte und kompromisslos metallische Formation.

Nach dem Wechsel der Plattenfirma und einer Umbesetzung an der Gitarre (nach zwei Alben macht Tom Naumann wieder Platz für Henny Wolter) muss man gespannt sein, was PRIMAL FEAR nun dieses Jahr auftischen können. Zumal das neue Album „New Religion“ einige weitere Besonderheiten bereit hält – zum Beispiel das erste Duett in der PRIMAL FEAR-Historie - und das mit der keineswegs unbekannten EPICA-Frontröhre Simone Simons.

Der Opener „Sign Of Fear“ lässt es zunächst mit einem ausgiebigen Intro angehen, das allerdings durch die düstere Atmosphäre bereits erahnen lässt, was man erwarten kann. Scheepers hatte ja schon immer eine Halford-verwandte Stimmlage, aber in Verbindung mit dem Sound tönt die Nummer mehr nach JUDAS PRIEST zu „Demolition“-Zeiten, wo ja schließlich Tim „Ripper“ Owens die Position am Mikro innehatte.Insgesamt fällt der Opener zwar ziemlich knackig aus, hält sich aber vom Tempo noch ziemlich zurück. Da klingt „Face The Emptiness“ zunächst schon deutlich aggressiver – schon alsbald entpuppt sich der Track aber eher als Vertreter des von PRIMAL FEAR perfektionierten Genres: Die Power-Ballade. Kraftvolles Riffing im Hintergrund, dazu eine absolut eingängige Melodie, getragen von Scheepers klarer Stimme. Vom Härtegrad wird´s zwar zum Ende hin etwas eng mit „Ballade“, aber dennoch bleibt die Nummer ein absolutes Sahnestück.Mit „Everytime It Rains“ präsentiert man dann das groß angekündigte Duett – und Simone Simons darf opernhaft direkt zu Beginn loslegen – in stetem Wechsel gesellt sich dann bei stark angezogener Handbremse ein leicht weichgespülter Scheepers. Ohne Zweifel hat die Nummer ihren Charme und durchaus einen leichten Ohrwurmcharakter (auch wenn der Refrain am Ende ein wenig zu oft wiederholt wird…), aber man kann sich des Gefühls nicht ganz erwehren, hier wurde ein wenig zu sehr Richtung Mainstream und neue Hörerscharen geschielt. Dass man es deutlich metallischer rumpeln lassen kann, zeigen PRIMAL FEAR mit dem nachfolgenden Titeltrack „New Religion“ – auch wenn hier nachwievor immer noch jemand den Fuß auf der Bremse zu halten scheint.

Mit „Fighting The Darkness“ versuchen sich PRIMAL FEAR in neuen Gefilden: fast neun Minuten lang ist das dreigeteilte Epos – angefangen bei einem erneut sehr ohrenschmeichelnd anmutenden, powerballadesken Part (der laut Mat Sinner das beste sei, was PRIMAL FEAR je veröffentlicht haben…) – über einen fast progressiv wirkenden und zwischendurch mit schön sägenden Gitarren versehenen Mittelteil namens „The Darkness“ bis hin zu einem kurzen, den ersten Teil aufgreifenden „Reprise“.  Danach lässt man mit „Blood On Your Hands“ wieder einen fast ungezügelt rockenden Track vom Stapel – abgesehen von der sehr modernen Ausrichtung verwundert Scheepers zwischendurch mit fast nach Sprechgesang klingenden Einlagen. In ähnlichen Härte- und Geschwindigkeitsregionen bewegt sich „The Curse Of Sharon“ – auch wenn hier am ehesten frühe PRIMAL FEAR herauszuhören sind. Mit „Too Much Time“ wird endlich (wir sind bei Track Nr. 8!) mal das Gaspedal richtig durchgetreten, bevor dann „Psycho“ wieder schön heavy ist, aber erneut voll auf der Bremse steht.  Zu „World On Fire“ vereinen Scheepers & Co. wieder eine genial eingängige Melodie mit harten Riffs und liefern kurz vor Schluss noch einen richtigen Höhepunkt ab, den das schwere und leicht wehmütige Epos „The Man (That I Don´t Know)“ zwar atmosphärisch, nicht jedoch aus metallischer Sicht übertrumpfen kann. PRIMAL FEAR haben im Metalsektor ihren Zenit erreicht, wenn nicht gar überschritten – das urwüchsige und rohe der ersten Alben, auf denen kaum ein Song mal gebremst rüberkam ist auf „New Religion“ fast gänzlich verschwunden. Weiterhin sind die Jungs in der Lage, große Melodien in ansprechende Songs zu verpacken – und das Album ist durchaus würdig, eine gehobene Wertung einzuheimsen – aber das was Scheepers & Co. 2007 abliefern, ist in großen Teilen nicht mehr das, womit sie groß geworden sind, sondern eher eine Wiederauferstehung von JUDAS PRIEST mit „Ripper“ Owens. Und an nicht wenigen Stellen laufen sie Gefahr zu glatt und gesichtslos zu werden. (Naglagor)

Anspieltipps: „Sign Of Fear“, „Too Much Time”, „The Man (That I Don´t Know)“

 

Bewertung:   8 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 54:00 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 21.09.2007

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