Ektomorf - Reborn

ektomorf rebornDarauf, dass EKTOMORF in ihrer Karriere noch einmal ein halbwegs annehmbares Album veröffentlichen, hätte ich noch vor kurzem nicht einen einzigen Euro gewettet. Ja, das 2018 veröffentlichte „Fury“ war für die Ungarn, aus für mich nicht ganz nachvollziehbaren Gründen ein kommerzieller Erfolg, doch musikalisch kam die Scheibe einem Offenbarungseid schon sehr nah. Dementsprechend hart fiel meine damalige Kritik dann auch aus. Allerdings muss ich sagen, dass die verbalen Prügel, die Farkas und seine Kollegen damals für ihr Machwerk von mir bezogen, vollkommen verdient waren.

Auch zu der Aussage, dass es wohl an der Zeit wäre, die Band endgültig zu Grabe zu tragen, stehe ich nach wie vor. Denn wie sahen denn die musikalischen Ergüsse von EKTOMORF in den letzten Jahren aus? Bis auf das halbwegs gelungene „Retribution“ (2014) kam da nichts, was wirklich überzeugt hätte. Es reicht eben nicht die Gitarren so tief wie möglich zu stimmen und stets die ewig gleichen Riffs zu spielen, welche jede beliebige Anfängercombo hinbekommt.

Ob Zoltán Farkas mein Review zu „Fury“ je gelesen hat, entzieht sich meiner Kenntnis und es ist mir offen gesagt auch herzlich egal. Doch irgendetwas muss einen Sinneswandel bei dem Frontmann bewirkt haben. Man kann nämlich zu Recht sagen, dass EKTOMORF 2021 eine komplett andere Band sind als in den vergangenen 27 Jahren.

Da hätten wir zum einen den Wechsel von AFM zu Napalm Records. Zum anderen fällt einem schon beim Blick auf das Cover des am 22.01. erschienenen bereits fünfzehnten Albums, „Reborn“ auf, dass hier etwas anders ist als in der Vergangenheit. Das Monster, welches die Hülle ziert, erinnert ganz gewaltig an jenes, das 1987 die Rückseite von METALLICAs „Creeping Death/ Jump In The Fire“ EP zierte. Sollte das etwa ein dezenter Hinweis auf die musikalische Ausrichtung der Scheibe sein?

Und tatsächlich. Farkas muss sich in den letzten Jahren nicht nur einmal durch seine Plattensammlung gehört haben. Dabei müssen Gruppen wie METALLICA, SLAYER, MEGADETH und ANTHRAX fast in Dauerschleife gelaufen sein. Doch nicht nur „The Big Four“ haben ihre Spuren auf „Reborn“ hinterlassen, sondern auch PANTERA.

Jetzt kann man sich fragen, wo denn der bisher nicht zu leugnende Einfluss von SOULFLY hin ist? Nun, dieser ist hier nur noch beim Gesang nicht zu leugnen. Ansonsten haben EKTOMORF hier eine Radikalkur gewagt und sich quasi neu erfunden. Von daher passt der Titel auch hervorragend zum Inhalt.

Los geht es mit „Ebullition“, das einen gewaltig an METALLICA zur Zeit von „Ride The Lightning“ erinnert. Doch was hören meine Ohren da? EKTOMORF packen hier tatsächlich ein Solo aus. Und das ist alles andere als schlecht! Der darauf folgende Titelsong hat es wirklich in sich und klingt wie ein SLAYER Song, der es nicht auf „South Of Heaven“ (1988) geschafft hat. Und wie aus dem Nichts tauchen hier plötzlich Melodien und Riffs auf, bei denen man sich fragt, wo die Ungarn diese plötzlich her nehmen. Auch, wenn der Satz „I reborn“ grammatikalisch mal wieder falscher nicht sein könnte, die Nummer ist ganz großes Kino. Das gilt auch für das schleppende „The Dead Will Walk“, welches wie eine Mischung aus BLACK SABBATH und PANTERA klingt.

Eine schwache Nummer wird man hier auch nach langer Suche nicht finden. Trotzdem fragt man sich, warum EKTOMORF eine gefühlte Ewigkeit mittelmäßige bis schwache Scheiben veröffentlichten und nun mit einem derart starken Werk um die Ecke kommen. „Reborn“ ist ganz klar die bisher beste Veröffentlichung von Farkas und Co. Warum nicht gleich so? (Matthias)

Bewertung:

Matthias8,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 37:16 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 22.01.2021

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