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Für Fans von guten Biografien wurde es nach dem großen Erfolg von „The Dirt" in den letzten Jahren zunehmend schwieriger zu entscheiden, welcher Biografie sie sich als Nächstes widmen sollen. Fast am laufenden Band gibt es neue Veröffentlichungen, und unter denen befindet sich auch der ein oder andere Reinfall. Ganz und gar nicht zählt dies für das Buch des ersten KISS-Drummers Peter Criss, von Anfang bis Ende reißt „Ungeschminkt" den Leser mit, und Peter Criss wirkt durchgehend sehr authentisch.

Jeder kennt das Problem von Biografien, man beginnt zu lesen, und als Erstes kommt das Kapitel, bei welchem über die Kindheit der Person erzählt wird. In vielen Fällen handelt es sich dabei um eine langweilige Aufzählung der einzelnen Lebensstationen. Nicht so bei Peter Criss, bereits ab der ersten Seite möchte man gar nicht mehr aufhören zu lesen! Eine Anekdote folgt der nächsten, und seine harte Kindheit in Brooklyn bietet dem Leser sehr viel zum Schmunzeln und Nachdenken. Dabei wirkt „Ungeschminkt" an keiner Stelle gestellt, und Peter Criss wirkt sehr aufrichtig. Primär geht es natürlich um ihn, doch es dürfte wohl auch niemand darüber verwundert sein, dass auch KISS eine große Rolle spielen. Immerhin waren diese bis zu der letztendlichen Trennung ein Hauptbestandteil des Lebens. Hier kommen sowohl schöne Tourstorys zutage, aber es überwiegen letzten Endes doch die negativen Aspekte der Beziehung KISS – CRISS. Gerade Gene Simmons und Paul Stanley kommen dabei nicht besonders gut weg; wer das Buch von Ex-Gitarrist Ace Frehley kennt, den wird das nicht wundern. Allerdings sollte jedem, der sich ein wenig mit KISS beschäftigt, klar sein, dass es der Band heute wirklich nur noch ums Geld geht. Ich zumindest kenne kaum Musiker, die so offen über das Thema Geld sprechen, in „Ungeschminkt" wird diese Tatsache von Peter Criss noch einmal unterschrieben. Zum Teil ist es irgendwie sehr schade zu lesen, wie eine wirklich gute und interessante Band aufgrund von Geld den Bach hinunter ging, ebenso wie die Freundschaft, die zwischen den Musikern früher einmal herrschte.

Wider Erwarten ist aber nicht unbedingt seine Zeit bei KISS das Interessanteste am Buch, viel interessanter ist es, wie Peter Criss ganz offen über seine Drogenprobleme redet und seine Fehler eingesteht. An diesen Stellen lernt man mehr über den Menschen Peter Criss und nicht über den „Catman", wie er seine Rolle bei KISS selbst beschreibt. Gegen Ende ist man dann gänzlich davon überzeugt, dass Peter ein wirklich sympathischer Zeitgenosse ist, der sehr viel durchgemacht hat. Über seinen Kampf gegen den Brustkrebs wird sehr wenig geschrieben, doch das, was geschrieben wird, hat es in sich. Die Übersetzung ist sehr gelungen, und auch der Schreibstil wird an keiner Stelle langweilig, eigentlich möchte man das Buch am liebsten an einem Tag lesen.

„Ungeschminkt" ist wesentlich mehr als eine weitere Rockstar-Biografie, hier wird tatsächlich mehr über die Person Peter Criss selbst bekannt. So wie eine Biografie normalerweise eben auch sein soll. Insgesamt wirkt das Werk sehr authentisch, und am liebsten würde man nach dem Lesen mit Herrn Criss ein Bier trinken gehen. KISS-Fans müssen hier zugreifen, aber auch für den Otto-Normalverbraucher ist „Ungeschminkt" ein lesenswertes Zeitdokument. (Pascal)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Seiten: 352
ISBN: 978-3931624750
Verlag: I.P. Verlag
Erscheinungstermin: 17.05.2013

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