Steve Hackett - Under A Mediterranean Sky

stevehackett underamedirraneanskyIm letzten Jahrzehnt war der ehemalige GENESIS-Gitarrist sehr umtriebig, nachdem er sich zuvor lange rarer gemacht hatte. Allerdings hat er eben in jeder Zeit viel ausprobiert, während er sich zuletzt seinen Kernkompetenzen widmete. Neben regelmäßigen Prog Rockalben stand immer wieder seine ruhmreiche Vergangenheit im Blickpunkt. Doch mit "At The Edge Of Light" hatte man erstmals das Gefühl, dass sich die Sache totläuft, zu sehr hatte es sich STEVE HACKETT im Spannungsfeld aus Symphonic Prog und Weltmusik bequem gemacht. Zeit für neue Inspiration, und die fand der Mann in seiner akustischen Gitarre, der er sich zuletzt vor zwölf Jahren annahm. Wie völlig anders ist "Under A Mediterranean Sky"?

Mit anderen Kulturen fremdelte der vielgereiste noch nie, hier wird die Liebe zum Mittelmeerraum ausgelebt, was sich vor allem in der Atmosphäre niederschlägt, welche bereits das Cover offeriert. Träumerisch, versponnen ist das Material, teilweise etwas entrückt, was allerdings wieder zu GENESIS der Siebziger passt. Doch trotz des völlig anderen Ansatzes tauchen bei der Umsetzung Parallelen zu den letzten Scheiben auf, wenn sich die Orchestrierungen erheben. Der Fan schaut schon mal auf die jüngsten Werke, ob es sich bei den neuen Songs nicht um Neubearbeitungen darauf vorhandener Stücke handelt. In der Tat sind aber alle Nummern neu komponiert, die Handschrift des Meisters tragen sie ohnehin.

Das Eintauchen in die musikalischen Landschaften beginnt mit "Mdina (The Walled City)", das einen in die Wüste entführt, deren flirrenden Hitze hier die Stimmung vorgibt. Wie später bei "Sirocco" wechseln sich Orchester und Hackett an den stromlosen Saiten fast im Call-and-Response-Modus ab. Es scheint als ob die Lieder eine Geschichte erzählen, fast wie ein Dialog, der sich in cineastische Bilder steigert. Gerade der epische Opener erscheint fast als Schlachtengemälde, wo die beiden Parteien jeweils den Instrumenten zugeordnet werden können oder auch ein Switchen zwischen zwei Szenen. Das Kopfkino jedenfalls läuft auf vollen Touren und darf aber gerne seine eigenen Interpretationen finden.

Ähnlich spannend erzählt ist "The Memory Of Myth", welches vom lyrischen Spiel des Meisters lebt und sein Drama aus dem Wechselspiel mit den Geigen zieht. Wobei sich beide Parteien zurück halten, oft verhallt eine interessante Atmosphäre herauf beschwören. So ähnlich steigt auch "The Dervish And The Djin" ein, bevor die Scoreelemente an Wucht gewinnen, bis hin zum mächtigen Fanfaren. Die orientalischen Bezüge mit viel Schalmein erinnern dann eher an die weltmusikalischen Einflüsse der letzten Scheiben.
Nur selten kommen die zarten Saiten und Orchestrierungen parallel zum Zuge, Hackett versucht sich dadurch auch selbst Raum zu geben in teilweise kraftvollem Bombast. Wenn, dann flirren seine Töne wie in "Andalusian Heart", welches dem Thema des Album am nächsten kommt und seinen Hang zur klassischen spanischen Gitarre offenlegt. Damit umgarnt er die Streicherklänge mehr, in "Casa Del Fauno" hat er mit den Flöten leichteres Spiel sich durchzusetzen. Wäre auch schade, wenn der Mann auf seinem eigenen Album untergehen würde, seine Fingerfertigkeiten sind immer noch exquisit.

Schon früh beschäftigte er sich damit, in "Horizons" auf "Foxtrott" konnte er zum ersten Mal auf der Klampfe glänzen. Hier verwob er schon jazzige Noten mit folkloristischen Elementen zu einer wunderbaren Mischung. In die Richtung gehen auch die Stücke, auf denen STEVE HACKETT ganz pur und ohne Begleitung intoniert, wie etwa "Adriatic Blue". Etwas mehr Schwung bringt er mit "Joie De Vivre" ein, im Sinne von Leichtigkeit und nicht so viel Pathos. Davon habe schließlich auch die mittelalterlich angehauchten Lieder wie "Lorato" genug zu bieten. Somit ist "Under A Mediterranean Sky" keine leichte Kost, auch wenn es brillant eingespielt ist. Gerade sein Rockpublikum dürfte es aufgrund des Fehlens jeglicher Rhythmusinstrumente schwer haben, Zugang zu finden. Für die langen Abende am Kaminfeuer jetzt im Winter sind die Kompositionen doch ein wenig fordernd. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 51:41 min
Label: Inside Out
Veröffentlichungstermin: 22.01.2021

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