Fortíð - World Serpent

fortid worldserpentFORTÍÐ aus Island führen mit dem Albumnamen „World Serpent“ zunächst einmal musikalisch auf eine falsche Fährte. Wer hier aufgrund des Namens und der Herkunft auf Viking Metal tippt, der liegt (zum Glück) völlig falsch. „World Serpent“ ist bereits das sechste Album der Band, aber es ist auch das ungewöhnlichste. Ursprünglich war die Band um Sänger Einar Eldur Thorberg Guðmundsson in Norwegen beheimatet und dort entstanden auch die ersten fünf Songs des Albums. Allerdings wollte das alles nicht so recht klappen, alle Bandmitglieder waren mit vielen anderen Dingen beschäftigt – wie das eben oft so ist. Als Einar dann wieder zurück in seine Heimat Island zog, beschloss er, die Band aufzulösen.

So ganz konnte er sich dann aber doch nicht davon verabschieden, und so entstand nun in Island der zweite Teil des Albums. Dabei hat er bis auf die Drums alle Instrumente selber eingespielt und die Band ist zu einem Zweimannprojekt zusammengeschrumpft. Interessanterweise hört man das auf dem Album aber fast gar nicht und wer es nicht weiß, kommt wohl nicht darauf, dass „World Serpent“ zweigeteilt ist (und daher auch den Untertitel „Duology“ trägt).

Dabei geht der erste Teil des Albums Richtung Bay Area Thrash und enthält wohl die schnellsten Songs, die ich in letzter Zeit so gehört habe (gut, das sagt jetzt mehr über mich, als über das Album, ich gebe es zu). Hier werden keinen Gefangenen gemacht und es geht richtig zur Sache. Ein erstes Highlight ist der vorab schon als Single veröffentlichte Song „Controlled Patterned Mental Process“, der richtig Laune macht, aber auch durchaus die eine oder andere düstere Melodie zu bieten hat. Und beim Intro muss ich dann doch immer wieder an RAMMSTEIN denken.

„Supressed Opposition“ bereitet dann den Weg zum eher Black-Metal-lastigen zweiten Teil des Albums. Der Song erinnert stark an den Black Metal zu Beginn der 2000er, doch man findet auch immer wieder eher progressive Parts und der Refrain besitzt genau den richtigen Gehalt an Melodien. Das eher getragene „Son Of A Barren Land“ scheint zunächst nicht allzu viel mit Black Metal am Hut zu haben, hat aber durchaus ein paar härtere Parts vorzuweisen und erinnert phasenweise auch an Einars andere Band KATLA. Und obwohl der Song manchmal auch etwas sperrig ist, ist er für mich einer der besten Songs des Albums.

Doch dieser Titel wird ihm schnell von „Pandemic“ streitig gemacht, dem Song, den man wohl auch als Soundtrack für das Jahr 2020 verwenden könnte. Dabei geht es sogar tatsächlich um das Coronavirus, allerdings wurde der Song geschrieben, bevor absehbar war, dass sich die Sache zu einer weltweiten Pandemie auswachsen würde. Aber auch von der Thematik mal ganz abgesehen ist dieses Stück einfach ein absoluter Ohrwurm, den man so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommt.

Auch „Beyond The Grips Of Odium“ ist ein schönes melodisches Black Metal-Brett, wie es im Buche steht. Und „Perfect Annihilation“ ist wieder einer dieser wunderbaren Songs, die Härte und Melodie in perfekter Harmonie vereinbaren. Ein richtig guter, stampfender, düsterer, fast schon doomiger Song, der dann ganz plötzlich endet. Und dann ist man ein bisschen enttäuscht, dass danach nur noch das instrumentale Outro „Last Line Of Defense“ folgt. Denn irgendwie ist das Album trotz fast einer Stunde Spielzeit viel zu schnell vorbei. FORTÍÐ haben hier einen echten Kracher abgeliefert. Da habe ich wohl in Zukunft einiges nachzuholen, wenn ich mich auch noch in die anderen Alben der Band einarbeiten will. (Anne)

 

Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 53:33 min
Label: Prophecy Productions
Veröffentlichungstermin: 11.12.2020

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