Beth Hart - A Tribute To Led Zeppelin

BethHeart A Tribute To Led ZeppelinWas unterscheidet die Stilikone der Hippies, JANIS JOPLIN, von BETH HART? Eigentlich nur der Umstand, dass JANIS JOPLIN seit über fünfzig Jahren tot ist. BETH HART kennt das Leben und die ausschweifende Drogensucht; nur dass sie überlebt hat. Eine Frau wie ein Vulkanausbruch, auf der Bühne zwischen Genie und Wahnsinn, erklärte sie mit eigenen Worten im Interview: „Mit zehn fing ich an, Drogen zu nehmen, Alkohol zu trinken, und später kam die Sexsucht. Ich versuchte, mich zu betäuben, um mich besser zu fühlen.“

Zum Glück hat die heute 50-jährige aus Los Angeles gerade noch rechtzeitig die Kurve gekriegt. So verwundert es auch nicht, dass BETH HART so glaubwürdig und authentisch die selbstzerstörerische JANIS JOPLIN im Musical „Love, Janis“ performte.

Als weltweit anerkannte Top-Blues-Rock-Sängerin und geschätzte Duett-Partnerin von JOE BONAMASSA, BUDDY GUY oder JEFF BECK, ist BETH HART musikalisch schonungslos ehrlich und lebt jede Note ihres Gesangs mit urgewaltiger Intensität. Ihre Bühnenpräsenz ist fast schon beängstigend: sie schreit, weint, haucht und stöhnt mit ihrem unglaublichen Organ die Songs als gäbe es kein Morgen. Sie ist eine Urgewalt, die keinerlei Rücksicht auf sich oder ihr Publikum legt und aus Schmerz, Wut, Sehnsucht und ungezügelter Lust zu bestehen scheint.

„Ihre Ehrlichkeit und Verletzlichkeit sind ihre Stärken“, sagt ihr Ehemann und Tourmanager Scott Guetzkow. „Manchmal bricht sie in Tränen aus und kann nicht mehr aufhören. Sie verbirgt nie ihre Gefühle.“ Jedenfalls kämpft sie mit ihrer radikalen Selbstentblößung immer gegen innere Dämonen.“

Wer den exzessiven Ausbruch extremer Emotionen erleben möchte, kann dies eindrucksvoll in der legendären Konzertveröffentlichung von 2004 im „Paradiso“ in Amsterdam erleben. Die rohe Energie der Protagonistin in einem furiosen Auftritt, in dem die Kommunikation mit dem Publikum eine transzendente Erfahrung darstellt. Sie geht völlig aus sich raus, befindet sich streckenweise wie in Trance und zieht das Publikum völlig in ihren Bann. Ihre Bewegungen in sehr knappem Outfit sind lasziv, sie kriecht über den Boden, wälzt sich in orgastischen Bewegungen und steigt ins Publikum wo sie den allerengsten Kontakt zu den Konzertbesuchern sucht. Zu früheren Zeiten wäre das Konzert auf dem Index gelandet, heute glücklicherweise nicht mehr. Neben BETH HART sind die „bösen“ Superstars des Rap nur als „Bitch“ verkleidete Schulmädchen. BETH HART ist auf der Bühne mal verletztes Mädchen und eine Minute später völlig zügellose Rock-Schlampe.

Heute füllt BETH HART die größten Hallen und historische Veranstaltungsorte wie das Ryman Auditorium in Nashville oder die Royal Albert Hall in London. Sie stand sechsmal an der Spitze der Billboard Blues Charts und erhielt Doppelplatin. So war es nur eine Frage der Zeit, bis sich BETH HART den Ikonen des Hardrocks schlechthin oder wie sie es mal bezeichnete, den „modernen Beethovens“ widmete, zumal sie schon immer auf Livekonzerten durch ihre intensive Version von „Whole Lotta Love“ das Publikum zum Rasen brachte.

Zunächst wollte sich BETH HART nicht einem kompletten Album der „Giganten“ annehmen, sagte sie doch:“ Um Zeppelin zu machen, muss man wütend sein, um die Noten richtig zu treffen. Ich kann das nicht; ich habe jahrelang daran gearbeitet, meine Wut unter Kontrolle zu bringen.“ Viele Umstände, die mit der Corona-Pandemie im Zusammenhang stehen, führten bei BETH HART schließlich exakt zu dieser benötigten Wut. Sie kontaktierte ihren Manager und das Projekt wurde umgesetzt.

Sie bedient mit ihrer Interpretation der neun Songs von LED ZEPPELIN auf absolutem „High-Level“ die Genres von Rock, Psychedelic, Folk, Jazz, Blues, Funk und Soul. Zur Umsetzung umgibt sich BETH HART mit einer Band hochkarätiger Musiker, darunter Gitarrist Tim Pierce (BON JOVI, BRUCE SPRINGSTEEN), Bassist Chris Chaney (ROB ZOMBIE, JANE’S ADDICTION, SLASH), Keyboarder Jamie Muhoberac (BOB DYLAN, IGGY POP, ROLLING STONES) und die Schlagzeuger Dorian Crozier (CELINE DION, JOE COCKER) und Matt Laug (ALANIS MORISSETTE, ALICE COOPER).

Ohne explizit auf jeden einzelnen Song einzugehen, bleibt eigentlich nur die Tatsache feststellbar, dass BETH HART definitiv der weibliche Robert Plant ist. Auch als eingefleischter LED ZEPPELIN-Fan ist es fantastisch, die besten Rocksongs, die diese Welt zu bieten hat, in der Version von BETH HART zu hören. Sie rockt knallhart auf „Black Dog“ oder „Whole Lotta Love“, singt genau wie Plant zwischen Genie und Wahnsinn im orchestralen „Kashmir“, hat den extremen Soul und Funk im Blut und der Stimme im Song „The Crunge“, liefert eine wunderschöne „Stairway To Heaven“-Version ab und hat zwei hervorragend arrangierte Medleys im Programm; „Dancing Days/When The Levee Breaks“ und balladesk in „No Quarter / Babe I'm Gonna Leave You“. Wehmütige Gefühlsakzente setzt BETH HART dann noch im Schlusstrack „The Rain Song“, in dem sie in einem psychedelischen Klanggemälde der gesamten Ton-Palette ihrer großartigen Stimme freien Lauf lässt und Janis Joplin so unglaublich nah ist.

Insgesamt wirken überhaupt alle LED ZEPPELIN Songs maßgeschneidert auf BETH HART und dazu spielt die grandiose Band überwiegend nah am Original. Ich bin mir sicher, dass Robert Plant und Jimmy Page ihr Standing Ovations für die Umsetzung ihrer Musik geben werden, analog ihres phänomenalen Auftrittes bei den Kennedy Centre Honors 2012 für Buddy Guy. Hier hielt es Robert Plant, Jimmy Page und John Paul Jones nicht auf den Sitzen.
Das Album wird am 25. Februar über Provogue/Mascot Label Group veröffentlicht und ist als CD, LP (schwarzes Vinyl, orangefarbenes transparentes Vinyl/rotgoldenes Splatter-Vinyl) und digital erhältlich. (Ebi)

Bewertung:

Ebi10,0 10 / 10

Label: Provogue Records
Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 53:23 Minuten
Erscheinungstermin: 25.02.2022

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