ensiferum twopathsMitte der Nullerjahre tobte in der Szene der Krieg zwischen den beiden aufstrebenden Lagern Metalcore und Pagan Metal, wobei erstere diesen eindeutig für sich entschieden haben. Dass der nordischen Schlachtenmetal eher unterging, lag nicht nur an der zu starken Versteifung auf Klischees, sondern eher daran, dass gerade nachrückende Bands irgendwann nur noch jene strapaziert haben. In Zeiten wie diesen kann man Sauflieder ohne schlechtes Gewissen nur noch auf der Wies´n und auf Malle bringen. Musikalisch zogen viele Bands leider dem sinkenden Niveau nach, und suchten ihr Heil eher in immer aufwendigeren Produktionen mit viel überflüssigem Ballast. Die Finnen ENSIFERUM haben solch einen Wandel durchlebt, gehörten sie doch zu Beginn zu den ernsthaften Vertretern des Genres, wie MOONSORROW. Doch auf den letzten Scheiben gab es nur noch Chöre satt und sogar seltsame Dancebeats, ob der Besetzungswechsel an den Tasten den Umbruch bringt? Erfolgreich war die Truppe zuletzt immer noch, doch mit sinkender Relevanz des Genres sollte man auf "Two Paths" entgegensteuern.

Schon der Blick auf die Songlängen verrät, dass hier wieder deutlich zurück gefahren wurde, kein ausuferndes Epos, kein Longtrack, nur Songs zwischen dreieinhalb und sechs Minuten, wie auf den frühen Werken. Da ging es zwar auch episch zu, doch eben nicht was die Songdauer anbelangt. Die Intros waren schon immer von einer gewissen Erhabenheit und da stellt „Ajattomasta Unesta“ keine Ausnahme dar, welches direkt in den Opener „For Those About To Fight For Metal“ übergeht. Und ebenso wie auf den ersten drei Alben, wird hier gleich richtig Gas gegeben, die DoubleBass rattert, die Leads duellieren sich mit den Riffs und Petri Lindroos keift mit Inbrunst.

Alleine der Songtitel ist eine klare Ansage, heuer geht man wieder direkter zu Werke, die Anleihen bei symphonisch angehauchten Kollegen sind Vergangenheit, hier regiert die rohe Wildheit. Chöre hat es zwar auch noch, aber hier handelt es sich um wuchtige, maskuline Wikingerchants. Ganz der Raserei verfallen ENSIFERUM in „Way Of The Warrior“, bei dem zur Wikingerschlachtplatte noch Thrashgehacktes serviert wird. Nur wenig langsamer ist das fanfarenhafte „King Of Storms“, dessen Harmonien fast schon DRAGONFORCE-verdächtig sind. Im Refrain gleitet man aber in düstere Passagen ab, in denen Lindroos auf klagenden Klargesang setzt.

Trotz des wieder gestiegenen Metalanteils hat man auch mehr cleane Vocals am Start wie etwa im Titelsong, bei dem aber der Refrain gegrunzt wird. Gänzlich ohne derbe Stimmen kommt das beschwingte „Don´t You Say“ aus, in dem auch mittelalterliches Instrumentarium zu Zuge kommt. Das fügt sich streckenweise besser ein als der Bombast zuletzt, der zu sehr gedacht war, um in anderen Gewässern zu fischen. Hier wird eher mehr Wert auf die Folkwurzeln gelegt, anstatt den Sound zu allzu weich zu spülen.
Die ganzen zusätzlichen Elemente klingen zumindest organischer, auch wenn bekannt ist, dass die frühere TURISAS-Tastenfrau ein digitales Akkordeon spielt. Daher wird vielleicht einiges aus der Klangbibliothek eines Synthesizers stammen, was aber der Art und Weise wie diese eingebaut werden, nicht schadet. Manches klingt ein bisschen nach Mittealter Rock, kann aber wie der weite Chorus in „I Will Never Kneel“ ein paar Punkte gut machen.

Darüber hinaus steuert die gute Netta noch ein paar Gesänge bei, die in „Feast With Valkyries“ an BLCKMORE´S NIGHT erinnern, aber in der zweiten Strophe cool mit DoubleBass unterlegt sind. Wenn dann noch die Wikingerchöre ihre Vocals im Chorus übernehmen, gerät die Nummer zur vielschichtigsten von „Two Paths“. Im Mittelpart und vor allem bei „God Is Dead“ ist aber der Schunkelfaktor ein wenig zu hoch und ENSIFERUM laufen Gefahr sich zu verlieren. Zum Glück reißt am Ende das schwermütige „Hail To The Victor“ wieder einiges raus. Hätte man diese Richtung konsequenter durchgezogen, wäre das Ergebnis noch besser ausgefallen, man zog es aber vor sich erneut in eine andere Richtung zu entwickeln. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 46:22 min
Label: Metal Blade Records
Veröffentlichungstermin: 15.09.2017

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