Insomnium - Argent Moon (EP)

insomnium argentmoonIn Pandemiezeiten habe Kurzformate Hochkonjunktur, immer mehr Bands veröffentlichen Singles oder EPs, wobei man auch schauen muss, ob sich die Entwicklung nicht anderswo begründet. Die Finnen hatten mit ihrer letzten Tour Glück und kamen gerade noch rechtzeitig nach Hause zurück, dazu spielten sie im Sommer bereits wieder einige Festivals, bei denen auch neue Titel vorgestellt wurden. Meist sind es Stück, die auf Halde liegenblieben oder nicht ins Album passen, wobei ich bei INSOMNIUM Letzteres vermute. Kann "Argent Moon" als eigenständiges Release bestehen?

Interessanterweise beginnen die Namen aller vier Titel mit dem Artikel "The" und beschreiben Personen, insofern kann man den Rundling schon als geschlossenes Werk ansehen, der womöglich einen erzählenden Charakter hat. Lyrisch waren die Herren ja schon immer, ihre Vertonung der Weite Finnlands sucht ihresgleichen und so wirklich den Gasfuß haben sie nie durchgetreten. Wo der Vorgänger oder auch "Shadow Of A Dying Sun" aber Hitcharakter versprühten, lässt es die EP noch ruhiger angehen. Songstrukturen werden ähnlich wie auf "The Winter´s Gate" aufgebrochen, nur an dessen Härte reicht man nicht heran, sondern betont vielmehr die folkloristische Seite der Band. Damit geben sie aber dem alten Vorwurf Nahrung, ihre Lieder würden sich wie endlose Intros anhören.

Schon "The Conjurer" lässt auf sich warten, akustische Töne von Klampfe und Piano werden voraus geschickt, bevor die typischen melancholischen Leads deren Themen übernehmen. Groß, weit, sehnsuchtserfüllt kommen die Melodien ins Schweben, wenn die Riffs reinbrechen breiten sie sich auf den sich öffnenden Flächen aus. Nilo Sevänens Vocals mögen zwar gegruntet sein, doch strahlen sie eine erhabene Melodik aus. "Bei "The Recitent" bekommt er Unterstützung von klarem Gesang, während die Akustischen dezent umher flirren und von Synthesizer eingefangen werden müssen. Doch auch wenn die Drums von Markus Tarvonen mal aufbegehren, so wird nichts von der Kette gelassen, alles im Fluss gehalten.

Noch mehr Atmosphäre verbirgt sich in "The Antagonist", wo die Stimmen zuerst zum Hörer sprechen und ebenso getragen weiter in Melodiefach gehen, wenn die Klarstimme wieder ertönt. Verbleibt die erste Strophe, wenn man von so einer Ordnung überhaupt sprechen kann, komplett in anderen Ebenen, so kann man später ein leicht rockendes Flackern beobachten, das sich aus den Flächen nach oben bricht.
Es war seit jeher das Lodernde, das dieser Formation ihren Charakter gab, heuer leuchtet nur der Mond silbern, vieles schleppt sich ätherisch in die Gehörgänge, Streicheranklänge öffnen den Zugang beim Schlusspunkt "The Wanderer". Man möchte gerne davon wandern, davor was dieser Herbst noch bringen möchte, hinweg in die Gedankenwelten des Fünfers. Doch mit "Argent Moon" kann man es sich drinnen gemütlich machen, es wärmt auch ohne Feuer im Kamin, dann wenn draußen die Welt wieder still steht. (Pfälzer)

 

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 4
Spielzeit: 45:23 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 17.09.2021

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