Genesis - The Last Domino?

genesis thelastdominoFällt nun wirklich der letzte Stein, ist der Weg der Symphonic Prog-Übervater endgültig zu Ende? Am Montag startete in Birmingham nach vielen Anläufen die Abschiedstournee von GENESIS unter dem Motto "The Last Domino?" Es wurde viel spekuliert, der Gesundheitszustand von Phil Collins, die Corona-Krise, doch nun rollte der Zirkus endlich los. Ob er auch auf dem europäischen Festland Halt machen wird, steht noch nicht fest, freuen würde es die dortigen Fans auf alle Fälle. Passend dazu erschien am Freitag zuvor eine ebenso betitelte Best Of, welche die Karriere der Truppe zusammenfassen soll, doch geht das überhaupt auf zwei Silberlingen oder vier Vinylscheiben?

Dabei hätten sich die Anhänger noch mehr gewünscht, einen letzten Schulterschluss mit PETER GABRIEL und STEVE HACKETT, die ja beide noch aktiver sind als ihre früheren Weggefährten. Vor allem der ehemalige Gitarrist bringt fast jährlich ein neues Werk auf den Markt, erst jüngst "Surrender Of Silence"  und wäre nicht abgeneigt gewesen. Zumal er die Fahne der Frühphase am stärksten hochhält und diese immer wieder live präsentiert. GENESIS dagegen haben als Band seit 1997 kein Studio mehr von innen gesehen, dabei denke ich, dass da noch was drin gewesen wäre. Nur eine Tour seitdem und nun die Ankündigung, die aufgrund der Pandemie unglücklich fiel.

Natürlich steht man bei der Zusammenstellung aus so einem umfangreichen und vielfältigen Backkatalog vor der Qual der Wahl wirklich recht machen können sie es sicher niemanden, dazu gibt es auch bei den Fans zu viele klare Präferenzen. Diejenigen, die in den Achtzigern die Formation erst im Stadion kennen gelernt haben, können oft mit den sehr progressiven Sachen aus den Siebzigern wenig anfangen, während die sich die Anhänger von damals teilweise schon abgewendet haben.
Für die gibt es aber ein paar Longtracks auf dem Doppeldecker, wobei auch einige davon von späteren Scheiben stammen. Dem Gleichgewicht tut das gut, so dass die kurzen Stücke nicht zu sehr die Oberhand behalten. Ohnehin wurde munter durchgemischt, was wohl auch damit zu tun hat, dass man die Silberlinge und speziell die Vinyl-Scheiben gleichmäßig voll bekommen wollte. Von "Genesis" finden sich alle vier Stücke auf der ersten CD wieder, auf der zweiten gibt es einen regelrechten "Invisible Touch"-Block.

Etwas mehr hätte man die erste Phase der Formation berücksichtigen können, so fehlen doch Nummern von "Nursery Cryme" und "Foxtrot", wohingegen "Selling England By The Pound" groß vertreten ist. Anthony Banks dürfte viel mitgeredet haben bei der Titelauswahl, bei vielen Liedern ist sein Keyboard präsent, gerade in den Instrumentalpassagen der Pop-Phase. Von den zwei Platten der Vierer-Besetzung, in welcher Hackett großen Einfluss hatte wurde lediglich Banks Piano-Ballade "Afterglow" ausgekoppelt. So bleibt "Firth Of Fifth" der einzige Gitarrenshowdown, aber der Mittelteil sucht immer noch seinesgleichen und darf einfach nicht fehlen.

Im Gegensatz hätte man woanders kürzen können, "Into Deep" war jetzt nicht so der große Hit. Das man auf Gassenhauer wie "Follow You Follow Me", "Mama", "I Can´t Dance", "Land Of Confusion" oder "No Son Of Mine" nicht verzichten kann sollte klar sein. Doch ein wenig mehr Spannung hätte der Sache gut getan, um sie auch für Einsteiger einen idealen Zugang zu liefern. Die könnten mit ein paar Langweilern der Marke "Throwing It All Away", "Hold On My Heart" oder "Fading Lights" eher verprellt werden. Ob es jetzt der Werkschau zu Gute kommt, die Remasters von Nick Davies und Miles Showell der Box-Sets von 2007 und 2008 zu nehmen muss auch jeder für sich selbst entscheiden.

Die Unterscheide im kompositorischen Bereich treten etwas in den Hintergrund, dafür klingt "The Last Domino?" beim Durchhören wie aus einem Guss. Wo beim alten Material die Auszüge von "Selling England By The Pound" deutlich an Volumen gewinnen, fehlt den Beiträgen von "The Lamb Lies Down On Broadway" an Tiefenschärfe. Insgesamt macht die klangliche Neubearbeitung einen etwas sterilen Eindruck, weiß aber mit ungeheurem Druck und sehr klarem Klangbild zu überzeugen. Zum Entdecke der Band eignen sich die beiden prall gefüllten Dreher auf alle Fälle und wenn die Setlist wie angekündigt sich weitestgehend daran orientiert, können die Herren wenig falsch machen. (Pfälzer)

 

Pfaelzer0,0 - / -


Anzahl der Songs: 14 (CD1) / 13 (CD2)
Spielzeit: 77:23 min (CD1) / 79:17 (CD2)
Label: Virgin/Universal
Veröffentlichungstermin: 17.09.2021

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden