Es kommt eigentlich selten vor, dass die Amerikaner uns beneiden. Geht es aber um Power Metal, so hört man immer wieder, dass dieses Genre In Europa, und vor allem in Deutschland, eine deutlich größere Fanbase hat als in den USA. Dort führt der Power Metal bis dato eher ein Nischendasein, und ich habe mir sagen lassen, dass es schier unmöglich ist geeignete Mitmusiker zu finden, wenn man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten halbwegs professionell Musik im Stil von Bands wie BLIND GUARDIAN, HAMMERFALL und Konsorten spielen will.

In Deutschland sieht es da schon anders aus, obwohl es um den Nachwuchs, sieht man mal von all den Bands ab, die aussehen als kämen sie gerade von irgendeinem Cosplay-Event, auch nicht so gut bestellt ist. Während die Metalcore-Kapellen wie Pilze aus dem Boden schießen, sind mir was den deutschen Power Metal angeht in den letzten Jahren eigentlich nur DON’T DROP THE SWORD, INDUCTION und ALL FOR METAL aufgefallen. Wobei DON’T DROP THE SWORD ihren Stil ja selbst als Epic Speed Metal bezeichnen. Hier ist es schon lustig, dass mir die Bayern anno 2017 ausgerechnet von einem amerikanischen Kumpel empfohlen wurden. Doch bereits mit ihrer Debüt EP „Into The Fire“ (2017) konnten die Erdinger mich überzeugen. Zählt man deren Neuauflage aus dem Jahr 2019 und alle Singles mit, so bringen es die Bayern auf bisher zehn Veröffentlichungen. Wobei die zehnte dann auch die aktuellste ist.

Veröffentlichten DON’T DROP THE SWORD doch am 24.11. nach ganzen sechs Jahren mit „Age Of Heroes“ endlich den lang erwarteten Nachfolger ihres 2017er Debütalbums „Path To Eternity“. Seit ihren Anfangstagen wurde die Band, nicht zuletzt wegen der Stimme von Sänger Anti, immer wieder mit BLIND GUARDIAN verglichen. Obwohl man sich deutlich weniger schmeichelhafte Vergleiche vorstellen kann. Doch funktioniert dieser Vergleich im Jahr 2023 denn überhaupt noch?

Nun, nicht so ganz. Denn natürlich haben Mathias (Bass), Dom (Schlagzeug), Max (Leadgitarre, Hintergrundgesang), Anti (Gesang) und Korbi (Rhythmusgitarre) sich in den sechs Jahren seit dem Debüt deutlich weiterentwickelt. Mit „Demon Devine“ und dem darauffolgenden „Of Love And Loss“ klingen DDTS aber so wie man es von ihnen gewohnt ist. Mit „Where The Old Gods Dwell“ wird es dann eine Spur epischer und die Nummer erinnert ein wenig an BLOODBOUND. Mit „Twelve Steps (To Hell)“ verlassen DON’T DROP THE SWORD dann erstmals die Komfortzone und bauen unüberhörbare Folkeinflüsse in ihren Sound ein. Die „Piratennummer“ ist ganz klar das erste Highlight der Scheibe.

Was mir bei den Texten der Gruppe schon immer positiv aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass Sänger Anti hier nicht auf die typischen Klischees setzt, sondern auch gerne einmal andere literarische Vorlagen als die Werke Tolkiens als Inspirationsquelle nutzt. Beim Longtrack des Albums hat er sich ganz klar von „Krabat“ aus der Feder von Ottfried Preußler inspirieren lassen. Bei „A Murder Of Ravens“, welches mein absoluter Lieblingssong auf „Age Of Heroes“ ist, bekommt er stimmliche Unterstützung von Liv Kristine. Besser kann man die Geschichte wohl kaum als Song umsetzen! Mit „King Of Thieves“ huldigt man natürlich Robin Hood. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob „Sharpe’s Song“ wirklich denselben Hintergrund wie „Over The Hills And Far Away“ hat, könnte es mir aber vorstellen. Und höre ich bei „Echoes From The Past“ so ein wenig „74-75“ von THE CONNELLS raus?

Mit „Age OF Heroes“ bemühen sich DON’T DROP THE SWORD hörbar um Abwechslung und integrieren andere Einflüsse als bisher in ihren Sound. Wie bereits erwähnt zählen DON’T DROP THE SWORD für mich ganz klar zu den interessanteren Bands der letzten Jahre. Hoffentlich dauert es bis zum dritten Album nicht wieder sechs Jahre. (Matthias)

Bewertung:

9 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 61:49 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 24.11.2023