Mustasch - Latest Version Of The Truth

Nach dem eher schwachen “Powerhouse”-Album wurde der Plattendeal von MUSTASCH von der EMI nicht mehr verlängert. Nachdem sie bei dem Major drei Alben herausbrachten finanzierten sie ihre EP „Parasite“ selber und unterschrieben jetzt bei Regain Records einen neuen Vertrag. Das erste Release bei der Company ist „Latest Version of the Truth“, bei dem es musikalisch einige leichte Kurskorrekturen gab.

Natürlich setzen die Schweden weiter auf ihren bewährten Heavyrock, der sich vor allem an den Siebzigern orientiert. Hier werden die Riffarsenale dieses Jahrzehnts wieder so gnadenlos rezitiert, daß es eine Freude ist. Auch im Retrorock der frühen Neunziger fühlt sich die Band zuhause, „I wanna be loved“ klingt etwas nach den großartigen MASTERS OF REALITY. Ebenso watet sie tief im Wüstenrock dieser Ära. Über allem schwebt der Geist der schwarzen Samstage unablässig, diese tiefen, dröhnenden Gitarrenattacken.
In all diesen stilistischen Anbiederungen kochen MUSTASCH ihr eigenes Süppchen, indem ihre besondere Rhythmik eine tragende Rolle spielt. Die abstrakten Schlagzeugfiguren von Mats Hansson, diese akzentuierten Breaks sind fast dissonant zu den treibenden Akkorden seiner Kollegen. Doch genau das macht über die ganze Zeit den besonderen Reiz aus, hebt die Formation aus der Masse heraus.

Ebenso neu sind die Streicherarrangements, mit denen die Bands einige Kompositionen aufzuwerten versucht. Doch diese warme epische Dynamik passt irgendwie nicht zum Rest der Musik, kann sich auch nicht wirklich einbinden. Am ehesten gelang das noch im abschließenden, programmatischen „The End“, das etwas Dramatik versprüht und am Ende in ein orchestrales Outro kulminiert.
Die Vier sind besser beraten, wenn sie auf herkömmlichere Mittel setzen um ihren Songs Abwechslung einzuhauchen. Gerade die ohne Rhythmusuntermalung rein akustisch gespielten Strophen in „Bring me everyone“ oder die psychedelischen Anleihen in „I am not aggressive“ stehen „Latest Version of the Truth“ viel besser zu Gesicht.

Rein handwerklich gibt es nichts zu bemängeln, die Scheibe hat wieder mehr Power als der Vorgänger, es geht wieder ordentlich nach vorne. Ralf Gyllenhammars tiefes Organ klingt dreckig wie eh und je und erinnert gelegentlich an Glenn Danzig oder Ian Astbury, was für diese Musik prädestiniert ist. Mit seinem Axtpartner Hannes Hansson spielt er perfekt zusammen, so dass die Gitarren mächtig Druck erzeugen, welche Produzent Tobias Lindell trotz des einfach dazugehörenden trockenen Sounds gut eingefangen hat.

Auch wenn sich MUSTASCH wieder steigern konnten, reichen sie doch nicht ganz an ihre zwei starken ersten Veröffentlichungen ran. Diese Kraft, diese Dynamik, dieses gradlinige fehlt doch ein wenig. Trotzdem sollten alte Fans keineswegs enttäuscht sein, so weit vom Kurs sind sie nun nicht abgekommen. Eher haben sie sich zu einem erwachseneren, eigenständigerem Sound entwickelt, der nun von den Fans angenommen werden muss. (MetalPfälzer)


Wertung: 7,0 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 49:04 min
Label: Regain Records
Veröffentlichungstermin: 21.05.2007

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