Mötley Crüe - Crücial Crüe: The Studio Albums 1981-1989

MötleyCrüeNeues Altes aus dem Hause BMG, die am 17. Februar ein sehr geiles Box-Set unter dem Namen „Crücial Crüe: The Studio Albums 1981-1989“ herausbringen. Dabei handelt es sich um die ersten fünf Platin-ausgezeichneten Platten von MÖTLEY CRÜ, neu gemastert und in exquisiter Verpackung. Zur Erinnerung: Die ersten 5 Schallplatten von MÖTLEY CRÜE spielten 19 mal Platin ein.

Das bringt mich zu einer früheren Rezension eines Rolling-Stone-Journalisten, der das überaus geile Album „Girls, Girls, Girls“ als absoluten Müll bezeichnete; als sexistisch, aggressiv, zerstörend und von Fäkalsprache geprägt. Alle Attribute trafen zu außer „Müll“. Ihm fehlte wohl der Anspruch des Songwritings über die Umwelt, Monsanto oder die Ungerechtigkeiten dieser Welt. Dafür haben wir ja auch Neil Young. Und diese Borniertheit des Journalisten hat mich extrem geärgert, denn 19 Millionen Platten der ersten fünf Alben verkauft man ja nicht an 19 Millionen Idioten. Ich denke, er hatte das Thema völlig verfehlt und im Endeffekt auch Unrecht was das Songwriting angeht, denn keine Band in dem Genre hat es besser verstanden, das Leben auf dem Sunset-Strip in Los Angeles mit allen dekadenten, sexistischen und gewalttätigen Facetten derart punktgenau in Worte zu fassen.

Nikki Sixx, Tommy Lee, Vince Neil und Mick Mars waren nun mal unangefochten die bösen Jungs der Los-Angeles-Musikszene in den Achtzigerjahren. Und ob sie nun die größten Poser des Universums oder ernstzunehmende Hardrocker waren; auf jeden Fall waren sie eine der skandalträchtigsten Bands aller Zeiten, die das Image von Sex, Drugs and Rock`n Roll im größtmöglichen Spektrum auslebten und sämtliche sonstigen Rockstars zu Amateuren deklarierten. Sie waren hart, böse, verräterisch und sie scherten sich einen Scheiß um Konventionen. Sie mutierten zu Hedonisten in Reinkultur.

So verwundert es auch nicht, dass trotz aller Auflösungen, Wiedervereinigungen und Machtkämpfe, MÖTLEY CRÜE dennoch so präsent wie in ihrer Anfangszeit sind. Neben der ausverkauften und umjubelten Welttournee mit DEF LEPPARD, stehen daher auch Wiederveröffentlichungen ins Haus.

Natürlich änderte sich der Stil und die Bandbesetzungen von MÖTLEY CRÜE im Laufe der Jahre. Die maximale Energie entzündeten sie allerdings nur im klassischen Lineup . Nachdem Vince Neil nach dem Superseller Dr. Feelgood gefeuert wurde, war die Platte mit John Corabi als Sänger ein absoluter Flop, obwohl aus heutiger Sicht das düstere und komplexe Hardrockalbum musikalisch wahrscheinlich eines der besten war. Es wollte aber niemand hören, denn es war halt nicht MÖTLEY CRÜE. Nach einigen Nullnummern und der Rückkehr von Vince Neil, war es eigentlich unglaublich, dass das Spätwerk“ Saints Of Los Angeles“ aus dem Jahr 2008 derart ursprünglich und brutal Hit-lastig war. Das hatte niemand der Band zugetraut. Im Endeffekt musste die Band jedoch trotz aller Differenzen immer wieder zusammenfinden, denn außer Nikki Sixx mit SIXX AM hat ja niemand der übrigen Bandmitglieder etwas Produktives auf die Reihe gebracht.

