SwedenRock fast ausverkauft, Slayer bestätigt

swedenrock2019Die Headliner stehen zwar schon seit ein paar Wochen fest, nichtsdestotrotz schnüren die Macher des SwedenRock weiter an einem großartigen Bandpaket. Hierbei wird die gesamte Bandbreite abgegrast, welche die Rock – und Metalszene zu bieten hat. Sie bürgen ja auch schon seit vielen Jahren für hohe Qualität, weswegen sie zu den führenden Festivals Europas gehören. Doch nicht nur das macht das vom 05.-08. Juni statt findende Event zu einem absoluten Erlebnis, auch die Begleitumstände präsentieren sich dem Freiluftfreak als ideal. Im südschwedischen Sölvesborg steht der Fan im Mittelpunkt und es wird alles getan, dass er sich dort wohlfühlt, weswegen es sich hier um einen Pflichttermin handelt. Doch lest selbst, was Euch erwartet:

Natürlich geht im nächsten Jahr keine vernünftige Open Air-Sause ohne SLAYER über die Bühne. Die Thrash-Heroen aus Los Angeles begeben sich auf Abschiedstournee, aber nicht ohne den Sommer auf dem Kontinent noch einmal ordentlich zu rocken. Fans hingegen hoffen, dass sich das Quartett die Entscheidung noch einmal überlegt und es nicht beim letzten Auftritt in Schweden bleibt.

Dem Ruhestand müssten ZZ TOP eigentlich viel näher sein, doch der legendäre Bart-Dreier kann es nicht lassen und feiert 2019 sein fünfzigjähriges Jubiläum. Sicher gehen sie mit ihrem Southern Blues etwas entspannter zu Werke, doch die Truppe ist eine Institution, deren Frontmann Billy Gibbons gerade ein Soloalbum veröffentlicht hat. Das wird aber am Ostseestrand weniger von Bedeutung sein, hier wird es Hits hageln.

Dem Blues hat sich auch JARED JAMES NICHOLS verschrieben, wobei dieser mit Wisconsin keine so evidente Herkunft hat wie die Texaner. Dennoch gehört der Mann, der ebenfalls als Three-Piece auftritt zu den interessantesten Künstlern des aktuellen Bluesaufschwungs. Da wollen auf die einheimischen Acts in nichts nachstehen, weswegen LISA LYSTAM mit ihrer FAMILY BAND die schwedischen Farben vertritt.

Ebenfalls auf die Co-Headliner-Position dürften DREAM THEATER gebucht sein, die ja schon öfter zu Gast waren. Die New Yorker veröffentlichen im Februar nach vier Jahren ihr neues Album „Distance Over Time“. Ob die Progressive Metal-Könige auch in Sölvesborg ihr komplettes „Metropolis Part II“ –Album spielen, darf bezweifelt werden, aber auch so ist die Truppe live ein Genuss für alle Sinne.
Sie haben ja ein ganzes Genre geprägt und quasi miterfunden, in dem es unzählige Epigonen gibt. Da Prog auch gerne mal exotisch sein darf, sind im nächsten Jahr auch die tunesischen progressiven Power Metaller MYRATH zu Gast. Und das gastgebende Land schickt gleich einen kompletten Strauß Bands ins Rennen, von denen SEVENTH WONDER am stärksten vom Traumtheater beeinflusst sind. A.C.T. hingegen geben sich songorientierter, während HÄLLAS sich klar auf die Siebziger beziehen.

Da haben STYX auch als progressive Kapelle angefangen, sich aber mit Tommy Shaw kommerzielleren Klängen zugewandt und so den AOR mit aus der Taufe gehoben. Ende der Siebziger und zu Beginn der Achtziger füllten sie die Stadien der Welt mit Hits wie „Boat On The River“, „Babe“ oder „Mr. Roboto“, in der Norje Bucht werden sie einen Hauch dieser goldenen Ära versprühen.
Eine Zeit, der auch THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA nachhängt und diese mit Stil in die Jetztzeit transportiert. Die Truppe aus schwedischen Metalmusikern, die einer gemeinsamen Leidenschaft frönen gehört zu den Aufsteigern der letzten zwei Jahre. Einige der Musiker sind auch bei GATHERING OF KINGS aktiv, die das Ganze personell noch größer aufziehen und ebenfalls vor Ort sein werden.

In den Hochzeiten des Melodic Rock waren auch die Briten FM ein Thema, bis heute ist die Truppe aktiv und passt sehr gut ins Raster des SwedenRock. Ihre Landsleute UFO waren da vor allem in den Siebzigern weitaus erfolgreicher und schufen mit dem deutschen Gitarrenwunderkind Michael Schenker Klassiker wie „Force It“ und „Lights Out“. Mittlerweile wurde Schenker von Vinnie Moore hochwertig ersetzt, doch auch jene Combo litt zuletzt unter Auflösungserscheinungen, weswegen man den Gig nicht verpassen sollte, wer weiß ob diese Legende noch einmal zurückkehrt. Bei ihren früheren Kollegen von NAZARETH war einst ZAL CLEMINSON aktiv, der die nächstjährige Auflage mit seinen SIN DOGS beehrt.

