Switchblade Romance - Old Gods´ Return

switchbladeromance oldgodsreturnLange Jahre war Uwe Köhler der Hard´n´Heavy-Welt als Bassist bei BONFIRE bekannt, wo er die Post-Reunionszeit entscheidend mitprägte. Nach dem Ausscheiden von Sänger Claus Lessmann folgte der große Umbruch im Line-Up, bei dem auch der Viersaiter vor die Tür gesetzt wurde. Bereits zuvor war er in kleineren Rockbands unterwegs, wodurch es für ihn kein Problem war auf eigenen Beinen weiter zu machen. Nach dem Soloprojekt UKs HOMMAGE trommelte er Mitstreiter für SWITCHBLADE ROMANCE zusammen, mit denen er nun unterwegs ist. Bei ihrem Debüt „Old Gods´ Return“ fanden sie auch die Mithilfe eines alten Bekannten.

Niemand Geringeres als der frühere BONFIRE-Gitarrist, der mit Köhler die erfolgreiche Zeit um die Jahrtausendwende feierte, hat die Produktion übernommen. Kein Neuland für ihn, immerhin saß er auch schon bei BONFIRE gelegentlich an den Reglern und konzentriert sich seit seinem Ausstieg auf dieses Metier. Bei den ersten Tönen denkt man den schon oft gecoverten Evergreen "Friday On My Mind" zu hören, doch schon nach ein paar Sekunden schiebt sich ein deutlich schwereres Riff herein.
Derartigen Biker Rock hat Köhler bei seinem alten Arbeitgeber öfter auf den Tisch gebracht, das geht recht gut nach vorne und mündet in einen Refrain mit ein paar mehrstimmigen Shouts. Der Übergang aus dem Solo zu eben jenen lässt in "We Are One" ebenfalls aufhorchen, ebenso wie die Leadfills. Rein stilistisch knüpft man mit der Herangehensweise eher an Kapellen wie THE NEW ROSES an, vor allem mit einer dezenten Sleaze-Schlagseite.

Das darf auch mal ins Bluesige abdriften, wobei sie in "Way Down Inside" fast soulig tönen und Köhler sich bei einem langen Solo beweisen kann. Nicht zu verhehlen ist die Mainstream-Schlagseite, welche dadurch zum Tragen kommt, was aber nicht verkehrt ist, denn "Old Gods´ Return" hat seine besten Momente wenn man zugänglicher agiert. So etwa in den Riffrockern "The Best Next To You" und "Hole In My Soul", wobei letzteres trotz Hair Metal-Attitüde und der Nähe zu den Holländern VENGEANCE im Refrain nicht ganz das Niveau halten kann. Doch die knalligen Arrangements beider Titel können gewinnbringend eingesetzt werden und die teils melodischen Soli setzen ebenso Akzente.

In "From Down Under To The Top" tritt der Riffrock hingegen auf der Stelle, irgendwie klingt das alles recht steif. Schade denn das Lied ist als Tribut an AC/DC gedacht, in welchem der Text viele Songtitel der Australier beinhaltet. Generell ist die Platte den alten Helden der Rockmusik gewidmet, auch wenn man die Optik des Booklets mit Mjölnir anders deuten könnte, das steht irgendwie im Gegensatz zum Herz auf dem Frontcover. Das mutet schon etwas seltsam an, da die "OhOh"-Chöre wie etwa im schweren, KISS-affinen Groover "I Am What I Am" nun wirklich nicht die Maskulinität der Hammer-Träger-Fraktion inne haben.

Wenn die tiefer angelegten Gitarren dann etwas rhythmischer kommen, geht das Ganze fast schon in die Alternative-Richtung, in die Zeiten als sich der Grunge aus dem Hard Rock heraus schälte. Da wissen sowohl das eher atmosphärische "Leaves Counter" als auch das treibende "Fall In – Fall Out" ein Lied davon zu singen. Es ist gerade dieser trockene Klang, welcher das Manko von "Old Gods´ Return" darstellt.
Live mag die direkte Herangehensweise Spaß machen, doch auf Platte wird jede Feinheit verschluckt, es fehlt an Dynamik. Bereits das zweite Stück "Sanity & Reason" könnte mit seinem abgehangenen Rock´n´Roll punkten, doch das Feeling geht einfach verloren, da kommt auch von den Musikern zu wenig. Dazu ist der Gesang von Köhler ebenfalls zu limitiert, um den ansprechenden Kompositionen etwas mitgeben zu können.

Es liegt also weniger an den Ideen als vielmehr an der Umsetzung, wobei spieltechnisch keine Makel zu entdecken sind. Dass sie es können beweisen SWITCHBLADE ROMANCE, wenn es am Ende mit dem Achtziger-Hit „Send Me An Angel“ doch noch ein richtiges Cover gibt. Dabei wähnte ich die Bearbeitung nahe am Original von REAL LIFE, allerdings hatte ich wohl eher die Version von ATROCITY im Hinterkopf, denn das hier ist, wie eben jene doch deutlich rockiger angestrichen. Wer mit den erwähnten Bands und kernigem Hard Rock etwas anfangen kann, darf dem Werk eine Chance geben, es bleibt aber hinter den jüngsten Scheiben von BONFIRE zurück. (Pfälzer)


 

Bewertung:

Pfaelzer6,0 6 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 50:57 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 24.04.2020

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