Aber die hier in der Compilation enthaltenen fünf ersten Werke gelten als wegweisend und zeigen die Entwicklung zum absoluten Weltruhm. Während das Debutalbum „Too Fast For Love“ im Jahr 1981, noch von der Band selbst mit 900 Kopien herausgebracht und 1982 erst von ihrer Plattenfirma Elektra neu aufgelegt wurde, klingt es noch unheimlich jugendlich, aggressiv und unausgegoren. Es war die Zeit als die „neue Band“ mit ihren exaltierten Auftritten am Sunset-Strip jeden Laden zum Überkochen brachte. Schließlich spielte das Debut schon Platin ein und enthielt bereits Klassiker wie „Live Wire“ oder „Too Fast Too Love“.

Das zweite Album, schon deutlich professioneller produziert, „Shout At The Devil“, war der Durchbruch für MÖTLEY CRÜE und machte die Band über Hollywood hinaus bekannt. „Shout At The Devil“ und „Looks That Kills“ sowie die harte Version des BEATLES-Klassikers „Helter Skelter“ waren die Highlights und die bewusste Provokation mit satanischen Devotionalien verstärkte den Erfolg noch.

„Theatre of Pain“ brachte dann den weltweiten Durchbruch und den Headliner-Status auf den größten Bühnen und Festivals. Das Album selbst war Mainstream-lastiger, sehr „sleazy“ und wesentlich weniger hart als „Shout At The Devil“ Die Ballade „Home Sweet Home“ wurde zu einem der bekanntesten Songs der Band und „Smokin` In The Boy s Room“ ist Glam-Rock in Reinkultur. Aber das Album wurde wie der Vorgänger mit vierfach Platin ausgezeichnet.
Mein Lieblingsalbum „Girls, Girls, Girls“ von 1987, orientierte sich wieder mehr am ursprünglichen Sound und die Band versuchte dadurch, ihre Heavy-Metal-Fans nicht zu verlieren. Der Titelsong und das dazugehörige Video erfüllt alle Klischees der sexbesessenen Bad Boys. Ein durchweg geiles Album, der Titel „Wild Side“ ist Programm; die Musik ist wild, straight, hart und verwegen; nichts für Weltverbesserer.

Unglaublich war eigentlich nur, dass sie nach dem klinischen Tod von Nikki Sixx, dem Zustand des total abgedrehten Mick Mars, der zum „lila Menschenfresser“ mutierte, sowie den irrsinnigen Sexeskapaden, Drogen- und Alkoholorgien von Vince Neil und Tommy Lee, ein noch besseres Album veröffentlichen konnten. Angeblich erstmals nüchtern standen sie im Studio und konzentrieren sich nur auf die Musik. Das Produkt hieß „Dr. Feelgood“, erschien 1989 und wurde das erfolgreichste Album der Band, insgesamt erhielt es sechs Platinauszeichnungen und erklomm Platz 1 der Billboard-Charts.

Allein das brutal harte, ultraschnelle „Kickstart My Heart“ und im krassen Gegensatz die Ballade „Without You“, machen das Album zu einem der besten der Rockgeschichte. Das Album hat alles: geile Party-Hymnen, fette Grooves und schneidende Riffs. Dazu kommt ein von Bob Rock produzierter, sagenhafter Sound.

Also, wer die Platten nicht eh schon besitzt, sollte sich die gemasterten Versionen in dem geilen Box-Set „Crücial Crüe“ mit den enthaltenen geschichtsträchtigsten Platten des wildesten Kollektivs aller Zeiten nicht entgehen lassen, es sei denn man steht auf anspruchsvollere Lyrik oder erträgt den maximalen Sexismus nicht. Erhältlich sein wird die Box als CD-Set und auf farbigem Vinyl: Too Fast For Love" (White/Black Splatter), "Shout At The Devil" (Yellow/Black Splatter), "Theatre Of Pain" (Hot Pink Magenta/Black Splatter), "Girls, Girls, Girls" (Cyan Blue/Black Splatter) und "Dr. Feelgood" (Coke Bottle Green/Oxblood Splatter). (Bernd Eberlein)

 

 

Bewertung:

Ebi10,0 10 / 10

Label: BMG
Anzahl der Songs: 51 auf 5 CDs 
Spielzeit: --:-- min
Veröffentlichungstermin: 17.02.2023

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