Borknagar - Fall

Bei BORKNAGAR ist es immer so, dass ich das neue Album zwar kaum erwarten kann, aber gleichzeitig das davor immer noch bei mir hoch und runter läuft, auch wenn es schon – wie dieses Mal – rund fünf Jahre alt ist. Die Norweger enttäuschen einfach nie und haben immer großartige Songs auf ihren Alben, die ich einfach wieder und wieder hören kann. Die neue Scheibe hat mit „Fall“ auf jedenfalls einen mehrdeutigen Namen und auch das Albumartwork deckt nur eine Bedeutung ab. Die Thematik auf dem Album ist jedoch ungleich vielfältiger.

Und düsterer. Während „True North“ eher positiv wirkte, zu großen Teilen ein Lobgesang auf die Natur war, so zeigt „Fall“ eher die dunklere Seite der Natur, die auch Verfall, Vergehen und Sterben beinhaltet. Dabei darf der Albumtitel jedoch nicht nur auf den Herbst selbst bezogen werden, sondern auf alles Sterben und Vergehen in der Natur.

Stilistisch haben BORKNAGAR in ihrer fast 30jährigen Geschichte so manchen Wandel durchgemacht, mittlerweile scheinen sie jedoch ihren Stil gefunden zu haben und von daher ist „Fall“ rein musikalisch keine große Überraschung. Hier erkennt man schon bei den ersten Klängen, wer am Werke ist. Es gibt harte, an die Black-Metal-Wurzeln erinnernde Gitarren, großartige Melodien, progressive Elemente, traditionelle Instrumente, Synths – und aus allem zusammen zaubern die Norweger tolle Songs.

Und genau das ist irgendwie mein Problem mit dem Album. Es ist ein gutes, ein sehr gutes Album, keine Frage. Und vielleicht ist das jetzt jammern auf hohem Niveau, aber ich vermisse die echten Hits auf diesem Album. Die vorangegangenen hatten immer Songs, die herausstachen, die auch Jahre später noch zu den Stücken gehören, die ich immer wieder gerne höre. „Mount Regency“, „The Beauty Of Dead Cities“, „Up North“, „Voices“ – solche Songs vermisst man auf “Fall”. Am ehesten kommt daran noch “Nordic Anthem”, eine Hymne an den Norden und seine Geschichte.

„Unraveling“ ist auch noch ein Song, der da etwas heranreicht. Er verbindet Härte mit Eingängigkeit und es gibt hier viele schöne Kontraste die ein tolles Zusammenspiel ergeben. Und auch „The Wild Lingers“ hat seine Momente. Alles in allem finde ich aber, dass es auf dem Album zwar sehr viele sehr gute, aber keine herausragenden Songs gibt. Im Grunde ist „Fall“ wieder ein bisschen wie „Winter Thrice“ geworden, das auf seine Art auch ein gutes Album ist, aber keine herausragenden Stücke zu bieten hat.

Ich gebe jedoch Sonderpunkte für die Texte. Damals, in der Schule, hat man mich gezwungen „Deutsche Naturlyrik“ zu lesen. Ich freute mich darauf, weil ich damals schon die Natur sehr mochte. Ich musste dann jedoch feststellen, dass ich überhaupt nicht verstand, was diese Gedichte mit Natur zu tun haben und was die jeweiligen Dichter mir überhaupt sagen wollen. Heute muss ich sagen: Wenn ich Naturlyrik lesen will, dann lese ich die Texte von BORKNAGAR. DAS ist Naturlyrik. Ansonsten kann ich mit „Fall“ sehr gut leben, es wird aber sicher nicht mein Lieblingsalbum der Band. Dafür ist es mir dann trotz aller Abwechslung im Großen und Ganzen zu gleichförmig. Nichtsdestotrotz liefern die Norweger wieder ein Album von extrem hoher Qualität ab. Das müssen andere erst mal nachmachen. (Anne)

 

Bewertung:

Anne7,0 7 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 54:30 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 23.02.2024

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