Angra - Omni

angra omniDass es die Brasilianer von ANGRA im Gegensatz zu zum Beispiel ihren Landsleuten von SEPULTURA in Deutschland nie so ganz einfach hatten, das erkennt man auch daran, dass auf der bald beginnenden Tour der Band kaum Konzerte im deutschsprachigen Raum stattfinden werden. Die Band hatte selbst zu ihren kreativen Hochzeiten Mitte der Neunziger Jahre mit dem „Angels Cry“ und dem „Holy Land“ Album und einem starken Sänger wie Andre Matos das Problem, dass andere Bands des Power Metal Genre einfach besser waren.

Mir geht es zum Beispiel so, dass ich die Band zur Jahrtausendwende sogar relativ viel gehört habe, aber Alben wie „Rebirth“, „Temple Of Shadows“ oder „Aurora Consurgens“ (alle zwischen 2001 und 2006 erschienen) waren dann einfach nicht mehr spannend genug. Auch das 2015er Comeback Album „Secret Garden“ (Review) mit Fabio Lione am Gesang kristallisierte sich als nicht mehr als solide heraus und ich glaube nicht, dass ich die Platte seit dieser Zeit nochmals gehört habe.

Auf der anderen Seite ist es dann aber trotzdem irgendwie noch ganz cool, dass die Band bei all den Rückschlägen in Sachen Bandbesetzung nicht aufgegeben hat, von daher versteht es sich von selbst, dass ich auch dem aktuellen Studioalbum „Omni“ eine faire Chance geben werde.

Führt man sich dieses Album ausführlich zu Gemüte, dann fallen zwei Dinge recht schnell auf. Der unter anderem von RHAPSODY bekannte Sänger Fabio Lione scheint bei ANGRA tatsächlich so etwas wie eine neue Heimat gefunden zu haben, denn sein Gesang passt nun herrlich gut zu den Songs und man erkennt trotzdem die Band ANGRA direkt als Schöpfer. Gedanken in Richtung RHAPSODY wie noch beim „Secret Garden“ Album kommen bei mir nun überhaupt nicht mehr auf.

Zweitens hinterlässt „Omnia“ einen wie zweigeteilten Eindruck. In der ersten Albumhälfte präsentieren uns ANGRA einige Songs, welche ganz typisch nach der Band klingen, in der zweiten Albumhälfte geht die Band dann etwas experimentierfreudiger und auch symphonischer zu Werke, was ehrlich gesagt eher nach hinten denn nach vorne losgeht. Insbesondere das zweiteilige Titelstück halte ich mit seinen orchestralen Parts für überambitioniert und nicht besonders gut und clever arrangiert. Auch das mit einem Sprachsample eingeleitete „War Horns“ klingt urplötzlich nach einer modernen Power Metal Variante und passt auch nicht so ganz ins Bild.

Der Schwachpunkt des Albums hört meiner Meinung nach aber auf den Namen „Black Widow’s Web“, was gleichzeitig der Song sein wird, mit dem man das meiste Feedback bekommen wird, denn zum x-ten Male wurde von einer Band Alissa White-Gluz (ARCH ENEMY) als Gastsängerin engagiert. So sehr ich den „Gesang“ dieses Energiebündels normalerweise schätze, diese immer gleichen Gastauftritte von ihr nerven inzwischen einfach nur noch, zudem klingt sie bei diesem Song uninspiriert, was auch damit zusammenhängen wird, dass der Songs selber wie konstruiert wirkt, nur um sie dort unterbringen zu können. Als Gegenpol darf dann auch noch eine Sandy bei diesem Song mitsingen, wer auch immer das sein mag.

„Omnia“ hat dann seine Glanzpunkte, wenn ANGRA ihre typischen Hymnen performen wie bei „Insania“, flotten Melodic Power Metal transportieren wie beim Opener „Light Of Transcendence“ oder auf semi-balladeske Klänge setzen wie bei „The Bottom Of My Soul“, das mit starken Gesangspassagen beeindruckt.
Das experimenteller und von Progressive Metal inspirierte „Caveman“ ist das wiederum ein Beispiel für das Dilemma, in dem sich ANGRA befinden. Der Songs hat stellenweise verdammt großartige Parts, klingt aber nicht wie aus einem Guss. Bei „Magic Mirror“ hingegen funktioniert dieser progressive Ansatz dann wieder besser, weil der Song einen besseren Chorus hat.

Das waren jetzt relativ ausführlich die guten und die schlechten Seiten des aktuellen ANGRA Longplayers und ich kann es jetzt drehen und wenden wie ich will, mehr als 7,5 Punkte wie auch beim 2015er Vorgänger sind da einfach nicht drin…zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel, kann man da sagen. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20167,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 60:50 min
Label: earMusic/Edel
Veröffentlichungstermin: 16.02.2018

Kategorie: CD-Reviews