Slash ft. Myles Kennedy and The Conspirators - 4

Slash 4Da ist es also, das neue Album meiner großen Hoffnungsträger. Und die Hoffnung ist größer denn je, denn die Band hat sich mit niemand anderen als Dave Cobb für das Album “4” zusammengetan. Jener Produzent, der mit den RIVAL SONS zusammengearbeitet hat, meinen anderen großen Hoffnungsträgern. Kann das Album den hohen Erwartungen gerecht werden?

Wollen wir ganz ehrlich sein, hohe Erwartungen vermiesen einem selbst die meiste Zeit das Resultat. So auch für mich beim ersten Durchgang von “4”, zu wenig Hooklines blieben hängen, zu wenige Songs fingen mich sofort ein. Nach ein bis zwei Anläufen sieht das völlig anders aus, die Songs entfalten ihre ganze Vielfalt und bleiben eben doch im Kopf, und ab da gibt es dann kein Halten mehr. Das Album ist roh und anders als seine Vorgänger, nicht wirklich glatt gebügelt, wenn man das jemals vom Gitarrensound von Slash hätte sagen können. Bereits die ersten Song-Auskopplungen “The River Is Rising” und “Call Off The Dogs” legen einen guten Vorsprung hin, sind allerdings nicht repräsentativ für das ganze Album.

“River Is Rising” ist rein vom Aufbau her für mich stark an “Paradise City” angelehnt, zumindest wenn man das Outro hier als Referenz holt. Doch das ist nicht weiter tragisch, es ist halt aufgefallen. Bereits der zweite Track ist überraschend langsam und ruhig, dafür aber extrem cool. “Whatever Gets You By” ist anders, als es der Titel vermuten lassen würde, und bereits hier wird deutlich, dass “4” kein Album ist, bei dem die Band ihre übliche Formel anwendet, um damit auf Nummer sicher zu gehen. Ob das der Einfluss des Produzenten ist, kann ich nicht beurteilen, es steht der Band jedenfalls extrem gut.

Wie ein roter Faden zieht sich diese Beobachtung durch das ganze Album, welches live im Studio in Nashville aufgenommen wurde. “C’est La Vie” ist trotz des französischen Titels ein sehr gelungener Song, bei dem Slash auch die Talk-Box auspackt. Gute Laune ist hier zwangsläufig vorprogrammiert und Myles Kennedy toniert cooler denn je, auch französischer Gesang klingt bei diesem Mann gut. “The Path Less Followed” wirkt auf den ersten Blick etwas unscheinbar, bietet aber eine sehr coole Melodieführung und die typischen Gitarrenriffs, für die Slash bekannt wurde. Auch das Solo kann sich hören lassen, und der Song macht auf Dauer einfach Laune.

Mit “Action Speaks Louder Than Words” bekommen wir ein waschechtes Slash-Riff zu hören, das man sofort mitsingen kann, ein sehr angenehmer Mid-Tempo-Rocker. “Spirit Love” schlägt schon regelrecht orientalische Töne an und baut eine großartige Atmosphäre auf, die dann in einem düsteren Riff gipfelt, welches von Myles Kennedy gekonnt gesanglich auf die Spitze getrieben wird. Wie SLASH im Q&A erzählte, hat er hier zum ersten Mal eine Sitar eingesetzt, etwas das er jahrelang nicht tat, weil das Instrument von vielen Klischees belastet war.

Mit “Fill My World” schlägt die Band meiner Meinung nach in eine ähnliche Richtung wie bei den Single-Auskopplungen. Definitiv ein Song, der sehr positive Vibes ausstrahlt und der sehr viel Spaß macht. Myles gibt hier gesanglich noch einmal alles. Nicht jeder mag seine Stimme, ich hingegen liebe sie. Gepaart mit dem Gitarren-Lick in diesem Song kommen zwei meiner Favoriten zusammen, was sollte da also schief gehen.

“April Fool” geht wieder in eine andere Richtung, ein schnelles, fast schon frech klingendes Riff, das ordentlich nach vorne treibt. Dazu ein Text, der mir gewissermaßen aus der Seele spricht. Das vorab veröffentlichte “Call Off The Dogs” dürfte bekannt sein und ist mit “The River Is Rising” der schnellste und härteste Song des Albums.

Den Abschluss bestreitet die Band mit dem längsten und epischsten Song des Albums “Fall Back To Earth”. Ein typischer letzter Song für ein derart abwechslungsreiches Album, der mit einem wahnsinnig guten Gitarren-Intro eingeleitet wird. Myles Kennedy bewegt sich hier gesanglich mal wieder auf einer Flughöhe, die von vielen unerreicht bleibt. Gepaart mit dem stampfenden Bass von Todd Kerns und den gezielt gesetzten Schlägen von Brent Fitz gelingt so ein großartiger Abschluss eines großartigen Albums.

Zehn Songs bietet “4” und ist damit das bisher kompakteste Werk von SLASH FEAT. MYLES KENNEDY AND THE CONSPIRATORS. Auch wenn die hohen Erwartungen meinerseits zunächst etwas gebremst wurden, hat sich das nach einigen Durchgängen geändert. “4” bietet all das, was man sich von einem Album dieser Band wünscht, und irgendwie könnte ich schwören, die Handschrift von Dave Cobb ein wenig herauslesen zu können, vielleicht ist das aber auch nur Einbildung. Fans werden jedenfalls nicht enttäuscht sein, auch wenn es insgesamt ein etwas anderes Album als seine Vorgänger ist. (Pascal)

 

Bewertung:

Pascal8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: --:-- min
Label: Gibson Records
Veröffentlichungstermin: 11.02.2022

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