My Dying Bride - Macabre Cabaret (EP)

mydyingbride macabrecabaretIn der langen Zeit zwischen den beiden letzten Longplayern muss sich eine Menge Material angesammelt haben, denn nachdem die Chefmelancholiker zuletzt mehr als vier Jahre verstreichen ließen, gibt es nun nur ein halbes Jahr später Nachschlag. Hier entdecken MY DYING BRIDE wie derzeit viele Bands das EP-Format wieder, welches sie in ihrer Frühphase gerne benutzt haben. Gibt es überhaupt Unterschiede zwischen dem neuen Output "Macabre Cabaret" und "The Ghost Of Orion", ist es eine Weiterführung oder gar ein Antipol zu dem eher ruhigen Vorgänger.

Die Antwort kann mit letztgenannter Option eindeutig beantwortet werden, denn mir scheint es, dass man bei der Songauswahl für das Langformat noch die härteren Nummern ausgesucht hat. Die Briten gehen gänzlich zurück zu ihrer Mittneunzigerphase, wo sie am zugänglichsten inszenierten, wenn auch nicht so hitlastig. Die Orgel des titelstiftenden Openers nimmt viel Raum in auf der Scheibe, dazu gesellt sich noch ein Bassmotiv, Lea Abé soll später in der Nummer noch weitere Aufmerksamkeit bekommen. Dass die Riffs von MY DYING BRIDE zäh sind, dürfte sich herum gesprochen haben, hier werden die tiefen, brummenden Töne noch weiter gezogen. Aaron Stainthorphe pendelt zwischen Flüstern und Klagen, nur im Refrain rutschen ihm ein paar Grunts heraus. Interessant ist auch, wie öfter das Tempo heraus genommen wird, wo sich auch mal das Piano zu Wort meldet.

Etwas schwerer werden die Saiten in "A Secret Kiss" angeschlagen, jedoch ebenso zäh, das gelegentliche Fiepen der sechs Saiten dauert gefühlte Ewigkeiten. Die gutturale Stimmlage ist jetzt zwar etwas prominenter, doch meist klingt der Sänger beschwörend, was auch für einige Drumfills gilt. Das Riff, welches später die Führung übernehmen soll zeigt auf geniale Weise die Quintessenz der gesamten Band. Wie sich das schwere Grollen immer wieder in wunderschönen Melodien auflöst ist einfach großartig und offenbart all den Glanz unter der rauen Fassade.
Noch ruhiger geht es in "A Purse Of Gold And Stars" zu, das fast mit "For My Fallen Angel" mithalten kann. Noch verhallter, noch mehr Drones als ohnehin auf dieser insgesamt vierten EP, der Song ist sehr flächig angelegt, nur ein perlendes Piano erlöst aus der Tristesse, die Vocals lediglich Gemurmel. Mit "Macabre Cabaret" haben MY DYING BRIDE ihre Wut komplett abgestreift, so dass nur noch Traurigkeit übrig bleibt, ja fast ein Aufgeben. Das lässt sich sehr gut als Synonym für die hoffnungslose Zeit in der wir leben verstehen. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 3
Spielzeit: 21:56 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 20.11.2020

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