Avatarium - An Evening With Avatarium

avatarium aneveningwithavatariumNormalerweise bin ich ja kein Riesenfan von Livealben. Kauft man sich meistens, weil man halt alles von Band XY haben muss, aber hört man sich die Dinger wirklich öfter als einmal an? Ich zumindest nicht. Dafür ist die Qualität dann meistens im Vergleich zu den Studioalben zu schlecht und an ein echtes Konzert kommt es dann ja doch nicht ran. Aber wenn uns 2020 eines gelehrt hat in Sachen Live-Erlebnisse: Manchmal muss man nehmen, was man kriegen kann. Und man hat sich dann gegen Ende des Jahres schon so langsam an Konzerte im Sitzen und vor allem Streamingkonzerte gewöhnt. Wobei ich auf die mittlerweile auch schon keine Lust mehr habe. Da bekommt dann ein richtiges Livealbum von einem richtigen Konzert nochmal einen ganz anderen Stellenwert. Und außerdem war auch meine erste Begegnung mit AVATARIUM live.

Damals, 2014, auf dem Hammer Of Doom, hat mich die Band förmlich weggeblasen und mich sofort überzeugt. Und seitdem haben sie nie enttäuscht. Und ich bin mir sicher, das werden sie auch hier nicht. Für die echten Fans der Band ist diese Scheibe im Grunde nichts Neues. Im Januar 2020, als Corona noch weit weg war, hat die Truppe ihr Konzert im Nalen in Stockholm mitfilmen lassen. Und eigentlich wollte sie anschließend auf Tour gehen. Daraus ist nun leider aus bekannten Gründen nichts geworden, daher hat die Band im Sommer beschlossen, die Aufnahmen als kostenpflichtigen Download anzubieten. Dazu gab es noch ein Cover und so konnte sich jeder bei Bedarf selber eine DVD brennen. Nun veröffentlicht Nuclear Blast das Album jedoch auch in physikalischer Form, was auch recht nett ist.

Dabei vergehen die fast anderthalb Stunden wie im Flug, die Band hangelt sich von einem Hit zum nächsten. Der Fokus liegt ganz klar auf dem aktuellen Album „The Fire I Long For“ – kein Wunder, schließlich sollte das Album ja auch mit dieser Tour promotet werden. Aber es gibt auch das BLIND WILLIE JOHNSON-Cover „In My Time Of Dying“ oder ganz zum Schluss auch das wunderbare „Moonhorse“. „Pearls And Coffins“ wird live um fast vier Minuten gestreckt und zeigt nicht nur, wie gut die Band live ist, sondern dass sie es auch schafft, dass man das im Grunde gar nicht merkt. Man möchte ja sowieso, dass die Songs niemals enden. Und auch die Ansagen hat man, obwohl natürlich auf Schwedisch und somit für die meisten nicht verständlich, draufgelassen und nicht einfach rausgeschnitten. Darunter auch eine schöne Ansage von Sängerin Jennie-Ann Smith, in der sie sagt, dass sie in ihrer langen musikalischen Karriere noch nirgendwo so viel Liebe erlebt hat wie in der Doomszene. Aber im Grunde wissen wir das doch alle schon, oder?

Hört man das Album zum ersten Mal, hat man das Gefühl, dass der letzte Song sehr früh angekündigt wird. Immerhin gibt es danach noch gut 20 Minuten Musik zu hören. Aber alleine „Moonhorse“ nimmt davon ja schon über die Hälfte ein. Als vorerst letzten Song und Höhepunkt der Show gibt es natürlich das mitreißende „Girl With The Raven Mask“, danach lässt man das Konzert eher ruhig ausklingen. Und dann ist es vorbei und man denkt sich: Da fehlt doch was? Denn die Band hat ganz bewusst auf ihren wohl größten Hit „All I Want“ verzichtet. Was auf der einen Seite verständlich ist, zumal der Song auch deutliche Parallelen zu „Girl With The Raven Mask“ aufweist und dann hätte man die Setlist anders gestalten müssen. Aber als Fan vermisse ich das Stück dann schon.

Das wäre aber auch so ziemlich das einzige, was man an dieser Platte aussetzen kann. Die Liveatmosphäre wurde hier sehr schön eingefangen, die Fans sind deutlich zu hören, ihren Reaktionen wird viel Raum gegeben und sie werden nicht, wie sonst oft, einfach weggeschnitten. Die langen Ansagen von Jennie-Ann sind als eigene Songs markiert, so dass man – wenn man es denn will – sie auch einfach überspringen kann. Wobei ja gerade die Ansagen den Reiz eines Livealbums ausmachen. Auch der Sound ist richtig gut und schön klar. Und über die Qualitäten der einzelnen Musiker muss man, glaube ich, keine Worte mehr verlieren. Und auch wenn ich, wie eingangs erwähnt, wirklich kein großer Fan von Livealben bin, so ist „An Evening With Avatarium“ doch eines, das man sich deutlich öfter als nur einmal anhören kann. (Anne)


Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 17
Spielzeit: 89:22 min
Label: Nuclear Blast Records
Veröffentlichungstermin: 04.12.2020

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