Kataklysm - Unconquered

kataklysm unconqueredNachdem man in den Nullerjahren von Erfolg zu Erfolg, von Klassiker zu Klassiker eilte, wurde es im letzten Jahrzehnt ruhiger um die Kanadier. Vor allem das schwache "Heaven´s Venom" bekam ihrer Karriere nicht gut, die folgenden Alben verzeichneten zwar wieder eine Steigerung, doch das Niveau von "Serenity In Fire" oder "In The Arms Of Devesation" konnte nicht mehr erreicht werden. Ob es jetzt an Corona und dem Wegfall der Liveaktivitäten lag oder ob es geplant war, dass man nach zwei Jahren wieder neues Material veröffentlicht, kann ich nicht beurteilen. Man muss KATAKLYSM aber zugestehen, dass sie ihren Weg konsequent gehen und der führt sie jetzt zur Veröffentlichung von "Unconquered", denn besiegt sind sie allemal nicht.

Manche sehen ja auch in Veränderung den wahren Weg immer auf dem eigenen Weg zu bleiben und eine kleine Veränderung gibt es schon beim Opener "The Killshot" zu verzeichnen. Das traditionelle Filmzitat zum Raten gibt es hier nicht, stattdessen steigert sich der Song vom ruhigen Beginn rein, was nun so neu sicher nicht ist. Danach ballert zwar das Schlagzeug los, das noch der kürzlich entlassenen Oli Beaudoin bearbeitet hat, doch die Gitarrenarbeit hängt irgendwie hinterher. Die Riffs sind sehr schwerfällig und scheinen fast von den Drums und auch dem Gesang überholt zu werden. Ebenfalls aufhören lässt wie dezent die Leads gehalten sind, die zuletzt einen immer größeren Raum einnahmen, dazu tönen die sechs Saiten bei ein paar Stellen etwas ungewohnt.

Davon ist in den nächsten beiden Songs wenig zu hören, die sich stark an dem orientieren, was man von der Formation kennt. "Cut Me Down" schießt sehr schnell um die Ecke, würde Maurizio Iacono nicht so bellen könnte man es fast im Black Metal verorten. Der dicke Groove von "Underneath The Scars" packt einen sofort im Nacken, das Tempo ist weiter am Anschlag und die Leads sind pünktlich zum melodiöseren Refrain zurück. Klingt bis dahin wie gehabt und auch "Defiant" positioniert sich in dieser Richtung, obendrein lässt das ehemalige Mitglied die Blasts vom Stapel. Doch die Gitarren beim Chorus klingen fremdartig modern, so etwas hat man KATAKLYSM bisher nur selten vernommen.

Solche Elemente sollen sich aber durch die Mehrheit der Songs ziehen, teilweise treten sie noch viel stärker zum Vorschein. "Focused To Detroy You" setzt von Anfang an darauf, eine derartige Stimmung hat man bei Jean-Francois Dagenais noch nie zu Ohren bekommen. Doch nicht nur das, aus dem Off schieben sich Synthesizer-Teppiche herein, die an frühe FEAR FACTORY erinnern, der Neo Thrash hat hier klar seine Spuren hinterlassen. In den Neunzigern waren es oft klassische Metalacts, die plötzlich in dieses Fahrwasser geraten sind, aber nun eine waschechte Death Metal-Truppe? Wobei natürlich Bell, Herrera und Co. ihre Anfänge auch in dieser Spielart hatten und sich so entwickelt haben, allerdings viel früher in ihrer Karriere.

Es sind nicht nur die Tastenklänge die einen verwundern, wenn auch das Piano von "Icarus Falling" für die Fans ebenso ungewohnt rüber kommt. Speziell von der Gitarrenarbeit hat man sich gewaltig neu aufgestellt, etwas was so nicht vorherzusehen war. Mag der Auftakt von "Stitches" noch den alten Geist atmen, genauso wie der Stechschritt in der Strophe, so sind die Riffstrukturen fast schon KORN-mäßig, zum Refrain servieren uns die Vier gar einen Breakdown. Zu dem Kompositionsstil passt das nur bedingt, denn die Brutalität wurde beibehalten, während die psychotische Atmosphäre der New Metal-Pioniere außen vor bleibt, zwei Welten die erst einmal im Kopf der Anhänger zusammen finden müssen.

Fast schon alternativ rockend beginnt der Rausschmeißer "When It´s Over", die einsetzenden heftigeren und schweren Töne von Dagenais sind auch sehr modern gehalten, wobei das im Jahr 2020 auch wieder relativ ist. Schleppende Titel hatten KATAKLYSM schon immer im Programm, aber die Machart überrascht dann doch, ein Zwischenspurt auf den Drums bringt Abwechslung rein. Warum man jetzt "Unconquered" so dermaßen auf zeitgemäßer gebürstet hat, lässt sich schwer sagen, mir gefiel die Hinwendung zum reinen Metal auf "Prevail" besser. Schlecht ist die Scheibe auf keinen Fall, die Nackenwirbel befinden sich schon gut im Training, aber es benötigt schon ein wenig Zeit, sich damit einzulassen. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 38:28 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 25.09.2020

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden