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amplifiedmemory vashermeticumBereits mit ihrem Debüt „The Ever Spinning Wheel“ (2013) hinterließen AMPLIFIED MEMORY aus München damals einen sehr guten ersten Eindruck bei mir. War hier doch eine Band am Werk, die sich wohltuend vom Gros der ewig gleich klingenden Death Metal Combos abhob. Da verwundert es nicht wirklich, dass die Bayern damals recht gute Kritiken für ihren Erstling erhielten.

Dennoch ließ man sich für den Nachfolger relativ viel Zeit. So vergingen ganze vier Jahre, bis man am 20.10. mit „Vas Hermeticum“ den Nachfolger vorlegte. Der Begriff „Vas Hermeticum“ sagte mir zunächst gar nichts, aber nachdem ich kurz Google bemühte, fand ich schnell heraus, dass das in der Alchemie das Gefäß ist, in dem sich die Wandlung vollzieht. Hier geht es jedoch textlich um die menschliche Psyche sowie den Unterschied zwischen und das Verschmelzen von Illusion und Realität. Von der lyrischen Komponente her ist die Scheibe also schon einmal höchst interessant.

Doch auch musikalisch hat „Vas Hermeticum“ so einiges zu bieten. Wobei es einem AMPLIFIED MEMORY hier alles andere als leicht machen. Wolfgang Paulini (Gesang), Christoph Lamprecht (Gitarre), Eley Ellmer (Gitarre), Michael Bichler-Thal (Bass), Felix Indra (Schlagzeug) und Simon Bodesheim (Keyboard, Klavier) gehen auf ihrem Zweitwerk nämlich noch eine ganze Ecke progressiver vor als auf dem Debüt. Der Einfluss der guten alten Göteborger Schule und solcher Gruppen wie AT THE GATES, DARK TRANQUILITY und älterer IN FLAMES ist zwar auch auf der neuen Scheibe hörbar, doch AMPLIFIED MEMORY scheuen sich auf „Vas Hermeticum“ nicht die Grenzen des Melodic Death Metal auszuloten, zu erweitern oder teilweise gar zu sprengen.

Dies tun sie zum Beispiel mit „A Walk On The Crystalline Path“ bei dem Simon Stusak als Gast mit seinem Saxophon für recht jazzige und für eine Death Metal Band recht ungewöhnliche Klänge sorgt. Die Nummer dürfte bei so manchem Hörer für erstauntes Augenreiben sorgen. Aber damit noch nicht genug der progressiven Elemente und untypischen Instrumente auf der Scheibe. Denn mit Cello (bei „Soporific“ und „Ammon’s Eclipse“) und Bratsche („Soporific“, „Ammon’s Eclipse“, „Into The Shelter Of A Mind“) sind hier Instrumente zu hören, die man eher in der Klassik als im Death Metal vermutet. Und so zündet bei weitem nicht jede der Ideen, die man in den zehn Songs auf „Vas Hermeticum“ verarbeitet.

Während der Gesang von Isabella Niedermeier und die derben Growls von Wolfgang Paulini bei „Ammon’s Eclipse“ erstaunlich gut harmonieren, wirken die Stimmen von Emanuel Enki und Paulini zusammen mit dem Klavier im deutlich zu lang geratenen „Multipolar“ irgendwie wie wahllos aus mehreren nicht zusammenpassenden Stücken zusammengebastelt.
Im Großen und Ganzen muss man AMPLIFIED MEMORY ein großes Lob für ihren Mut über den eigenen musikalischen Tellerrand zu schauen aussprechen. Hierbei haben sie teilweise richtig gute Ideen, verzetteln sich aber hin und wieder noch gewaltig. Trotzdem ist „Vas Hermeticum“ ein gutes Stück melodischer Death Metal. Allerdings sollte man sich entsprechend Zeit für das Album nehmen, da man schon einige Durchläufe benötigt um damit warm zu werden. Als Hintergrundbeschallung ist „Vas Hermeticum“ definitiv nicht geeignet. (Matthias)

Bewertung:

Matthias7,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 57:06 min
Label: Sliptrick Records
Veröffentlichungstermin: 20.10.2017

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