Was treibt ein Künstler nicht alles in der Isolation, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt. Ich befürchte ja jetzt schon, dass manche Acts die Tracks ihrer aktuellen Studiooutputs nicht mehr live aufführen können, weil bis zur nächsten Tour das neue in den Startlöchern steht. Zeit um zu komponieren haben die Musiker derzeit zu Genüge. Die Geschwister Lowell haben ihr jüngstes Werk erst vor wenigen Monaten auf den Markt gebracht und sind beim Songwriting sicher noch nicht so weit, dennoch steht schon das nächste in den Startlöchern. Auf "Kindred Spirits" covern LARKIN POE so ziemlich alles, was ihnen irgendwann mal interessant erschien, dabei setzen sie nicht nur auf Material aus dem Umfeld der traditionellen amerikanischen Rock.

Am Ende klingt aber alles so, als könnte es sich um Lieder aus der Feder der beiden Schwestern handeln, sie schaffen es, jedem Titel ihren Stempel aufzudrücken. Alles atmet diese tiefe Entspanntheit und ist sehr spartanisch, dafür punktgenau instrumentiert, was eine coole Atmosphäre erzeugt. Dabei arbeiteten die beiden Schwestern alleine und fast akustisch an den Songs, während sie ganz Corona-like ihre Mitstreiter zuhause ließen. Dabei setzen sie nicht nur auf Nummern aus ihrem musikalischen Spektrum, das ja wahrlich nicht eng ist, aber so manches Lied drehen sie doch mächtig auf links.

Klar, ROBERT JOHNSON als Auftakt ist sicher ein der klassischen Helden der amerikanischen Musik, sein "Hellhound On My Trail" ist ebenso reduzieret wie kurz gehalten, ein paar Akustiktöne genügen da vollkommen. Mit "Who Do You Love" von BO DIDDLEY gibt es traditionellen Rockabilly, der in der Umsetzung von LARKIN POE vor allem davon lebt wie die Slides sich mit dem Refrain duellieren. Das Stück gehört sicher zu den beschwingtesten auf der Scheibe, auch weil die Klampfe sehr rhythmisch eingesetzt wird. Ebenfalls flotter biegt der "Ramblin´ Man" der ALLMAN BROTHERS und die Ecke und erinnert so an "Looking Out My Backdoor" von CCR.

Mit einem weiteren Rock´n´Roll-Titel, "(You´re The) Devil In Disguise" von ELVIS PRESLEY beginnen die Überraschungen, den die Slides sind sehr düster gehalten. Wer sich jemals nach einem Bezug von Chris Isaac zum King fragte, der wird hier fündig, denn genau so könnte eine Fortführung seines Erbes durch ihn aussehen, Sailor und Luila dürfen gerne wieder reiten. Ebenso nicht weit weg ist NEIL YOUNG, dessen "Rocking In The Free World" viel von seinem Drive eingebüßt hat, nicht aber von seiner Magie. In sanften Tönen gleiten die Lowell-Sisters durch den Klassiker und sorgen mit der Lap Steel-Gitarre für Gänsehaut, dem guten Neil wird das gefallen.

Den Vogel schießen die beiden aber sicher mit "Nights In White Satin" ab, dem MOODY BLUES-Hit aus den Sechzigern, der ja im Original von seiner Opulenz lebt. Die verhallten Chöre werden durch eine feine Harmonie von Rebecca und Megan ersetzt, in der Strophe schweben nur ein paar einsame sphärische Slides vorbei, dafür bekommt man später eines der wenigen Soli spendiert. Das einzige etwas rhythmischere Lied, bei dem sie dezent das Cajon einsetzen ist "In The Air Tonight" von PHIL COLLINS. Das Drumsolo bleibt natürlich außen vor, aber die endlos gezogenen Slidetöne verbreiten eine passende Atmosphäre.

Selbst bei "Take What You Want" von POST MALONE bekommen sie eine Version hin, welche auch aus ihrer Feder stammen könnte. Nach OZZY OSBOURNE der nächste Künstler, der sich an dem Lied versucht, was dessen Stellewert aktuell in der Musikszene unter Beweise stellt. LARKIN POE schaffen mit "Kindred Spirits" ein kurzweilige Überbrückung für die aktuelle Situation. Dabei nähern sie sich den Originalen mit dem nötigen Respekt, auch wenn sie diese sehr stark umarrangieren. Klanglich transportiert das zeitweise mehr Feeling als ihr etwas überproduziertes letztes Studiowerk. (Pfälzer)

Bewertung:

 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 33:39 min
Label: Triki-Woo Records
Veröffentlichungstermin: 20.11.2020