Ann Wilson - Fierce Bliss

AnnWilson Fierce Bliss„I can hear your HEART-Beat“ ist die Devise, wenn man das neue Solowerk „Fierce Bliss“ der stimmgewaltigen Ann Wilson auflegt. Die kongeniale jüngere Schwester Nancy Wilson veröffentlichte im Mai des vergangenen Jahres ihr Debutalbum als Solokünstlerin, schlug hierbei allerdings „HEART-untypische“ Klänge an und passte ihr Stimmvolumen überwiegend ruhigen, gediegenen, balladesken Songs im Americana-Stil an. Dennoch gelang der HEART-Gitarristin ein cooles klassisches „Roots-Album“.

Mit HEART haben die Wilson-Schwestern an die 35 Millionen Tonträger seit der Gründung 1973 verkauft, blicken auf acht Platin-Alben zurück, sind in die Rock & Roll Hall Of Fame aufgenommen worden und haben durch ihre Musik den Begriff „Heart-Rock“ mit ihren radiotauglichen, melodischen Rocksongs als Genre geprägt. Sie waren als Frauen gemeinsam mit Debbie Harry, Suzi Quatro und Cherie Currie Vorreiterinnen der Gleichberechtigung in der frühen Rockszene, die überproportional von Männern dominiert wurde und haben den Weg für viele weitere Künstlerinnen im Musikbusiness geebnet.

Und nun legt Ann Wilson, eine der besten weiblichen Rockstimmen aller Zeiten, mit „Fierce Bliss“ ihr drittes Soloalbum vor, überwiegend mit Neuveröffentlichungen aus eigener Feder sowie den Coverversionen „Love Of My Live“ (QUEEN), „Missionary Man“ (EURYTHMICS) und „Bridge Of Sighs“(Robin Trower). Ann Wilson umgibt sich neben ihrer Band mit hervorragenden „Guest-Stars“, unter anderen Warren Haynes von GOV`t MULE, Country-Superstar und EAGLES-Bandmitglied Vince Gill, Kenny Wayne Shepard, Tyler Boley. Die Liste weiterer namhafter Musiker, die Ann Wilson Tribut zollen, ist ellenlang.

„Greed“ ist die erste Single-Auskoppelung der neuen Scheibe; klassischer und kraftvoller amerikanischer Rock von einer Frau, deren Stimme auch im hohen Alter immer noch glasklar und gewaltig ist. Eigentlich ein typischer HEART-Song und die Protagonistin röhrt den Song über Gier und Habsucht mit völliger Authentizität. Sie erklärte: “Texte sind mir wichtig, aber das Wichtigste ist immer die Einheit von Worten und Melodie, die die Magie eines Songs ausmachen“. Und die Magie ist definitiv nach all den langen Jahren noch vorhanden bei der Frau, die mit ihrer Interpretation von „Stairway To Heaven“, den geehrten Robert Plant bei der Verleihung der Kennedy Center Honors 2012 zum Weinen brachte.

So kommt auch das mystische „Black Wing“ in schleppender „No Quarter“-Manier daher; Tyler Boley`s sphärische, an LED ZEPPELIN erinnernde Gitarre begleitet eine Ann Wilson, die stimmlich in Bestform ist. Auch „Bridge Of Sighs“ ist knallharter Bluesrock, weit entfernt von der erfolgreichsten, Keyboard-lastigen Zeit HEARTs in den Achtzigern. Auf diesem Album dominieren die Gitarren und der Song scheint wie gemacht für die Protagonistin. Das Solospiel von Kenny Wayne Shepard ist grandios und auch „Missionary Man“ gefällt mir besser als das Original. Schön harter und straighter Rocksong, zusätzlich aufgewertet durch das Gitarrensolo von Kenny Wayne Shepard und dem souligen Background des Gospelchors THE REV NATHAN YOUNG SINGERS.

„Fighten For Live“ erinnert an „Straight On“, zeigt aber ungewöhnlich psychedelische Züge wie auch „Gladiator“, dessen Gitarrenlastigkeit von Warren Haynes mitbestimmt wird. Das QUEEN-Cover „Love Of My Life“ ist nicht gerade mein Favorit. Das Duett mit Vince Gill ist mir einfach zu kitschig ausgefallen. Die obligatorische Ballade, hier „Forget her“, darf nicht fehlen und gewinnt im Mittelteil durch verzerrte Gitarren und tollem Solo. Als leichter „HEART-Rock“ wird „A Moment In Heaven“ dargeboten. „Angel`s Blues“ stellt eines der Highlights der Scheibe dar; ein klassischer Bluesrock-Song mit wabernder Hammondorgel, der versierten Gitarrenbegleitung von Warren Haynes und der fantastisch rauchigen und klagenden Stimme der großartigen Ann Wilson in bester Janis Joplin-Manier.

Der Schlusstrack, ein melancholisch beginnender Song im Americana-Stil ist ebenfalls hervorragend gelungen. Im Mittelteil nimmt der Song dann durch harte Gitarren richtig Fahrt auf. Produziert wurde „Fierce Bliss“ von Ann Wilson und dem Gitarristen ihrer Band, Tom Bukovac. Die CD, die mir vorliegt, ist aufwändig als Booklet gestaltet. Das äußerst gelungene Cover stammt vom bekannten Künstler Roger Dean, dessen Kunst schon die Platten von ASIA oder YES zierte.

„Fierce Bliss“ ist einfach ein fantastisches Album und besticht in seiner Gitarren-dominierten Härte als Glanzstück des AOR. Die Protagonistin brilliert mit ungebrochener Stimmer und liefert ein Album ab, dass zum Großteil deutlich im amerikanischen Rock der siebziger Jahre verankert und von hoher Spiritualität geprägt ist. (Bernd Eberlein)

 


Bewertung:

Ebi9,0 9 / 10

Label: Silver Lining Music
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: --:-- min
Veröffentlichungstermin: 29.04.2022

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