Ana Popovic - Like It On Top

anapopovic likeitontopIn der aktuellen Blueswelle war sie sicherlich eine der ersten, ihre ersten musikalischen Gehversuche reichen bis in die Neunziger zurück. So wurde die gebürtige Serbin zu einer der Vorreiterinnen für Künstlerinnen wie SAMANTHA FISH, LAURA COX oder JOANNE SHAW TAYLOR. Mittlerweile fest etabliert versucht ANA POPOVIC ein wenig aus dem Schema auszubrechen und ein paar interessante Ideen umzusetzen. Ein Coveralbum wie "Blue Room" war sicher nicht sonderlich innovativ, aber die Tatsache, dass sie es mit ihrem Vater aufnahm, der zuvor nie in Erscheinung getreten ist, machte die Sache sehr lohnenswert und ehrlich. Vor zwei Jahren veröffentlichte sie mit dem Dreierpack "Trilogy" sicherlich ihr Meisterwerk, auf dem sie alle Facetten ihres Sounds auf unterschiedlichen Tonträgern verewigte. Da fällt es schon schwer zu einem ganz normalen Album überzugehen und das ist "Like It On Top" auch nicht geworden. Damit macht sich die Sängerin und Gitarristin an einem Konzeptwerk zu schaffen, oder wohl eher Themenalbum.

Denn die Scheibe behandelt keine durchgehende Geschichte, sondern ist eine Sammlung von teils autobiographischen, teils aber auch allgemein beobachteten Geschichten über Frauen, die ihr Leben in die eigene Hand nehmen und sich in ihrem Business behaupten. "Lasting King Of Love" und vor allem "Honey I´m Home" beziehen sich auf die Familienorganisation der zweifachen Mutter, deren Ehemann sie von zuhause aus unterstützt. In "Funkin´ Attitude" bekommen alle Machos dieser Welt, unter Einbeziehung ernster Untertöne, die Meinung gegeigt. Und mit "Slow Dance" leistet die Dame ihren Beitrag zur MeToo-Bewegung, denn eine angenommene Einladung zum Tanz heißt nicht automatisch mehr.

Allerdings hat sich die starke Frau bei der Arbeit an dieser Platte doch sehr von einem Mann reinreden lassen, denn die Handschrift von KEB´ MO´ ist deutlich erkennbar. Der Mann ist ja eher im Soul zuhause und ist Spielarten wie Calypso nicht abgeneigt, womit er bei gitarrenbasiertem Blues eher nicht die richtige Adresse darstellt. So verpasste er "Like It On Top" einen luftigeren, weniger druckvollen Sound, was den Melodien mehr Raum eröffnet, diese fallen dann aber, besonders bei "Virtual Ground", schon sehr poppig aus.
Die gute Ana sollte sich hinterfragen, wo sie hin will, denn hier schielt sie eindeutig auf Radioairplay, doch ob das wirklich klappt, wage ich zu bezweifeln, da stufe ich das Risiko angestammte Fans zu verlieren höher ein. Zum einen lässt sie mehr Gefühl und Dynamik einfließen, als in die sterile Radiowelt verlangt, zum anderen ist ihre Karriere vielleicht schon etwas zu weit fortgeschritten, um diesen Sprung ernst in Erwägung zu ziehen. Man muss aber auch sehen, dass sie sich bis "Can You Stand The Heat" kontinuierlich in die soulige Richtung bewegt hat.

Abschreiben sollte man sie daher auf keinen Fall, denn sie schreibt weiterhin tolle Songs und arrangiert diese sehr feinfühlig und mit Bedacht für die kleinen Details, da hat jede Note ihren Platz. Ihre Künste an der Strat blitzen zwar nur selten auf doch alle Musiker liefern hier großartige Beiträge ab, die ein sehr harmonisches und spielerisch glänzendes Ganzes ergeben. Man höre nur das funkige Titelstück, bei dem sich die Bläser, der Bass, das Piano und die Licks von Frau Popovic wunderbar die Bälle zuspielen.
Die kompositorische Handschrift von KEB´ MO´ ist schon beim eröffnenden "Lasting Kind Of Love" erkennbar, der Offbeat, der öfter auf dem Album auftaucht, wirkt hier am prägendsten. Doch sie schafft es dieses Mal über die Länge von nur einem Silberling die komplette Palette des Genres abzudecken. Dem ganz traditionellen Blues frönt ANA POPOVIC nur in "Brand New Man", bei dem die vier Saiten das schleppende Schema vorgeben, zu dem sich dann Gitarre und eine tolle Fender Rhodes austoben können.

Da bleibt vermehrt die Frage, warum die Frau so sehr das Radioformat bedienen will, wo sie doch so viel Wert auf den authentischen Klang der ganz klassischen Instrumente legt. In "Matter Of Time" beschreitet sie sogar Wege, die sie bisher außen vor gelassen hat, nur ihre Slides sowie eine Resonatorgitarre des bürgerlichen Kevin Moore sind in der reduzierten Nummer zu hören. Noch ruhiger geht es bei dem tollen Slow Blues des bereits erwähnten "Slow Dance" zu, dessen Titel Programm ist, und in dem ROBBEN FORD wie auch im Opener ein schönes Solo beisteuert.
Natürlich darf auch gerockt werden, vor allem mit "Sexy Tonight", zu dem KENNY WAYNE SHEPERD seine Künste präsentiert. Dazu hat er das eher schwere Stück auch geschrieben, dass die gute Ana aber auch in einem sehr griffigen Chorus glänzen lässt. Etwas lässiger biegt "Last Thing I Do" um die Ecke, dessen Pendel eindeutig in die südliche Richtung, wo "Like It On Top" in Nashville aufgenommen wurde, ausschlägt. Etwas mehr von jenem Biss hätte ihm gut getan, doch wie erwähnt ist es eine logische Fortsetzung, der geneigte Fan wird jetzt nicht sonderlich überrascht. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 42:35 min
Label: Artist Xclusive/Shorefire
Veröffentlichungstermin: 14.09.2018

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