Stew - Taste

20211112 stew tasty200px

Wie ich in der Vergangenheit schon so oft erwähnt habe, lasse ich mich am liebsten von Bands bei einem Auftritt überzeugen. Das klappt auch in den meisten Fällen und so auch bei STEW, die ich bei der Hoflärm Backyard Session als erste Band des zweiten Tages erleben durfte. Der schwer blues-getränkte klassische Hardrock der drei Mannen aus Örebro/Schweden hatte mich schnell in seinen Bann gezogen.
Ich fand es sogar so beeindruckend, dass ich trotz der vielen weiteren guten Bands nur für STEW die letzten Münzen für eine CD des ersten Albums "People" zusammengekratzt habe.
Und so saftig und knackig der Auftritt beim Hoflärm war, so kam auch die CD selbst am Küchenradio rüber, was mich nochmals beeindruckte. Ein satter organischer Sound, der beinahe „livehaftig“ wirkte. Die Songs der drei jungen Musiker hatten Suchtpotential und der Sound einen hohen Wiedererkennungswert.

Schon im Jahr 2018 machte das 2017 gegründete Powertrio mit der EP "Hot"auf sich aufmerksam. Diese Tradition der kurz-und-bündig Titel der Veröffentlichungen wird auch auf dem jetzt erscheinenden Album fortgeführt und so betitelte man das Album mit „Taste". Dazu noch ein geschmackvolles Cover und fertig ist die Laube. Aber nicht so schnell: wie sieht es mit der Musik aus? Was kann man erwarten?

Grundsätzlich erkennt man schon nach den ersten Klängen, dass sich soundtechnisch bei STEW wenig geändert hat, was ja grundsätzlich nicht verkehrt ist. Neu muss ja nicht direkt bedeuten alles über Bord zu werfen und nun Hip-Hop zu machen. Die meisten der Songs habe ich tatsächlich noch vom Liveauftritt im Kopf! Das finde ich schon bemerkenswert, dass die Lieder nach nur einmal anhören schon als Ohrwurm festsitzen.

Sänger und Bassist Markus Åsland hat eine beeindruckend durchsetzungsstarke Stimme mit hohem Wiedererkennungswert. Von Soul bis Bluesrock deckt er so ziemlich alles ab, was man in einer Rockband an Gesang braucht. Mühelos singt er sich durch mindestens zwei Oktaven. Das wird gerade bei den ersten beiden Songs von „Keep On Praying“ und „Still Not The Time“ mehr als deutlich. 
Jedoch trägt das filigrane und virtuose E-Gitarrenspiel von Nicklas Jansson wesentlich zum Sound von STEW bei. Faszinierend wie sehr diese jungen Musiker wie selbstverständlich eine Nummer wie „Earthless Woman“ aus dem Ärmel schütteln. Schlagzeuger Nicklas Dahlgren spielt keinen sturen Rhythmus, sondern betont präzise und groovend die Riffs und setzt dabei eigene Akzente. Ganz nach dem Vorbild von Legenden wie Ian Paice, Ginger Baker und John Bonham.
Sogar einen Ausflug zu frühen BLACK SABBATH gibt es mit „Heavy Wings“ und je öfter ich das Album „Taste“ höre, um so mehr bekomme ich Lust die Erstlingswerke von so vielen scheinbar übermächtigen Rockbands der frühen Siebziger nochmal zu studieren. Jedoch fällt mir auf, dass mir im Vergleich zu STEW der Sound oft nicht wirklich zusagt, so kraftvoll und energetisch gehen die drei Schweden zu Werke.

Bei Stücken wie „Stranger In The City“ werde ich unvermittelt an THE VINTAGE CARAVAN erinnert, die ebenfalls mit der Essenz des klassischen Rock und Heavyblues in ihrem Sound einem die Tränen in die Augen treiben können.
Der Song „When Lights Go Out“ schliesst das Album und endet so abrupt, dass man einen großartigen Cliffhanger zum nächsten Werk von STEW hineindeuten könnte.



Es wäre Quatsch zu schreiben, dass STEW in den Siebzigern großen Erfolg gehabt hätten, bloß weil sie den Sound zelebrieren. STEW knüpfen wie alle sogenannten „Vintage Rock“- Bands an eine Zeit an, die Anfang der Achtziger mit Aufkommen von Synthesizer und klinisch wirkenden Aufnahmen plötzlich vorbei war oder einfach nicht mehr gewollt. Mir gefällt diese erdige, bluesige und organisch klingende Mischung sehr gut. Es ist immer wieder faszinierend was man bloß aus Gesang, Bass, Gitarre und Schlagzeug alles an Sound zusammenbrauen kann. Ganz ohne Samples, Effekt-Gimmicks und Auto-Tune. Das neue Album „Taste“ klingt geschmackvoll ausgewogen, transparent und knackig. Jedes Instrument hat den nötigen Platz, nichts verschmiert oder wird überdeckt. Das Schlagzeug klingt natürlich und hat einen kräftigen Punch. Es klingt nie überkomprimiert und extra auf Laut getrimmt.

STEW können sich in Ihrem Sound austoben, ganz ungestört von Marktinteressen großer Musikkonzerne ihren Weg gehen und dabei ohne Druck diese schöne Musik leben. Hoffen wir dass diese Konstellation von Musikern noch lange zusammenbleibt und uns weiterhin die nächsten Jahre mit solch wunderbaren Werken verwöhnt, die auch bei Liveauftritten großen Spass machen werden und uns die Zeit für eine Weile vergessen lassen. (Andreas)

 

Bewertung:

Andreas8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs:9
Spielzeit: 38:38 min
Label: UPRISING! Records
Veröffentlichungstermin: 12.11.2021

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden