frankschaefer_metalstoriesFrank Schäfer wurde 1966 geboren und hatte durch die Gnade der frühen Geburt die Gelegenheit, zahlreiche der sagenhaften Konzerte, die unsereins nur vom Hörensagen kennt, selbst mitzuerleben. Dafür mußte er aber auch die 80er Jahre mit Dauerwelle, engen Lederklamotten und anderen modischen Grausamkeiten überleben. Er hat es geschafft. Er hat es auch geschafft, in einer Zeit ohne überteuerte, sinnlose Elektrogeräte, deren Namen mit i beginnt, zu überleben. Als wichtiger Zeitzeuge berichtet er aus einer Zeit, in der es noch den Opel Kadett gab (Gott hab‘ ihn selig – und seinen durchgerosteten Unterboden auch), in der man Musik auf Kassetten kopierte, und als sowieso alles besser war. Zumindest in den Augen aller Ewiggestrigen.


Wie auch immer, „Metal Störies“ (Wohooo! The evil Metal umlaut!) macht es einem nicht leicht. Nach den ersten beiden Kapiteln war ich versucht, das Teil sofort wieder wegzulegen. Was interessieren mich die nicht vorhandenen Fahrkünste des dicklichen Kumpels Jochen? Kann man das Monsters Of Rock noch langweiliger beschreiben? Und dann noch diese Orthografie… Die ist fast grausamer als KISS unmasked und Adrian Smiths vergeigtes Intro von „Wasted Years“. Vielleicht konnte man sich aber auch bloß wieder einmal (nicht „einmal mehr“!!!) keinen Lektor leisten. Oder hat es nicht für nötig erachtet. Mir jedoch stellen sich die Haare zu Berge, wenn ein schriftstellernder Doktor nicht in der Lage ist, in anständigem Deutsch ein Büchlein zu schreiben. Herrgottnochmalhimmelkruzifixundüberhaupt! Es gibt kein „einmal mehr“! Es heißt „wieder“, „wieder einmal“, „noch einmal“, …  - aber verdammt noch mal nicht „einmal mehr“. Da rollen sich einem ja die Fußnägel hoch! Stories mir ö schreiben, das kann der werte Herr Schäfer, und dann packt ihn das Denglisch wohl so richtig von hinten. Als dann auch noch neben mehreren anderen Schreibfehlern aus „das Riff“ „der Riff“ gemacht wird, da bin ich kurz davor, dieses Machwerk in die Ecke zu feuern.

Aber ich sitze im Zug, der hat keine Ecken. Vielleicht würde ich auch einen unschuldigen Mitreisenden verletzen, der nun wirklich nichts dafür kann, daß Herr Schäfer gerne „einmal mehr“ mag. Außerdem hab‘ ich sowieso nichts Besseres zu tun und als harter Metaller ist man ja leidensfähig. Man ist ja stahlhart und so. Frißt Eisen und scheißt Ketten. Und sogar bei den Frauen riechen die Fürze nicht nach Blümchen sondern nach Bier. Wie auch immer – Leute, blättert einfach ein paar Seiten vor. Es wird besser und besser und gegen Ende muß ich dann doch immer wieder lachen und schmunzeln. Und sehnsüchtig (sehnsüchtig? Nee, eigentlich nicht. Früher war eben doch nicht alles besser. Aber schön war es trotzdem) an die eigenen Anfangstage zurückdenken. Als es noch ein echtes Abenteuer war, auf ein Konzert zu gelangen (vor allem für uns Landeier – an dieser Stelle ein Gruß von Landei zu Landei!)). Als Wacken nur ein feuchter Traum war (und der Bandsalat beim Lieblingstape ein trockener Albtraum). Als auf Konzerten noch geraucht wurde, daß man noch drei Tage später stank und auch als Nichtraucher eine Raucherlunge entwickelte. Als auf Bierdosen noch kein Pfand war und das Vinyl weder kurz vor dem Aussterben, noch vor seiner Wiederbelebung stand.

„Ja“, denkt man immer wieder. „Daran erinnere ich mich. Ja, so war das bei mir auch. So war das damals.“ Und als dann noch „Standard“ und „grölen“, dem Gefühl nach des deutschen Schreiberlings liebste Vergewaltigungsopfer, richtig geschrieben sind – da hab‘ ich den Frank Schäfer wieder lieb (Grammar Nazi der ich bin). Und zu seinem Appell gegen das Bedürfnis der Bands, ihre Songs auch im akustischen Gewand aufnehmen zu müssen, kann ich nur sagen: Recht hat der Mann. Da macht es dann auch nichts, daß sich mir der Sinn dieses Büchleins jetzt eigentlich so gar nicht erschließt. Was will uns der Autor damit sagen? Will er uns überhaupt etwas sagen oder einfach nur angenehm unterhalten? Da wird wild zwischen dem ca. 18. und ca. 40. Lebensjahr Von Herrn Schäfer durch die Botanik gehopst, da steht man in Stadien, dort grillt man auf Hoteldächern, hier brutzelt man in Wacken, dort nippt man Bier und Jackie Cola und dann endet man auf einer Lesung mit pupertierenden Schwarzheimern. Nur der Metal, der ist immer dabei. Aha…es heißt ja auch Metal Störies. Aha, soso, da ist er also, der rote Faden. Na ja, es muß ja auch nicht immer alles einen Sinn haben.

Manchmal kann man sich ja auch einfach mal nett unterhalten. Und das klappt mit Metal Störies hervorragend. Witzig geschriebene kurze Geschichten (ideal um sie auffem Pott zu lesen also) rund um den Metal und alles, was man als Metaller so in der Welt der Musik erlebt (und jeder hat diese Sachen schon so oder so ähnlich erlebt) unterhalten doch sehr angenehm. Am Ende hab‘ ich gar nicht mehr verstanden, warum mir der Anfang eigentlich nicht gefallen hat. Vielleicht isses mit „Metal Störies“ aber auch einfach wie mit den Alben, die einem beim ersten Mal hören nicht gefallen und dann doch noch zur Lieblingsscheibe werden. Dieses Büchlein (bei 150 relativ groß bedruckten Seiten fällt es mir schwer, von einem Buch zu sprechen) muß man zwar nicht unbedingt haben, um weiter existieren zu können (im Gegensatz zu so mancher Metalscheibe), aber wenn man es hat, dann sollte man es auch lesen. Denn das macht Spaß. Nicht nur im Zug oder auffem Pott. (Anne)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Seiten: 150
ISBN: 978-3-8493-0056-2
Verlag: Metrolit Verlag
Erscheinungstermin: 16.02.2013

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