Den Hard Rock schmiedet AXEL RUDI PELL seit Jahren höchst traditionell und weicht keinen Deut von seinem Kurs ab. Dafür lieben ihn seine Anhänger, von denen es auch in Skandinavien genug gibt. Die Reputation seines Landsmanns Schenker oder seines Vorbilds Ritchie Blackmore wird er zwar nie erreichen, dafür weiß er seit Jahrzehnten mit Qualität und tollen Shows zu überzeugen.
Rauer und rockiger gehen da BLACKBERRY SMOKE zu Werke, die deutlich in Südstaatengefilden wildern. Zuletzt veröffentlichten sie ihren sechsten Longlayer „Find A Light“, das sie ebenfalls im Gepäck haben. Ebenso ursprünglich lassen es DANKO JONES krachen, werfen allerdings den Blues von Bord und lassen die Riffs für sich sprechen. Der namensgebende Lautsprecher gehört sicher zu den markantesten Frontmänner der Szene.

Riffrockig sind auch THUNDERMOTHER unterwegs, die Schwedinnen werden ihr Heimspiel mit runderneuertem Line Up genießen. Ebenfalls dort zuhause sind die COOLBENDERS, die als Begleitung von JAMES HOLKWORTH mit dabei sind. Der Brite meldet sich damit nach Jahrzehnten mit Classic -und Blues Rock im Musikbusiness zurück. Und natürlich dürfen die Stoner Rock THE QUILL nicht fehlen, die im letzten Jahr leider kurzfristig absagen mussten.
Ebenfalls heiß erwartet sind die Comedy Rocker TENACIOUS D mit dem bekannten Schauspieler Jack Black und seinem Kumpel Kyle Gass. Sie nehmen diverse Klischees auf die Schippe, bieten darüber hinaus aber sehr ansprechenden Hard Rock, der auch in den Charts nach oben schoss wie zuletzt „Post Apocalyptico“. Es sieht so aus, als ob der augenzwinkernde Teil des Festivals im kommenden Jahr nicht aus Schweden kommt. Denn da kommen noch die ebenfalls amerikanischen GREEN JELLY, welche einst in den Neunzigern mit dem Riesenhit „Three Little Pigs“ die Lachmuskeln strapazierten, und nun ein Comeback versuchen.

Moderner gehen da THREE DAYS GRACE zu Werke, die jüngst mit „The Outsider“ ihr sechstes Album veröffentlicht haben. Die Post-Grunger gingen zwar öfter im Fahrwasser von CREED unter, können aber vor allem in ihrer US-Heimat mächtig punkten. Da ist der Erfolg von DISTURBED schon weltweiter verteilt, wobei sie sich zuletzt schwer taten, an „Immortalized“ anzuschließen. Das kürzlich veröffentlichte „Evolution“ verfügte aber auch nicht über so einen Überhit wie das SIMON AND GARFUNKEL-Cover „Sounds Of Silence“, bot aber immer noch jede Menge starken, emotionalen Alternative Metal.

Natürlich ist die traditionelle Metalfraktion wie gehabt klar in der Überzahl, weswegen eine Reihe Topacts aus der Richtung sich die Klinke in die Hand geben. Ganz vorne natürlich die saarländischen Überflieger von POWERWOLF, welche hierzulande erneut den Chartsthron gestürmt haben. Ihre Erfolgsgeschichte klingt fast wie ein Märchen, war doch Power Metal eher am Niedergang als sich die Formation 2005 gründete. Dieses Mal werden sie sicher eine größere Bühne bespielen als die 4 Sounds Stage.
Eine Legende in dem Genre sind sicher JAG PANZER, die zwar nie den ganz großen Durchbruch geschafft haben, aber dennoch zu den einflussreichsten Acts der Szene gehören. Ihr Debüt „Ample Destruction“ ist ein Meilenstein des US-Metal und Harry „The Tyrant“ Conklin verfügt über eine der außergewöhnlichsten Stimmen.

