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all41 theworldsbesthopeLange war es still um Ausnahmesänger Terry Brock, der einst als Kandidat für DEEP PURPLE gehandelt wurde, als er in Diensten der Schotten STRANGEWAYS stand. Doch in den letzten Jahren hat er mit seiner damaligen Formation, GIANT, dem ROTH BROCK PROJECT oder solo einige Scheiben auf den Markt geworfen. Natürlich hat er bei seinem Label Frontiers da auch freie Hand für, denn die Italiener sind immer für neue Projekte offen. Nun hat er mit ALL 4 1 ein Quartett aus dem Hut gezaubert, bei dem er wieder einige bekannte Gesichter zusammen getrommelt hat. THREE-Bassist Robert Berry dürfte noch der unbekannteste sein, dessen Rhythmuspartner Matt Starr rührt bei Ace Frehley die Kessel und übernahm bei MR. BIG den Drumschemel vom erkrankten Pat Torpey. Und mit Gary Pihl konnte Brock einen echten Hochkaräter verpflichten. Einst treuer Gefolgsmann von SAMMY HAGAR schloss er sich nach dessen Einstieg bei VAN HALEN BOSTON an. Damit ist man gut gewappnet, um die Hoffnungen an das Debüt "World´s Best Hope" auch zu erfüllen.

Vom guten Gary ist zu Beginn erstmal wenig zu hören, bei den Harmonien von "After The Rain" ist das Keyboard dominant und lässt an JOURNEY Mitte der Achtziger denken. Gradliniger Mainstreamrock mit hymnischem Refrain, wie man ihn vielleicht schon zu oft zu hören bekommen hat. Für die Tasten zeichnet sich die Frontiers-Allzweckwaffe Alessandro DelVecchio verantwortlich, der auch die Produktion übernommen hat, und wie in vielen Projekten als ein zusätzlicher Mann agiert. Von der Machart ähnlich kommt "Down Life´s Page" daher, das eingangs noch ruhig tönt, dann aber Fahrt aufnimmt und vor allem im Keyboardbereich nach SURVIVOR klingt. Neben dem kleinen Schlenker am Anfang sind noch die "Oh Oh"-Chöre hervor zu heben, welche den Chorus anheben.

Die Schmiede für Boxerhymnen steht auch in "Cyanide" Pate, mit dem die Truppe ähnlich wie die Labelgenossen von RADIATION ROMEOS bereits an zweiter Stelle ihre beste Nummer raus haut, im Gegensatz zu denen, ist aber der Rest doch etwas potenter. Auch hier hat man wieder einige kleine Einfälle versteckt, welche die Kompositionen vor der Gleichförmigkeit retten. Vor allem die Arrangements von Starr knallen so richtig rein, man sieht den Mann vor dem geistigen Auge die Stöcke kreisen lassen. Dadurch drückt es einem die starken Melodien nur so ins Gesicht, und auch Pihl hat ein paar Einsätze, vor allem wie er aus dem Stadionchorus elegant heraus leitet.

Noch etwas rockiger geht es in "Show Me The Way" zu, das lässig beginnt und mit dezenten Orgelanklängen aufwartet, die aber eher im Stile von EUROPE klingen. Mit der Dynamik spielt obendrein noch "Hero In Your Life", auch wenn eine ruhige Strophe nach knackigem Einstieg doch ziemlicher Standard ist. Interessant sind hier aber die an BOSTON erinnernden Leads von jemand, der sich damit auskennt, dazu braust der mehrstimmige Refrain schön auf. Das liefert "Never Back Down Again" noch stärker, welches sich als Mitsinggarant präsentiert, dennoch die schwersten Riffs der Scheibe liefert. Auch das flächige Keyboardintro kann ein paar zusätzliche Akzente setzen, vor allem im Übergang zum Grundthema.

Es fällt schon auf, dass man sich im Verlauf der Scheibe an etwas tiefgängigerem Material wie dem atmosphärischen Titelsong am Ende versucht. "Don´t Surrender (To Love)" ist da trotz des Titels als Beispiel genannt, größtenteils balladesk gehalten weiß die Nummer mit akustischen Gitarren und dezenten bluesigen Anklängen zu überzeugen. Nach einer kleinen Steigerung in der Bridge gibt es noch einen wunderbar weiten Refrain zu bewundern. Damit wartet auch die Pianoballade "Mother Don´t Cry" auf, dazu noch begleitet von schwelgerischen Chören. In "Walk Alone" darf dann endlich mal der gute Gary etwas mehr in die Saiten hauen, die Fanfaren zum funkigen Ansatz kennt man von TOTO, der Drumeinsatz und die Tempowechsel machen das Stück zum abwechslungsreichsten.

Natürlich könnte man das Ganze jetzt wieder als Sammlung durchschnittlicher, schon etliche Male gehörter Kompositionen, die von Brocks Ausnahmestimme auf ein höheres Niveau gehoben werden durchwinken, doch das wird "The World´s Best Hope" nicht gerecht. Zum einen weiß der erfahrene Recke an der Gitarre auch mit einigen Soli zu gefallen, dazu ist die Produktion von Del Vecchio wieder äußerst druckvoll ausgefallen. Nicht nur klanglich, sondern eben auch wegen der vielen unscheinbaren Schlenker, hat der Haus - und Hoftoningenieur wieder ganze Arbeit geleistet. Ob ALL 4 1 aber im Gegensatz zu vielen anderen Projekten eine längere Lebensdauer haben, bleibt abzuwarten, Ansätze zu einer eigenen Identität sind da. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 45:18 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 07.07.2017

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