Dokken - Heaven Comes Down

Dokken HeavenComesDownDie von den Fans lange erwartete Nachfolge-Scheibe des 2012 erschienenen DOKKEN-Albums "Broken Bones" kommt am 27. Oktober über Silver Lining Music auf den Markt. Das 13. Studioalbum "Heaven Comes Down" wurde von Bill Palmer und Don Dokken produziert und von Kevin Shirley (AEROSMITH, IRON MAIDEN) gemischt.

Immerhin handelt es sich um ein neues DOKKEN-Album, ein Werk einer der erfolgreichsten amerikanischen Hardrock-Bands der Achtzigerjahre, die auf Gold- und Mehrfachplatin zurückblicken können. DOKKEN stehen allerdings leider auch für extreme Hassliebe zweier unerträglicher Egomanen; Mastermind Don Dokken und Ausnahmegitarrist George Lynch. Trotz destruktiver Rivalitäten und Streitigkeiten lieferte DOKKEN radiotaugliche Alben für die Ewigkeit in dieser Zusammensetzung ab.

Nun aber zum Album: „Heaven Comes Down“. Sofort spürt der Hörer, dass die Scheibe geprägt ist von einer völlig entspannten Atmosphäre und coolen Lässigkeit. Man merkt dem 70-jährigen Protagonisten an, dass die Songentwicklung frei ist von Bandstreitigkeiten der Vergangenheit und hier eine gewisse Altersmilde omnipräsent versprüht wird, ohne auch nur ansatzweise altbacken zu klingen. Neben dem Sänger verlässt sich Don Dokken beim neuen Album auf eine hervorragend harmonisierende Band mit Jon Levin (DORO, WARLOCK u.a.) an der Gitarre, Chris McCarvill (HOUSE OF LORDS, OBSESSION u.a.) am Bass und Bj Zampa (HOUSE OF LORDS, THUNDERHEAD u.a.) an den Drums.

Um diese Kreativitätsphase zu erreichen, haben DOKKEN die Hektik und Schnelllebigkeit des Sunset Strips mit der unendlichen Weite der Wüsten und der Einsamkeit von New Mexiko eingetauscht. Dies spiegelt sich in der spartanisch instrumentierten Schlussballade „Santa Fe“ wieder, ein Song im Americana-Stil, den Don Dokken als „life-moment biography“ bezeichnet und den Zuhörer in den Sonnenuntergang der endlosen High Plains führt. Don Dokken blickt auf seine wilde L.A Sunset Strip Zeit zurück und erklärt im Song, dass die Zeit gekommen ist, die hektischen, überfüllten Städte gegen die Einsamkeit der Wüste zu tauschen, das persönliche „Santa Fe“ zu suchen, um letztendlich den Seelenfrieden zu finden.
Die Scheibe erscheint wie ein Konzeptalbum, durchgängig hochwertig, sowohl bei den Uptempo-Nummern als auch bei den äußerst emotionalen, niemals kitschigen Balladen. Und zum Thema ob Don Dokken noch singen kann? „Heaven Comes Down“ beantwortet die Frage.

Die vorab veröffentlichte Single „Fugitive“ ist ein geiler harter Rocksong im typisch klassischen DOKKEN-Sound, mit memorablem Gitarren-Intro und steht „Dream Warrior“ in Nichts nach. John Levin`s Gitarrenarbeit ist herausragend und Don Dokken meistert alle Stimmlagen; die Melodieführung überzeugt ungemein. Das zweite Sigle-Auskoppelung „Gypsy“ rockt noch intensiver und geht straight voran. Sehr cool, mystisch und melodisch kommt die Nummer. Sie setzt sich sofort im Gehörgang fest und Don Dokken erzählt eine abenteuerliche Geschichte dazu: “Während ich das neue Album geschrieben habe, hatten wir zwar schon eine Menge Songs aber irgendwie hat es dann gehakt mit einigen Lyrics und ich habe mich entschieden, erstmal eine Camping-Auszeit zu nehmen. Ich fuhr in die Berge und traf eine Frau, die eine Unmenge Ketten und Schmuck trug. Sie fuhr ein altes einspänniges Gefährt und blieb in einem Loch damit stecken. Ich fragte, ob ich helfen kann, aber sie sagte nur, nein, denn ‚die Sonne geht bald auf‘. Sie hatte ein Lagerfeuer mit Kochstelle vorbereitet und lud mich ein, die Mahlzeit mit ihr zu teilen und wir begannen zu reden. Sie sprach gebrochenes Englisch und sah aus wie eine Navaho” fährt Don fort. Es gibt ein Reservat hier in New Mexico. Das erste, was sie zu mir sagte, war ‘you make music’ und ich war sofort verblüfft und wir saßen für Stunden und haben geplaudert. Sie war schon etwas älter und sehr weise. Sie erzählte aus ihrem Leben im Reservat und ich erzählte ihr von meinem Leben. Du hast deinen Weg verloren sprach sie, was ich sehr lustig fand, denn es sah mehr danach aus, dass sie ihren verloren hatte, dem war aber nicht so. Inzwischen war schwarze Nacht, sie sah auf zu den Sternen und sagte, dass die Sterne sie führen würden und dann sprach sie nur noch Navaho. Ich fand diese Begegnung sehr surreal! Später nahm ich den Wagenheber aus meinem Truck und hob ihre Kutsche an, wir sammelten Steine und legten sie in das Loch und so konnte sie ihren Wagen darüber fahren - dann stieg sie auf und fuhr ohne ein weiteres Wort davon – drehte sich dann aber noch einmal um und rief „die Sonne geht auf… du musst gehen“, die Kojoten und Berglöwen gehen bald auf die Jagd.. ein weiser Rat!”.

Na ja, ob das so stimmt, weiß wohl nur Don Dokken; aber egal-eine gute Geschichte. Und so relaxed mysteriös und mit der unendlichen Einsamkeit verbunden, kommt das ganze Album rüber. Viele ruhige Momente sind DOKKEN-typisch zu finden. „I ll Never Give Up“ besticht durch fantastischen Chor und tollem Gitarrensolo von Levins. „Just Like A Rose“ nimmt wieder das Thema der endlosen Horizonte New Mexikos auf. Das Songwriting ist immersiv auf hohen Niveau und sehr autobiografisch. Gleichermaßen reflektiert er in dem düster schleppenden „Is It Me Or Is It You“ auf sein Leben und hinterlegt den Song mit intensiven Gitarrenschleifen. Auch „I `ll Never Give Up“ verdeutlicht, wie es um die Lebenseinstellung des Shouters steht.

Man merkt in der Gelassenheit der Songs, der perfekten Symbiose mit seinem langjährigen Songwriter-Partner Jon Levin und den Songthemen, dass Don Dokken als „Flüchtiger seines alten Lebens“ angekommen und trotz aller Wehmut zu einer positiven Lebenseinstellung gelangt ist. So kann ich nur das Fazit ziehen, dass DOKKEN ein würdevolles und intensives Alterswerk gelungen ist, dass in keinem Plattenschrank fehlen sollte. (Bernd Eberlein)

 

Bewertung:

Ebi9,0 9 / 10

Label: Silver Lining Music LTD
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: --:-- min
Veröffentlichungstermin: 27.10.2023

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