brian fallon sleepwalkers

2018 wird offenbar das Jahr der Solo-Alben im Singer-Songwriter Stil. Denn nach dem wunderbaren “Feral Hymns” von NATHAN GRAY bringt nun BRIAN FALLON, Sänger der gerade pausierenden THE GASLIGHT ANTHEM das Album “Sleepwalkers” heraus. Es ist die zweite Scheibe des Sängers nach dem Solodebüt “Painkillers" 2016. Und es wird furios!

Wenn man auf die Texte achtet, kommt das Album nicht mehr ganz so leichtfüßig daher, wie es sich eigentlich beim reinen oberflächlichen Drüberhören anfühlt. Auf irgendeine Art und Weise geht es in jedem Track um die Liebe. Und nicht immer um die-alle-sind-glücklich, von Disney propagierte, sondern auch um die Unerfüllte und die Verlorene. Und um das Alleinesein, um Schmerz. BRIAN FALLON ist offenbar durch und durch Romantiker. Nichtsdestotrotz sind die Lieder leicht, stellenweise mit ein wenig Anmutung des Rock und Pops der 60er Jahre. Und wenn schon nicht unbedingt alle tanzbar sind, verführen sie doch zumindest zum Mitwippen und zaubern ein zufriedenes Lächeln aufs Gesicht.

Schon alleine der Opener “If your prayers don’t get to heaven” ist ein Versprechen, dass da was Tolles kommen wird. Fallon, der aus dem Rock/Punk Bereich kommt und in seinem Solo Projekt in Richtung Folk driftet, bringt hier einen Schwung mit, der aus dem R&B und vielleicht sogar ein wenig aus dem Soul stammt und mit seinen Doo-Wop Schwingungen ein wenig an "The Miseducation of Lauryn Hill" erinnert.  Das dieser Einfluss so stark durchkommt, mag im ersten Moment seltsam anmuten, ist aber so unfassbar gut, dass man gar nicht anders kann, als sich bewegen und mitsingen zu wollen.

“Forget me not” ist dann eher rocklastig und der Gesang ist so drückend, dass er einen quasi im Galopp durch den Song treibt. Fast ein wenig schade, würde es nicht so viel Spaß machen. “Come Wander with me” ist schon ein wenig mehr poppig veranlagt, insbesondere durch die Backgroundgesänge wird dieser Eindruck noch verstärkt.

“Etta James” - was soll ich zu diesem Lied sagen. Benannt nach einer amerikanischen Soul- und R&B Sängerin. Ansonsten… Anspieltipp! Ich bin verliebt! Unfassbar catchy, eine langsame Ballade, die von dieser wunderbar dreckigen, rauen Stimme getragen wird. Jedesmal wenn Fallon in den Refrain übergeht, ist es um mich geschehen. Diese Kombination aus Songwriting und Stimme… Und dann singt der Mann noch über sich verlieben, Herzschmerz und das Finder der Erlösung in den Armen des Objektes der Begierde. Was braucht ein Lied noch mehr?

Mir drängt sich beim Hören dieses Albums irgendwie immer wieder der Bezug zu Britpop auf. Mag sein, dass das rein an den Texten liegt, denn der Song No. 5 ist “Her Majesty’s Service”. Ich lasse mich hier gerne eines Besseren belehren, aber meiner Meinung nach ist an Herr Fallon ein Brite verloren gegangen. Der dann mit “Proof of life” direkt die nächste Hammerballade nachschiebt.

Was uns zu den Albträumen bringt, die in “Littles Nightmares” besungen werden. Für mich das schwächste Lied des Albums. Es als schlecht zu betiteln wäre übertrieben, aber nicht so stark wie die restlichen 11. “Little Nightmares” versucht an das Tempo von “Forget me not” heranzukommen, allerdings fehlt der Stimme hier die Kraft, der Druck, so dass das Lied irgendwie etwas schwach auf der Brust daherkommt. Möglicherweise ist dies auch nur, um den Hörer vor dem titelgebenden Song “Sleepwalkers” nicht zu sehr zu beanspruchen, denn dieser kommt wieder mit etwas Besonderem ums Eck und startet mit Bläsern, so dass man sich nach New Orleans versetzt fühlt. Bevor es beim Refrain in dem melodischen Gesang übergeht, werden dem Hörer die Strophen in Stakkato an den Kopf gehauen. Dieser Übergang hat jedoch auch einen gewissen Reiz.

“My name is the night” besticht durch den Kontrast, durch den klaren, direkten Gesang im Refrain, während in den Strophen eher eine ruhigere Tonlage herrscht, die teilweise sogar ins Flüstern übergeht. Auch “Neptune” fällt nicht unter die Highlights des Albums, gewinnt aber für mich in den höheren Tonlagen wieder an Wert hinzu. Ansonsten, ein durchschnittlich guter Up-Tempo Song.

Ein weiterer Anspieltipp ist definitiv “Watson” - ein ruhiger Song, der sich durch Gitarre und Gesang selbst trägt und sanft und weich dahinschwebt. Und damit kommen wir auch schon zum letzten Track “See you on the other side”. Ein würdiger und schöner Abschluss, erneut mit einer Ballade, bei der wieder die romantische Seele durchkommt ‘I want you to know that I’ve loved you all my days, and when we close our eyes on this lifetime I’ll see you on the other side’. Mit welchem Text könnte ein solches Album besser aufhören?

Zusammenfassend bleibt mir nur zu sagen, wer ein Fan einer solchen Musikrichtung ist, wer rauchige Stimmen mit etwas Dreck darin mag und auch gerne mal ruhigere Klänge anschlägt und/oder wer auf Musiker wie z.B. CHUCK RAGAN steht, wird hier rundum zufrieden sein. Aber auch für Fans von THE GASLIGHT ANTHEM durchaus empfehlenswert. Ich bin jedenfalls nach dem x-ten Durchlauf immer noch jedes Mal glücklich und verliebt in "Sleepwalkers". (Sabrina)


Bewertung:

sabrina9,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 50:40 min
Label: Island Records
Veröffentlichungstermin: 09.02.2018

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