Deiggj - Tíð

DEIGGJ sind eine alte färöische Rockband, die bereits seit etlichen Jahren aktiv ist. Allerdings hat die Band nicht wirklich viele Alben veröffentlicht, denn nun ist mit „Tíð“ ihr erstes Album seit 1985 erschienen. Die bekanntesten Mitglieder der Band sind wohl Frøði T. Vestergaard, der auch sehr aktiv ist um die färöische Musikszene zu promoten und Rani Hammershaimb Christiansen, der mit HAMRADUN europaweit auftritt.

„Tíð“ startet verdammt stark mit „Sangur Til Lívið“, einer wirklich starken Poprocknummer, die im Grunde recht simpel aufgebaut ist, aber dennoch gut ankommt, vor allem der Ohrwurmrefrain. „Sangur Til Lívið“ ist ein typischer Song, wie man ihn sich gut auf Partys und Konzerten als Stimmungsmacher vorstellen kann, wo alle voll sentimentaler Begeisterung mitsingen. Man kann hier eigentlich gar nicht anders als mitzuwippen. Und als Bonus gibt es noch ein schönes Gitarrensolo obendrauf.

Ob es allerdings eine gute Idee ist, mit dem stärksten Song in ein Album zu starten, kann man sicher diskutieren. Aber auch das zweite Stück „Kanska“ steht dem ersten in nicht viel nach, es ist weniger eingängig, rockt dafür aber härter und macht auf jeden Fall auch Spaß.

Da reißt einen das sentimentale und melancholische „Í Viðarlundini“ richtig raus und zieht auch ein bisschen runter. Dieses Stück ist so ganz anders als die beiden davor, sehr ruhig und sanft, statt Gitarren gibt es Synths und harmonische Backgroundchöre. Allerdings zieht es sich auch etwas. Man bleibt erst mal in ruhigeren Gefilden - auch „Elska Bara“ ist ein sehr ruhiges Stück, das vor allem mit seinen schönen Chören überzeugen kann, ansonsten jedoch relativ unspannend ist.

Ähnlich langatmig geht es mit „Vetrarmorgun“ weiter. Für meinen Geschmack ist das alles einfach zu ruhig geraten. Doch plötzlich setzen alle Instrumente, einschließlich Hammondorgel ein und es wird doch noch richtig heftig. Warum nicht gleich so? Leider ist der Song kurz darauf auch schon zu Ende. Doch bei „Kom Lat Okkum Dansa“ (dt. Komm, lass uns tanzen) wird man dem Titel gerecht und dementsprechend ist der Song sehr fröhlich und verfügt über einen flotten Rhythmus, der auch wirklich zum tanzen anregt und gerade live sicher gut ankommen wird.

Aber schon bei „Hví Gratur Tú“ nimmt man das Tempo wieder radikal raus. Guðrun Solja Jacobsen steuert hier wunderbaren, gerne auch mal kräftigen Gesang bei, der das Stück deutlich an Qualität gewinnen lässt. Gleichzeitig wird auch die Instrumentalfront immer stärker, so dass das Stück am Ende doch noch ordentlich rockt. Außerdem gibt es hier auch wieder schöne Chöre zu hören, so dass der Song, der eher unaufgeregt begonnen hat am Ende doch noch richtig stark und zu einem der besten auf dem Album wird. Das hier wäre ein verdammt starker Abschluss für das Album geworden, doch es gibt noch zwei weitere Stücke.

„Sálin“ und „Kvirra“ sind zwei ruhige und getragene Lieder, bei denen eher weniger passiert. Diese beiden Stücke hätte ich persönlich jetzt nicht wirklich gebraucht. Und vor allem hätte ich sie nicht ans Ende des Albums gepackt. Überhaupt wirkt die Reihenfolge der Songs irgendwie chaotisch, die Brüche zwischen den einzelnen Stücken sind teilweise sehr radikal und immer wieder wird Spannung, die man gerade erfolgreich aufgebaut hat, zunichte gemacht. Das Album könnte mit einer anderen Songreihenfolge deutlich besser wirken. Es gibt aber auch zu viele Stücke, bei denen einfach nichts passiert. Die restlichen sind jetzt musikalisch nicht wahnsinnig anspruchsvoll, machen aber wirklich Laune und ich könnte mir gut vorstellen, dass diese live auch echte Stimmungsmacher sind. (Anne)

Bewertung:

Anne6,5 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 36:06 min
Label: Tutl Records
Veröffentlichungstermin: 30.11.2023

Kategorie: CD-Reviews