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nitrogods roadkillbbq200pxDas sich Ereignisse des Touralltags auch gerne mal auf ein nächstes Album niederschlagen liegt auf der Hand. So sollen die Raubeine der NITROGODS eines Tages auf Tour mit Oimel am Steuer ein Eichhörnchen plattgefahren haben. Der Galgenhumor, wie damit nun umzugehen sei, mündete in einem Gedenkgrillfest für den Nager und der nächste Albumtitel stand schon mal fest: „Roadkill BBQ“! Soweit, so brachialromantisch.

Eine LKW-Ladung Weizenbier später hat man einen Sack voller Ideen, welche letztendlich in „Roadkill BBQ“ mündeten. Über zwei Jahre ist die letzte Veröffentlichung „Rats and Rumours“ schon her. Seitdem wurden etliche Kilometer zurückgelegt und etliche Bühnenteile aus der Verankerung gerissen wenn Oimel gewalttätig auf den Bass mit dem BMW-Logo eindrischt, Henny, mit entrücktem Gesichtsausdruck mit der Gitarre so beeindruckend über die Bühne fegt, dass man manchmal das Gefühl hat er fliegt gleich mit Schwung ins Publikum. Angetrieben vom wuchtigen Getrommel von Klaus Sperling, der die Felle beim Trommeln gerne mal ein zweites Mal gerbt.



Während ich noch versuche „Roadkill BBQ“, trotz aller Ablenkungen im Sommer, irgendwie noch im Alltag unterzubringen, macht es sich das Album schon auf Platz 63 der deutschen Albumcharts gemütlich. Die erfahrenen Musiker haben sich den Erfolg hart erkämpft und leiden dennoch weiterhin unter den Platzhirschen in der Szene. Da ist es schwer seinen Platz in der dicht gedrängten Nische zu behaupten. Die NITROGODS wissen was sie ihren Fans zumuten können, und vor allem bieten müssen, und das ist hart gespielter Rock mit vielen Bluesanleihen und aufmüpfiger Leadgitarre. Was ich dennoch gleich vermisse sind diese Hymnen wie „Whiskey Supernova“ oder Black Car Driving Man“. „Rancid Rock“ könnte Nachrücken, wie auch „Boogeyman“, das wird aber die Zeit zeigen. Beim Song „A Los Muertos“ bekomme ich jedoch lange Zähne beim Hören, denn das erinnert mich dann doch zu sehr an die ONKELZ. Aber das ist ja auch alles Geschmacksache.


„The Price Of Liberty“ wirkt trotzig und nachdenklich, aber so recht zünden will der Song bei mir nicht. Der knarzige Gesang von Oimel scheint oft angestrengt und gepresst. Das hörte sich auf den Vorgängeralben weitaus angriffslustiger und entspannter an. „I Hate“ mag ich sehr, denn Henny kann sehr überzeugend angepisst singen und gleichzeitig die Gitarre verdreschen.
Alle Songs wirken handwerklich gut, jedoch fehlt mir die Energie und die Angriffslust, die noch auf „Rats & Rumours" zu spüren war.
Vielleicht täuscht mich ja auch mein Eindruck, und mir fehlt die Lust einfach hemmungslos zu feiern und zu trinken. Gerade beim aktuellen Weltgeschehen sollte man ja mal einen Gang runterschalten und ein wenig aufmerksam bleiben, um nicht von „Rechts“ überfahren zu werden.
Soundmäßig werde ich jedoch nicht enttäuscht. Als Liebhaber alter MOTÖRHEAD-Alben wie „Another Perfect Day“ „Overkill“ und „Bomber“ geniesse ich die schnörkellose Spielart. Die Songstrukturen fühlen sich an wie nach einem harten Tag nach Hause zu kommen um dann in vertrauter Umgebung zu entspannen. Zu entdecken gibt es natürlich auch Zitate anderer Helden wie THIN LIZZY, ZZ TOP und vor allem ordentlich THE WHO bei „Where Have The Years Gone“
Ich hoffe sehr, dass die NITROGODS ihre Schockstarre wegen Lemmys Tod bis zum nächsten Album überwinden, und ihren „No-Bullshit“ - Rock’n’Roll zu neuer Blüte verhelfen werden. Weniger Riff-Zitate, mehr Bauchgefühl wünsche ich mir von den drei Haudegen. „Coveralben“ gibt es, weiß (Lemmy ist) Gott schon mehr als genug. (Andreas)


Bewertung:

Andreas7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 49:41 min
Label: Steamhammer/ SPV
Veröffentlichungstermin: 26.05.2017

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