Napalm Death - Throes Of Joy In The Jaws Of Defeatism

Napalm Death ThroesOfJoyEndlich hat das lange Warten ein Ende. Seit nun mehr als fünf Jahren wartet man sehnsüchtig auf einen Nachfolger von "Apex Predator - Easy Meat". Das ist beileibe keine allzu lange Zwischenzeit, aber spätestens nach drei Jahren dürstet es den Anhänger der Grindurgesteine doch stark nach neuer Ballerei. Gleichzeitig weiß man aber auch nie, was sich die Gentlemen aus Birmingham Neues haben einfallen lassen, denn so ausgedehnt wie ihre Liveauftritte sind auch mindestens ihre musikalischen Einflüsse.

NAPALM DEATH haben seit ihrer Gründung 1985 schon immer spezielle Phasen durchgemacht, keine war wie die andere, und dennoch erkannte man sie immer wieder direkt. Anders lässt es sich auch nicht erklären, dass eine Extremband wie NAPALM DEATH so lange durchgehalten haben, nicht nur im Sinne der Fans, sondern auch im eigenen Sinn. Die verschiedenen Einflüsse, die die Band bis heute prägen, stellen sich dabei immer ziemlich klar vor. Die Grindcorepioniere haben es einfach unweigerlich drauf, immer wieder eine andere Sorte Album einzuspielen. Den Erzählungen von Barney Glauben schenkend konnte man sich erneut auf ein paar Überraschungen vorbereiten, und bisher ist man dabei nie enttäuscht worden. Dennoch spielt jedes Mal ein hintergründiges flaues Gefühl in der Magengrube mit, wenn es an eine neue Veröffentlichung geht, abgesehen von der Zeit, die dieses Album nun bis zu seiner Geburt gebraucht hat.

"Throes Of Joy In The Jaws Of Defeatism" ist meiner Ansicht nach zu einem der besten Alben ihrer Geschichte geworden. Seine Vielschichtigkeit und dennoch stringente Attitude bieten ein Komplettprogramm vom Feinsten und weist wieder einmal auf, wie vielschichtig und dennoch ultrabrutal Grindcore klingen kann. Wenn auch Langzeitgitarrist Mitch Harris, der schon mehrere Jahre nicht mehr an der Seite seiner Kumpanen zu hören ist, dieses Mal sogar rein gar nichts zum Songwriting beigetragen hat, konnte er zumindest seinen "Riffarm" bei den Aufnahmen zur Verfügung stellen. Es scheint, als würde das musikalische Band zwischen ihm und dem Rest der Band langsam zerschleißen, was allerdings ohne negative Konsequenzen von sich geht und die Qualität der Engländer keinesfalls schmälert.

Wieder einmal zeigen sich NAPALM DEATH mehr als beeindruckend und ausnahmslos roh mit dem neuen Dutzend Songs auf der Platte mit dem sperrigen Titel. Dieser kennzeichnet mal wieder in aller Deutlichkeit, dass die Menschheit nicht dazu bestimmt ist, glücklich zu sein. Das Cover mit der erlegten Friedenstaube spiegelt dieses Thema zusätzlich zu den zwölf Bomben wieder.
Ob ultraschnell oder stampfend-träge können NAPALM DEATH ihren dunkelschwarzen Klumpen Wut im Bauch nur genauso bekämpfen, und das in einer beeindruckend intelligenten und musikalisch hochkompetenten Art und Weise. Die gewohnte Mischung aus unmenschlichen Drums mit sägenden Gitarren, einem tollwütigen Bassgebretter sowie einem Barney, der sich alles aus dem Leib schreit bis zur Nahtoderfahrung und dabei weitere Facetten seiner Stimme offenbart, machen dieses Album bei aller Brachialität wie Musikalität zu einem ganz besonderen Leckerbissen. Hier gibt es nicht den puren Hass zu hören, sondern jede Menge Groll und durchdachte Kompositionen, die diesen Groll mit Vernunft und Besinnung musikalisch verarbeiten und dabei dennoch Chaos und Verwüstung im Hirn hinterlassen. Und der offensichtliche Einfluss von SWANS war ja schon seit den letzten Jahren immer ein netter Begleiter.

Weiterhin stehen NAPALM DEATH ganz oben auf meiner Liste der heißesten Empfehlungen, nicht zuletzt dass hier niemals nur warme Luft zu erwarten ist, sondern ein Gespann, das zu 100% hinter seiner Kunst steht, und das hoffentlich noch sehr lange. (Jochen)

 

 

 

Bewertung:

Jochen9,0 9 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 42:32 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 17.09.2020

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