Bruce Springsteen - Western Stars

brucespringsteen westernstarsEr ist zurückgekehrt vom Broadway, um demnächst wohl wieder die Bühnen aller Welt unsicher zu machen. Doch zuerst lässt es der Boss ruhig angehen und seine angestammte Truppe im Stall. Mit Keyboarder Charlie Giordano, Geigerin Soozie Tyrell und dem frühen Mitglied David L Sancious sind lediglich drei Mitstreiter dabei, die allerdings nie zum harten Kern zählten. Einzig sein Frau Patti Scialfa, die ein par Backgroundvocals beisteuert war in den ganz erfolgreichen Jahren dabei. Auch vom Thema her ist "Western Stars" eher gemäßigt gehalten, die Lieder seien vom Southern California Pop der späten Sechziger und frühen Siebziger inspiriert ließ BRUCE SPRINGSTEEN verlauten. Wie hört sich das Werk an, das er fast ausschließlich zuhause aufgenommen hat, das kaum vorher angekündigt wurde, als ob er über den Hintereingang wieder auf die großen Bühnen will?

Mit Ron Aniello hat kein Unbekannter im Kosmos der Legende auf dem Produzentensessel Platz genommen, betreute er doch bereits die letzten beiden Scheiben. Viel zu produzieren gab es allerdings bei den Aufnahmen nicht, eher alles noch mehr in den Hintergrund rücken, was nicht die Stimme des Meisters ist. Denn so reduziert wie das Songwriting geben sich auch die Arrangements, nur ganz selten wie etwa in "Stones" ist mit dem Schlagzeug ein ganz kleines bisschen Rhythmusführung zu vernehmen.
Weit ist er damit nicht von seinen Broadway-Inszenierungen weg gekommen, der Fan sehnte sich eher nach kernigem Rock. Das hier lässt sich eher wie eine Fortführung der Highway-Trilogie an, die 2005 mit "Diesel & Dust" ihr Ende fand. Die Reminiszenzen zu den Singer/Songwritern aus dem Laurel Canyon oder dem Haight/Asbury-District kann ich beileibe nicht ausmachen. Oder klingt das alles zu sehr nach seinem Urheber, den man bei keinem Ton verleugnen kann.

So watet die angesprochene Nummer knietief im Country-Gefilde und ist damit geographisch weit östlicher zu verorten als vom Komponisten angedacht. Mit ein paar tiefen Griffen auf seiner Klampfe gibt es wenigstens hier ein paar vage Erinnerungen an Großtaten aus den späten Siebzigern. Kann überhaupt ein Rockalbum als Vergleich heran gezogen werden, dann vielleicht von der Melodieführung und dem Einsatz der guten Soozie her noch "The Rising".
Jene Streicher nehmen hier weit mehr Platz ein als es bei BRUCE SPRINGSTEEN je der Fall war, ab und an drängt sich das Orchester regelrecht auf, was der spartanischen Stimmung nicht zu Gute kommt. Man nehme nur den sehr ruhigen Titeltrack, in dem das Piano in Harmonie mit der Pedal Steel-Gitarre eine tolle Atmosphäre erzeugt. Doch irgendwann brausen Streicher und Bläser zu sehr auf und nehmen dem Stück etwas seine Identität.

Natürlich tut Springsteen gut daran nicht seine bisherigen Akustikwerke zu kopieren, doch vielleicht hätte er einen anderen Ansatz wählen sollen. Der lockere Sound auf den sich der Mann gerne beziehen möchte mit seinem hippiesken Gesangsharmonien wäre ein Weg gewesen, der hier nicht konsequent durchgezogen wurde. Zu selten nimmt man ein beschwingtes Tempo wie in "Tucson Train" auf und wenn dann klingt "Sleepy Joe´s Cafe" seltsam nach den DIRE STRAITS. Schwer zu sagen ob die Orchesterparts da im Wege stehen, jedenfalls gelingt es ihnen nur bei "There Goes My Miracle" eine Symbiose mit dem ursprünglichen Song einzugehen, da kommt dann auch endlich die wunderschöne Melancholie zum Vorschein für den wir den Boss so lieben.

Natürlich hat BRUCE SPRINGSTEEN sein songwriterisches Händchen für große Melodien nicht verloren, bereits im eröffnenden "Hitch Hikin´" zelebriert sein charakteristisches Timbre jeden Ton. Obendrein gelingt es ihm hier die Streicher rein als Untermalung einzusetzen, die zum Dank schön mit der Dynamik spielen. Hier kann er sich auch wieder als den Meister der geschmackvollen weiträumigen Instrumentierung behaupten, der er stets war, selbst wenn die sich im Hintergrund tummeln.
Es stehen auch längst nicht alle Klangfarben zu Verfügung, die Gitarre bleibt akustisch, die Tastenklänge kommen aus diversen Orgeln oder dem Piano, doch stets weiter untergeordnet als gewohnt. Glocken dürfen auch wieder spielen, dazu gesellt sich noch klassisches Arbeitsgerät aus der Westernecke. Am schönsten kommt das alles bei der Single "Hello Sunshine" zusammen, die vom sehr zurückhaltenden Schlagzeug zum Hit getrieben wird. "Western Stars" bietet den Boss für Kenner und Fans, sowie als Soundtrack für die derzeitigen lauen Nächte. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs:  13
Spielzeit: 50:57 min
Label: Sony Music
Veröffentlichungstermin: 14.06.2019

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