Jorn - Live In America

jorn_liveinamerica.jpg Jorn Lande scheint zu der Spezies Mensch zu gehören, die keine Sekunde untätig verbringen können. Wie sonst ist es zu erklären, dass der Sänger in den vergangenen zehn Jahren locker über zwanzig Alben mit diversen Bands eingesungen hat? Längere Zeit als Frontmann von MASTERPLAN aktiv kann er auch Alben mit Größen wie Yngwie Malmsteen oder Uli Jon Roth vorweisen. Und nicht zuletzt sind die beiden Alben mit Sangeskollegen Russell Allen wie Granaten eingeschlagen.
Erst Anfang des Jahres hat Jorn mit „The Gathering“ und „Unlocking The Past“ ein Best-Of und ein Cover-Album auf den Markt geworfen – da legt er schon den nächsten Streich nach: „Live In America“ ist – wie der Name vermuten lässt – ein Mitschnitt eines Amerikakonzerts. Aber natürlich nicht „irgendein“ Konzert der Band – nein, mutig hat man direkt den allerersten JORN-Auftritt in den Staaten aufgenommen und bringt ihn nun ziemlich genau ein Jahr danach als Doppel-CD heraus.

Dass Jorn als Sänger in der absoluten Oberklasse mitspielen kann, hat er mit den letzten Veröffentlichungen hinreichend unter Beweis gestellt, dass er aber auch live mächtig auftrumpfen kann, beweist „Live In America“.

Da die Aufnahme aus dem vergangenen Jahr datiert, verwundert es nicht, dass der Set auch mit Songs aus dem 2006er Output „The Duke“ beginnt.  Und „We Brought The Angels Down“ rumpelt direkt mächtig so einiges in Grund und Boden. Über dem massigen Soundgerüst entfaltet Jorn eine überragende stimmliche Präsenz, die man textlich kaum beschreiben kann – das muss man sich angehört haben. Kein bisschen ruhiger lassen es dann „Blacksong“ oder der Titeltrack des 2006er Albums „Duke Of Love“ angehen. Und auch „Are You Ready“ steht dem in nichts nach.

Mit dem THIN LIZZY-Cover „Cold Sweat“, dass sich mittlerweile ja auch auf „Unlocking The Past” wiederfindet wird die Geschwindigkeitsschraube dann ein wenig angezogen, bevor die Band durch ein Drumsolo, das mit fünf Minuten einfach zu lang geraten ist, die hörbar geniale Stimmung ein wenig zu deutlich abkühlt.

Das nachfolgende „Out To Every Nation“ lässt es ebenfalls ein wenig gemäßigt angehen, weiß aber umgehend zu überzeugen. Offenbar Grund genug, bereits das nächste Solo einzuschieben. Diesmal darf sich Gitarrist Jörn Viggo Lofstad drei Minuten an seinem Instrument auslassen, bevor man mit einer extrem genialen Coverversion von DIO´s „Straight Through The Heart“ wieder alles in Grund und Boden rockt.

CD2 erlaubt sich keinerlei Aussetzer – auch wenn „Godless And Wicked“ ein wenig sperrig, ja fast progressiv daherkommt. „Soulburn“ mäht in gewohnter Weise und in leicht düsterer Stimmung wieder durch die Massen, bevor die Band mit „Devilbird“ ein knapp zweiminütiges Instrumental einschiebt, das ein wenig an Richie Blackmore erinnert. Kein Wunder – leitet die Nummer doch das DEEP PURPLE-Cover „Perfect Strangers“ ein. Im Original schon eine Übernummer schaffen es JORN hier, noch ein Quäntchen Energie mehr unterzubringen – Jorn Lande tönt bisweilen gar exakt wie Ian Gillan, bzw. sogar besser als das Original…

Nach der Granate hält man es kaum für möglich, aber JORN können die Schraube noch weiter anziehen und steigern sich mit „Gonna Find The Sun“ ein weiteres Mal, um mit einem schlappe 18 Minuten (!) dauernden WHITESNAKE-Medley den Live-Set zu beschließen. Jorn hat schließlich mit den WHITESNAKE-Heroen Micky Moody und Bernie Marsden zusammengearbeitet und so erklärt sich diese Hommage – und hat Jorn gerade noch nach Ian Gillan getönt, so schafft er es hier, wie ein junger, frischer David Coverdale zu klingen. „Come On“, „Sweet Talker“ gehen so glatt runter wie der erfolgreichste WHITESNAKE-Hit überhaupt: „Here I Go Again“ hat man selten würdiger gehört.

Neben den Livetracks finden sich noch drei Studioaufnahmen auf zweiten CD. Eine Neuaufnahme des 2004er Titels „Out To Every Nation“ – nach einem balladesken Intro rockt der Track wieder mächtig auf. Bereits vom „Unlocking The Past“-Album bekannt ist das geniale BLACK SABBATH-Cover von „Lonely Is The Word / Letters From Earth“. Bleibt zuletzt noch das etwas spacige „Sacrificial Feelings”, das mit einem leicht zwiespältigen Gefühl im Ohr bleibt.

Um das erste Mal in Kontakt mit Songs von JORN zu kommen, ist „Live In America“ die allererste Wahl – perfekte Songauswahl, perfekte Darbietung – da kann man sich im Hard Rock / Metal-Sektor nicht mehr wünschen. Und ebenso ist die Live-Scheibe für JORN-Kenner ein absolutes Muss, da man den Meister eben „live“ selten auf Konserve hat – und mit der Songauswahl schon mal gleich gar nicht. Noch besser wäre natürlich, wenn der Gute nebst Band auch uns hierzulande mit ein paar solcher Gigs beehren würde. (Naglagor)

Anspieltipps: „We Brought The Angels Down”, „Perfect Strangers”, „Whitesnake Medley”


Bewertung:   - / 10

Anzahl der Songs: 9+9
Spielzeit: 39:52 + 55:10 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 07.12.2007

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