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radiationromeos radiationromeosUnd ewig projektet Frontiers Records! Wo Roadrunner und Earache in den Neunzigern etliche Tribute-Alben nutzten um die Veröffentlichungszahl hochzuhalten, versucht es das italienische Melodic Rocklabel mit immer neuen Bands mehr oder minder bekannter Musiker. Parramore McCarty war in den Achtzigern bei WARRIOR am Start, bevor ihn Steve Stevens zu seiner Solotruppe ATOMIC PLAYBOYS holte. Anfang des Jahrhunderts konnte er im Power Metalrevival mit seiner alten Truppe ein paar Erfolge feiern, nun hat er sein eigenes Ding am Start. So ganz sein Eigen sind die RADIATION ROMEOS dann vielleicht auch wieder nicht, am Songwriting hatte Michael Voss erheblichen Anteil, der ja mit PHANTOM 5 auch zur Frontiers-Familie gehört. Der deutsche Produzent hat auch den einen oder anderen Musiker auf „Radiation Romeos“ mitgebracht.

So wie auch die Band und das Album heißen, so ist auch der Opener betitelt. Der macht gleich klar, wohin die Formation will, kraftvoller Hard Rock paart sich hier mit ein paar bluesigen Ansätzen. Man muss aber schon zugeben, dass sich die legendären Y&T in dieser Disziplin deutlich besser schlagen, denn sie ziehen die Bluesausflüge konsequenter durch. Gerade wie Dag „Doc“ Heyne in der Auftaktnummer zum Solo überleitet, ist schon interessant, doch es bleibt beim Ansatz. Dabei hat er in früheren Arbeiten bewiesen, dass er es richtig gut kann.

Dem Songtitel entsprechend will auch das zentnerschwere „Bad Bad Company“ dem Blues frönen, doch es hat die Marschrichtung Heavy Metal erhalten, der auf der Scheibe auch immer mal wieder durchblitzt. Hier gelingt es die beiden Gegenpole besser zu vermischen, was ein wenig an die erste BADLANDS-Scheibe erinnert. In „Mystic Mountain“ schafft man es noch ein paar knallige Arrangements einzubauen, die zünden, dafür fällt der Chorus gegenüber den übrigen, recht hymnischen, etwas ab.

Ebenfalls im Blues watet bekanntlich der gute, alte Riffrock, welcher vor allem im zweiten Teil des Albums oft angespielt wird, wie etwa in „On The Tight Rope“. Als stärkstes Lied in dieser Stilistik erweist sich „Ghost Town“, bei dem mittels akustischen Gitarreneinschüben immer wieder schön mit der Dynamik gespielt wird. Die Klampfe kommt auch bei der Ballade „Like An Arrow“ zum Einsatz, so wie dezente Countryanleihen und ein paar ruhige Leadfills. Leider hat man das schon bei POISON ausreichend zu Gehör bekommen.

Dahingegen geht es im Rausschmeißer „Monstertraxx“, einem Überbleibsel von McCartys früherer, gleichnamiger Formation richtig zur Sache. In der Strophe pumpt der Bass mächtig und das Hauptriff brettert wunderbar über den Hörer weg. Doch die größte Stärke spielen die RADIATION ROMEOS dann aus, wenn sie etwas anspruchsvoller arrangieren. „Castaways“ ist nicht nur in seinem Pianointro melancholisch, hat ein paar gute Leadgitaren am Start, variiert das Tempo und steigert sich zu einem weiten Refrain.

Ähnlich in AOR-Gewässern fischt das sehr lockere, sonnige „Ocean Drive“, mit dem man schon an zweiter Stelle den klar besten Song präsentiert. Die Pianolinien über dem Basslauf könnten ebenso von SURVIVOR stammen, wie der großartige Chorus, der nur so nach Cabrio schreit. Die flüssigen Melodielinien und die Leads wollen diesem auf das Gaspedal steigen.
Der Stampfer „Promised Land“ tendiert klar in Richtung Achtziger Heavy Rock, die folkige Note lässt an GARY MOORE denken. Interessant ist auch der leicht progressive Ausflug in der Mitte, welcher die Atmosphäre betont. Lediglich die Geige ist zu prominent heraus gemischt, zumal RAINBOW die Zigeunergeschichten lieber mit den sechs Saiten erzählten.

Ansonsten ist aber die Produktion von Voss wie gewohnt klar und druckvoll, doch wie öfter bei ihm wirkt sie nicht lebendig genug. Manches klingt etwas steif, so wie man sich den Deutschen im Klischee vorstellt. Sicher lässt sich die Herkunft nicht leugnen, „Till The End Of Time“ könnte von BONFIRE aus der späten Lessmann-Phase stammen.
Doch es sind die, bis auf eine Ausnahme, fehlenden durchgängig schlüssigen Kompositionen, welche „Radiation Romeos“ nur schwerlich aus dem Mittelmaß heraus heben. Vieles bleibt zu sehr im Ansatz hängen, auch wenn das alles gut eingespielt wurde und viele tolle Momente zu finden sind. Da hilft auch die variable Stimme von Parramore McCarty nichts. (Pfälzer)



Bewertung:

Pfaelzer5,5 5,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 50:48 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 02.06.2017

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