Die hatte einst auch Messiah Marcolin, doch der steht CANDLEMASS schon länger nicht mehr vor. Stattdessen schwingt da Originalshouter Johan Langquist wieder das Mikro. Vom Schicksal her dürften sich die schwedischen Epic Doomer mit ihren voran genannten amerikanischen Kollegen die Hand geben. Doch ihre epischen tragischen Hymnen sind immer wieder gerne gesehen und sorgen für in Zeitlupe geschwenkte Matten.
Umgekehrt verhielt sich die Karriere für BLAZE BAILEY, der einst bei WOLFSBANE seine Karriere begann, bevor er zum Sänger von IRON MAIDEN befördert wurde. Leider waren die Neunziger kein gutes Pflaster für ihn, weswegen die Rufe nach Bruce Dickinson immer lauter wurden. Seitdem widmet er sich seiner Soloband, die zuletzt an der „Infinite Entanglement“-Trilogie arbeitete. Natürlich wird er auch ein paar Stücke aus dem Fundus des 2018er-Headliners dabei haben!
Zeitgleich mit den eisernen Jungfrauen traten WITCHFYNDE auf die Bühne und schnitten sich ihr Scheibchen an der NWOBHM-Historie ab. Vor allem ihr Debüt „Give ´em Hell“ mit dem Song „Leaving Nadir“ wurde populär, während das zweite Album „Stagefright“ die besten Kritiken erhielt. Warum es nach vier Alben erstmal aufhörte, kann man heute nicht mehr nachvollziehen, doch noch existente Acts der Ära wie sie oder DEMON gehören einfach zum SwedenRock dazu.

Ebenso ist da Platz für die extremeren Spielarten, welche auch oft innovativ sind. Weniger innovativ sind die zwei härtesten Vertreter dieser Veröffentlichungsrunde, auch wenn derartige Acts aus dem GORGOROTH-Umfeld hervor gingen. Doch die Truppe um Infernus zelebriert immer noch frostigen, klassischen norwegischen Black Metal. Von der Herkunft her sind KRISIUN Exoten, die Brasilianer mischen seit fast dreißig Jahren im Death Metal mit und bringen ihre Heimat neben SEPULTURA auf die metallische Landkarte.

Und für gestresste Festivalbesucher gibt es noch viele Dinge zu entdecken, die man bei anderen Veranstaltungen evtl. bemängelt:

Wer störte sich auf Festivals nicht immer schon daran, ewig sein Gepäck schleppen zu müssen, dann noch auf dem Weg zum Gelände ein weiteres Paar Schuhe zu durchlaufen oder auch auf dem Weg dorthin an fast stadtähnlichen Aufbauten vorbei zu wandern? In Schweden ist das alles anders, es gibt mehrere Campingplätze, die alle ihren eigenen Parkplatz haben und rund ums Gelände verteilt sind. Durch eigene Parkplätze für Wohnwagen und Motorräder wird die Logistik noch weiter gestrafft, so dass keiner weit hat zu seinen Bands.

Das ist allerdings nicht der einzige Vorteil des hauseigenen Geländes. Die schöne Lage nur ein paar Meter vom Meer entfernt, ist weitaus charmanter als so manche Autobahnraststätte oder wo man schon alles hat Festivalbesucher hat zelten lassen. Von der Größe her fasst das übersichtliche Areal die 33500 Besucher locker, so dass es keine großen Staus gibt. Dazu kommt eine große Anzahl von Spültoiletten, teils fest installiert, eine durchgehende Trinkwasserversorgung und Duschhäuser.

Wen ärgerten nicht schon mal Stiefel oder anders gekleidete Füße anderer Fans drei Stockwerke zu weit oben im eigenen Genick? Der wird hier seine himmlische Ruhe haben! Das in die vorderen Reihen kommen auf dem Luftweg ist beim SWEDENROCK ebenso wenig erwünscht, wie das Nachexerzieren der neuesten im Hinterhoffitnesscenter erlernten Karatemoves oder auch die Christian-Schwarzer-Nummer. Doch keine Angst, der Schwede, weiß zu feiern, ist oft textsicher und bewegt sich nur etwas, nun ja, freigeistiger.

Und nervte es nicht immer schon, wenn eigentlich arrivierte Formationen mit 50 oder 60 Minuten Spielzeit abgespeist wurden? Da haben die Acts gerade mal Zeit, genau die Lieder zu spielen, die man selber nicht mehr hören kann. Beim SWEDENROCK haben die Bands auf den Hauptbühnen 75 oder 90 Minuten und können teilweise ihr komplettes Set aufbieten. Durch die somit entstehenden langen Umbauphasen, hat man auch genug Zeit, die Bühnenproduktion aufzubauen. Wer allerdings dabei sein will sollte sich beeilen, denn viele Tickets sind nicht mehr verfügbar, die Vier-Tages-Tickets waren sogar nach zwei Tagen ausverkauft, doch am ersten Tag, dem Mittwoch wird wie immer nur ein kleineres Programm auf drei Bühnen gefahren.

Bei den Drei-Tages-Tickets muss man 2698 SEK bezahlen, ansonsten besteht die Möglichkeit für ein Vier-Tages VIP-Ticket für 4598 SEK. Der Ticketverkauf findet exklusiv über Ticketmaster statt. Tagestickets werden später noch zum Verkauf angeboten. (Pfälzer)

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