Jenner - Prove Them Wrong

Zu den Problemen des serbischen Metals habe ich mich ja bereits im Review zu Jenners im März letzten Jahres wiederveröffentlichten Debüt „To Live Is To Suffer“ geäußert. Innerhalb eines Jahres hat sich dort allerdings nichts zum Positiven verändert. Eher im Gegenteil. Während nahezu alle Länder des ehemaligen Jugoslawiens mittlerweile in die EU aufgenommen wurden, gilt Serbien als sogenannter Drittstaat und ist aufgrund der Nähe seines Staatschefs zum Kreml soweit von Beitrittsverhandlungen entfernt wie Hannover von Belgrad. Doch das nur am Rande.

Wenn man sich ansieht, dass die Preise für Konzerttickets überall gestiegen sind, kann man sich in etwa vorstellen, wie oft ein gewöhnlicher serbischer Metalhead sich, bei einem monatlichen Durchschnittsgehalt von 725 Euro, ein Ticket leisten kann. Wie es da mit der Szene vor Ort aussieht, kann man sich wohl denken.

Dennoch könnte man auf die Idee kommen, dass JENNER mit dem am 24.01. erschienenen „Prove Them Wrong“ ihr Zweitwerk verdammt schnell veröffentlichen. Dem ist jedoch überhaupt nicht so. „To Live Is To Suffer“ wurde nämlich ursprünglich bereits 2017 veröffentlicht. Zwischen beiden Scheiben liegen also ganze sieben Jahre! Haben die Damen sich in dieser Zeit denn wenigstens musikalisch weiterentwickelt?

Nun, man muss attestieren, dass Aleksandra Stamenkovic (Gitarre, Gesang), die das einzige verbliebene Gründungsmitglied ist, Anja Mirkovic (Bass) und Selena Simic (Schlagzeug) ihre Instrumente durchaus beherrschen. Die auf dem Album enthaltenen neun Songs jedoch als Speed oder gar Thrash Metal zu bezeichnen ist, meiner Meinung, aber so ziemlich an der Wirklichkeit vorbei. JENNER gehen hier nämlich recht melodisch zu Werke. Wobei ich nicht sagen will, dass Thrash immer derbes Geknüppel in Hochgeschwindigkeit sein muss. Den Songs fehlt es jedoch deutlich an Biss und auch an Aggressivität. Die Musik von JENNER ist so handzahm wie ein Wellensittich!

Die größte Schwachstelle ist der Gesang von Stamenkovic. Gut, es gibt Leute, die mögen es, wenn mal jemand nicht ständig am Keifen ist. Solange diese Person singen kann, habe ich damit auch überhaupt kein Problem. Allerdings hat die JENNER-Frontfrau ein recht dünnes Stimmchen und singt noch dazu in einer Tonlage, die mir vollkommen auf die Nerven geht. Man möge mir verzeihen, dass ich jetzt einmal brutal ehrlich bin: Möglicherweise wären JENNER im Hardrock besser aufgehoben, doch auch dort gibt es jede Menge bessere Stimmen.

So ist „Prove Them Wrong“ weder Fisch noch Fleisch. (Matthias)

Bewertung:

Matthias5,5 5,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 44:40 min
Label: Fighter Records
Veröffentlichungstermin: 24.01.2024

Kategorie: CD-Reviews