Einar Solberg - 16

Einar Solberg ist ja schon bei LEPROUS dafür bekannt, sehr persönliche und intensive Texte zu schreiben. Nun bringt er also ein Soloalbum heraus und es ist damit zu rechnen, dass es hier noch einmal persönlicher und intensiver zugeht. Das stimmt zum Teil, denn der Titel „16“ bezieht tatsächlich auf das Alter, in dem Einars Leben begann, sich massiv zu ändern und er prägende Erfahrungen machte. Allerdings ist es im Grunde gar kein echtes Soloalbum, denn Einar hat in jedem Song mit einem anderen Künstler zusammengearbeitet, so dass es eher eine Sammlung unterschiedlicher Kollaborationen ist.

Dabei hat er insbesondere mit Raphael Weinroth-Browne zusammengearbeitet, der LEPROUS auch live unterstützt und hier zu allen Songs die Celloparts beigesteuert hat. Schon der Opener erinnert textlich an die Stammband des Norwegers und ist beinahe schmerzhaft direkt und deutlich.

Doch „16“ hat natürlich viel mehr zu bieten als die Texte. Durch die vielen, zum Teil sehr unterschiedlichen beteiligten Musiker hat jeder Song einen ganz eigenen Charakter und ganz eigenen Klang, erinnert aber trotzdem, nicht nur aufgrund von Einars Gesang, immer wieder an LEPROUS. Einige der Songs, wie z.B. der Opener und Titelsong „16“ oder auch „The Glass Is Empty“ erinnern stark an die letzten Alben von Einars Stammband, andere, wie z.B. „Blue Light“ sind dann doch düsterer.

Einige Songs, wie z.B. „Grotto“ gehen auch in eine ganz andere Richtung, sind sehr düster, aber auch etwas rockiger. Ganz unerwartet wird es dann in „Home“ wo es sogar Rap zu hören gibt, was erstaunlich gut zu dem Song passt, der ansonsten von Bläsern dominiert wird. Wir sehen, auch Bläser und Rap passen zusammen, man muss nur wissen, wie es geht. Aber es kann auch pulsierend und synthlastig werden wie in „Metacognitive“. Und auch hier werden wieder sehr geschickt Bläser eingesetzt.

„Over The Top“ ist dann wieder ein sehr typischer Einar-Song. Nach „Metacognitive“ ist das Stück mit seinem ruhigen Beginn ein recht krasser Schnitt, es ist sehr sanft, zart und ruhig, man hört zunächst nur Klavier und Einars klare Stimme – aber das Stück hat durchaus auch seine heftigen Momente und ist ein richtig toller Song geworden.

Noch einmal in eine ganz andere Richtung geht es bei „Splitting The Soul“. Hier hat Einar mit seinem Schwager Vegard Sverre Tveitan, besser bekannt unter seinem Künstlernamen IHSAHN zusammenarbeitet. Der Song ist sehr düster, zeigt jedoch viele interessante Seiten und den Höhepunkt bildet das Zusammenspiel von Einars klarer, hoher Stimme und den fiesen Growls von Ihsahn. Ein großartiger Song, der sich auch gut als Abschluss des Albums geeignet hätte.

Doch diese Aufgabe fällt dem eher unaufgeregten und sanften „Where All The Twigs Broke“ zu. Insgesamt ist „16“ ein Album, bei dem man sich zwar ab und an fragt, warum das jetzt ein Soloalbum ist und kein weiteres LEPROUS-Album, denn Einar Solbergs Handschrift und natürlich seine unglaubliche Stimme sind einfach unverkennbar. Dennoch ergibt es alleine aufgrund der Herangehensweise absolut Sinn, das Werk als Soloalbum zu betiteln. „16“ ist ein sehr persönliches, sehr intensives, aber auch ein recht vertracktes Album geworden, das man mehrmals hören muss, um alle Details vollständig zu erfassen. Aber es lohnt sich! (Anne)

Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 69:54 min
Label: Inside Out Music
Veröffentlichungstermin: 02.06.2023

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden