Insomnium - Heart Like A Grave

insomnium heartlikeagraveNachdem sie sich qualitativ stetig verbessert hatte, vor allem in Sachen Produktion, waren die Finnen etwas im Netz ihrer Stilvorgaben gefangen. Mit dem letzten Werk versuchte man einen Ausbruch aus den Strukturen und warf einfach sämtliche Songstrukturen über Bord. Heraus kam "Winter´s Gate", auf dem es nur einen einzigen Song von vierzig Minuten Länge gab. Leider blieb dafür etwas die Eingängigkeit auf der Strecke, auch weil man wieder härtere Töne integrierte. Nun versuchen es INSOMNIUM mit drei Gitarristen, denn mit THE DARK ELEMENT-Kopf Jani Liimatainen hat man einen dritten Sechssaiter an Bord. Wie wirkte sich das auf "Heart Like A Grave" aus, und rudern sie darauf wieder ein Stück weit zurück?

Egal wie man es nimmt, den Titel als finnischste aller finnischen Bands werden sie nie los, niemand sonst vertont die endlosen Weiten der Wälder ihres Landes besser als die Melodic Deather. Als benötige das noch eine Bestätigung haben sie mit "Karelia" acht instrumentale Minuten an das Ende des Werkes gepackt, welche genau das mit toller Atmosphäre herauf beschwören. Hier kann man mittels Klanglandschaften ebensolche wahrhaftig vor dem eigenen Auge vorbei ziehen lassen. Trotz der eher frostigen Töne, die den harten Winter ihrer Breiten spüren lassen, findet man dazwischen die lodernde Wärme, die sich wie ein Mantel um einen legt.

Das erinnert natürlich an die Frühphase der Gruppe, als man ihnen vorwerfen konnte, die Songs würden sich wie ein endloses Intro anhören. Das eröffnende "Wail Of The North" fängt dann auch mit sphärischen Tönen an, die vielfach aus den Tasten kommen, bringt aber dann recht plötzlich harsche Todesklänge in Position. Damit gehen INSOMNIUM wieder einen neuen Weg, während sie früher alles sehr fließend gestaltet haben, setzen sie beim achten Langeisen vermehrt auf Kontraste.
Mit "Valediction" folgt dann ein eher gemäßigter Song, der zu Beginn fein über tödliche Riffs rockt. Die großartigen cleanen Gesangsharmonien und die treibenden Flächen machen die Nummer zu einem waschechten Hit, der von flirrenden Synths veredelt wird. Natürlich mutet  im Death Metal von Hits zu sprechen schon wie eine Kontroverse an. Doch in der Vergangenheit gab es mit "Ephemeral", "Only One Who Waits" oder "The Primeval Dark" schon ähnliche Leistungen, schaden tut es sicher nicht.

Ein solcher gelingt höchstens noch mit "Mute Is My Sorrow", dessen Refrain über ausladende Leads schwebt. In der Strophe geben die Drums das Tempo vor, welches ungewöhnlich flott für die Band ist. Dieser rollende Charakter in den Riffs erinnert an AMON AMARTH, und das nicht zum einzigen Mal im Verlauf. Die schwedische Note verwässert die finnische Atmosphäre aber nicht grundlegend, fügt viel eher eine neue Facette hinzu.
Überhaupt suchen sie nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten, hier mal ein paar wavige Gitarren aus dem Gothic Metal-Fundus, da vermehrte Akustikeinsätze oder auch mehr Tastenklänge. Die insgesamt eine leicht progressive Note durch eben die vielen Tempowechsel wird dadurch noch etwas verstärkt, analog dazu steigt auch die Songlänge. Ein weiterer Ausflug führt "And Bells They Toll" in doomige Gefilde, in dem  die drei Axtmänner schön schwerfällig agieren.
Schwermütig ist ohnehin alles bei INSOMNIUM, auch wenn sie versuchen aus diesem Konzept auszubrechen, was hier kompositorisch besser gelöst wurde als beim etwas sperrigen Vorgänger. Die wie zuletzt satte und differenzierte Produktion schält die feinen Details gut heraus und gibt ihnen Raum. Wegen der geringeren Hitdichte kommt die Combo nicht ganz an "Shadows Of The Dying Sun" heran, doch das wird ohnehin als ihr Referenzwerk in die Geschichte eingehen (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 61:04 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 04.10.2019

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